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Landwende - Flächenverfügbarkeit und Flächenkonkurrenzen

Wie stellen wir die Landwirtschaft naturverträglich und klimaresilient auf? Wie ernähren wir uns, dass es unserer Gesundheit und dem Planeten bekommt? Wie bringen wir Waldschutz und nachhaltige Holznutzung in Einklang? Und wie nutzen wir die verfügbaren Flächen vor dem Hintergrund konkurrierender Ansprüche? Kurz: Wie gelingt die Landwende zum Schutz von Klima und Biodiversität? Diese und weitere Fragen beantwortet das Policy Brief des Öko-Instituts.

55 Hektar am Tag: Wir nutzen zu viel Fläche

Bis 2030 sollen hierzulande weniger als 30 Hektar am Tag für Siedlungs- und Verkehrszwecke neu in Anspruch genommen werden, laut dem integriertem Umweltprogramm sogar nur 20 Hektar. Bis 2050 strebt die Bundesregierung in ihrer Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zudem eine „Netto Null“-Versiegelung an. Ziele, die in fast unerreichbarer Ferne zu liegen scheinen. Denn täglich verschwinden in Deutschland durchschnittlich 55 Hektar oder auch 78 Fußballfelder unter Siedlungen und Infrastrukturen für den Verkehr. Dieser Trend ist zwar rückläufig, doch reicht der Rückgang nicht aus, um die Ziele zu erreichen. Insgesamt hat sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in den vergangenen sechs Jahrzehnten verdoppelt. Derzeit hat sie einen Anteil von 14,5 Prozent an den gesamten Flächen hierzulande. Besonders hoch ist die Neuinanspruchnahme von Flächen in ländlichen Regionen – die Flächen kosten deutlich weniger als in Wachstums- oder Ballungszentren. Befördert wird dies oftmals durch steuerliche Anreize wie die Pendlerpauschale. Oft fehlt zudem ein Bewusstsein für die Problemlage.

Zerschnittene Landschaften, verlorene Lebensräume

Wir brauchen Flächen nicht nur für Siedlung und Verkehr, sondern auch für die Land- und Forstwirtschaft, für den Naturschutz, für den Bau von Anlagen regenerativer Energiequellen oder die Moorwiedervernässung und damit für den Klimaschutz. Auch die Klimaanpassung braucht Flächen – so etwa in den Auen gegen zunehmenden Starkregen sowie für Wasserreservoire in Dürreperioden. Wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen gehen verloren und werden durch die Zerschneidung der Landschaft gefährdet. Die Versiegelung zerstört die Bodenfunktionen, Wasser und Luft können nicht mehr eindringen. Das beeinträchtigt auch die Bodenfruchtbarkeit, denn die Bodenfauna kann so nicht überleben. Darüber hinaus sind Infrastrukturen durch die Zersiedelung geringer ausgelastet, ein höherer Versorgungsaufwand der einzelnen Bürger*innen ist die Folge. Auch mit Blick auf die weltweit begrenzten Landwirtschaftsflächen und der Ernährungskrise ist ein solch hoher Flächenverbrauch schon lange nicht mehr vertretbar.

Flächenverbrauch und Klimawandel

Zudem wirkt sich der Flächenverbrauch direkt auf die Treibhausgasemissionen aus. Denn er zerstört natürliche Kohlenstoffsenken und geht mit Ressourcenverbrauch einher. Besonders hoch sind die CO2-Emissionen, wenn Wälder für Siedlungen und Verkehr abgeholzt werden oder Moorböden in Siedlungsflächen umgewandelt werden.

Flächen spielen (k)eine Rolle

In den Planungsprozessen von Städten und Kommunen spielen Flächensparen und Flächenrecycling bislang keine ausreichende Rolle – obwohl sich damit Umwelt, Klima und Ressourcen schützen lassen. Auch das Bewusstsein und das Fachwissen über die Auswirkungen des Flächenverbrauchs und die damit verbundenen Treibhausgaswirkungen sind noch zu gering ausgeprägt. Den Planer*innen in Städten und Gemeinden fehlen zudem die notwendigen Instrumente, um diese Auswirkungen zu quantifizieren.

Kein Ausgleich durch das Bundesnaturschutzgesetz

Gleichzeitig schaffen das Bundesnaturschutzgesetz und die darin vorgesehene Eingriffsregelung keinen ausreichenden Ausgleich. Darin ist zwar vorgesehen, dass unvermeidbare Eingriffe in die Natur ausgeglichen, ersetzt oder mittels einer Ersatzzahlung kompensiert werden müssen. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine vollständige Entsiegelung oder Renaturierung als Ausgleich erfolgt. Die hohe ökologische Wertigkeit unberührter Flächen wird nicht wiederhergestellt.

Lösungsansätze für mehr Flächenschutz

Um Flächen einzusparen, ist es dringend notwendig, die Innenentwicklung bestehender Städte und Siedlungen zu stärken. Dabei werden zum Beispiel Brachflächen aktiviert, bestehende Gebäude aufgestockt oder nach einem Abriss mit mehr Nutzfläche wiedererrichtet. Das Instrumentarium dafür muss besser genutzt und nachgeschärft werden, Hemmnisse für das Flächenrecycling müssen abgebaut werden. Gleichzeitig muss die Flächeninanspruchnahme außerhalb der Städte verringert werden – beispielsweise durch Abschaffung der Pendlerpauschale. Auch der Neubau von Verkehrsinfrastruktur sollte deutlich reduziert werden. Planer*innen und Entscheider*innen müssen Fläche dafür als zentrale Ressource in ihren Entscheidungen berücksichtigen. Dafür braucht es jedoch ämterübergreifende Organisationsstrukturen und ein effektives Flächenmanagement. Auch Bodenschutzkonzepte, die es bereits in etwa zwanzig Städten hierzulande gibt, helfen dabei Flächen zu sparen

Landwende – Strategien und Lösungen für eine nachhaltige Landnutzung

Policy Brief

Weitere Informationen zur Flächenverfügbarkeit und Flächenkonkurrenzen

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