Auf die Plätze, fertig, … Webportal für mehr Nachhaltigkeit in Sportveranstaltungen

Sportveranstaltungen ökologisch verantwortbar, sozial gerecht & wirtschaftlich tragfähig gestalten
Eine digitale Plattform, an dessen Entwicklung das Öko-Institut zusammen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund sowie der Deutschen Sporthochschule Köln gearbeitet haben, hilft Veranstaltenden die passenden Ziele und Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit bei kommenden Events auszuwählen. Über 600 Maßnahmen finden User*innen auf www.nachhaltige-sportveranstaltungen.de, die alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit abdecken: Umwelt, Soziales, Ökonomie. Ausgangspunkt für die Organisation einer nachhaltigen Sportveranstaltungen liegt in den sechs Steuerungsbereichen: Strategieentwicklung, Finanzierung, Beteiligung, Menschenrechte, Kommunikation, Berichterstattung. Der Rahmen der der Handlungsfelder wird gebildet von den fünf Transformationsbereichen: Natur, Ressourcen, Klima, Mensch & Gesellschaft sowie Wirtschaft. Für jeden Bereich gibt es eine Kurzbeschreibung sowie die jeweiligen Grundsätze zur Information.
Die Disziplinen: aus 17 Handlungsfeldern wählen & Prioritäten setzen
Aus den Transformationsbereichen leiten sich insgesamt 17 Handlungsfelder ab. So ist beispielsweise das Transformationsfeld „Klima“ mit den folgenden vier Handlungsfeldern verbunden:
- Energie und Klima
- Verkehr
- Sportstätten und Infrastruktur
- Verpflegung.
Zu den weiteren, insgesamt 17 Handlungsfeldern gehören:
- Natürliche Lebensräume und Artenvielfalt
- Wasser
- Abfall
- Vielfalt und Teilhabe
- Barrierefreiheit
- Sport- und Vereinsentwicklung
- Bildung für nachhaltige Entwicklung
- Gesundheit und Wohlbefinden
- Engagement aus der Gesellschaft
- Ressourcenzyklus
- Wertschöpfung und Tourismus
- Finanzierung und Kostenstabilität
- Innovation und Digitalisierung.
Für die jeweiligen Handlungsfeldern sind Ziele, Unterziele und Indikatoren identifiziert und wo möglich auch ein Zielwert für nachhaltiges Handeln als Orientierung angegeben. Für das Handlungsfeld „Energie und Klima“ lassen sich beispielsweise „die Reduktion des Energiebedarfs“ oder „die Bereitstellung von Energie aus erneuerbaren Quellen“ als Ziele setzen und mit den vorgeschlagenen Unterzielen messbar konkretisieren. Anschließend gilt es, die passenden Maßnahmen für die geplante Veranstaltung aus dem Maßnahmenkatalog zusammenzustellen.
Auf dem Trainingsplan: konkrete Maßnahmenplanung
Im Maßnahmenkatalog werden konkrete Maßnahmen aufgelistet.
Filterfunktionen Maßnahmenkatalog www.nachhaltige-sportveranstaltungen.de
Neben den Handlungsfeldern sowie Zielen kann durch die Eingrenzung des Funktionsbereichs dezidiert bestimmt werden, in welchem Bereich die Maßnahmen umgesetzt werden können/sollen. Je nach Größe der Veranstaltung können nicht relevante Bereiche ausgeblendet werden. Zudem lässt sich eine weitere Begrenzung auf „Einstiegsmaßnahmen“ vornehmen oder „Megaevents ausblenden“ – also Maßnahmen, die nur für große Veranstaltungen wie etwa eine Fußball-Weltmeisterschaft geeignet sind.
Beispiel für Maßnahmen im Handlungsfeld Verkehr
Zu den angezeigten Maßnahmen gibt es dann jeweils eine grobe Einschätzung zum Aufwand sowie Wirkungspotenzial. Daneben lässt sich die angezeigte Auswahl in einem PDF herunterladen und kann so direkt mit ins nächste Planungs-Meeting genommen und besprochen werden.
Vom Startschuss bis in die Ziellinie: das Veranstaltungsmanagement
Für die nachhaltige Planung sowie Durchführung einer Sportveranstaltung sind Managementprozesse und bestimmte administrative sowie organisatorische Voraussetzungen notwendig. Die sechs Steuerungsbereiche geben hier Orientierung, zudem bilden sie die Grundlage des Planungstools:
- Strategieentwicklung,
- Beteiligung,
- Finanzierung,
- Menschenrechte,
- Kommunikation sowie
- Berichterstattung.
Die Übersicht behalten Nutzer*innen mit dem integrierten Planungstool. Dieses bietet eine chronologisch aufgebaute Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Implementierung eines Nachhaltigkeitsmanagements. Dort können die einzelnen Schritte abgehakt, zu jedem Schritt Notizen hinzugefügt und die Fortschritte jederzeit gespeichert werden. Am Ende steht ein PDF zum Download bereit, der für kleinere Veranstaltungen und Einsteigende zudem direkt als Nachhaltigkeitsbericht dient.
Selbst-Check zum Status der Maßnahmen & Ziele
Um zu prüfen, wo man mit den bereits bestehenden Maßnahmen steht, gibt es den Selbst-Check. Durchführen lässt sich dieser anhand der Ziele oder anhand der Maßnahmen. Er zeigt zudem auch auf, in welchen Bereichen noch Kraftreserven bestehen.
Mit dem integrierten ökonomischen Wirkungsrechner können Veranstaltende sogar eine Abschätzung der ökonomischen Effekte der geplanten Veranstaltung vornehmen. Denn gerade größere Sportveranstaltungen liefern finanzielle Vorteile für die Region. Mit ein paar einfachen Angaben zu den Teilnehmer*innen und Besucher*innen lassen sich so Argumente gegenüber Fördergeber*innen, Sponsor*innen und lokalen Behörden visualisieren.
Zur Analyse: von Erfolgen lernen & miteinander austauschen
Das Portal bietet darüber hinaus, mehrere Möglichkeiten sich mit anderen Veranstaltenden zu vernetzen sowie auszutauschen und es gibt eine Übersicht zu bereits erfolgreich implementierten Praxisbeispielen. Mit aufgelistet ist beispielsweise eine positives Praxisbeispiel (Good Practice) zum Recycling aus dem Handlungsfeld „Ressourcenschutz“, die beim GENERALI Berliner Halbmarathon bereits seit einigen Jahren umgesetzt wird. Um nicht auszukühlen, können sich die Läufer*innen nach Beendigung des Rennens mit einer Wärmefolie ausstatten. Diese werden mithilfe von mit einem Fahnenrucksack gekennzeichneten freiwillig Engagierten, Hinweisschildern vor Ort sowie durch vorab platzierte Call-to-Action-Hinweise im Newsletter und in den sozialen Medien später wieder eingesammelt. Die eingesammelten Folien werden dann mittels Ballenpresse – zur Verfügung gestellt vom lokalen Müllentsorger und langjährigen Partner der Veranstalter – zu Ballen gepresst und im Nachgang zum Event wieder an den Hersteller zurückgeführt. Daraus werden anschließend erneut Wärmefolien produziert. Auf ein Branding wird für besseres Recycling bewusst verzichtet. Im Rahmen des Rennens, das am 6. April 2025 in Berlin stattfand, gibt es zudem Aktionen zur Abfalltrennung, Refill-Stationen für Trinksysteme, vergünstigte DB-Tickets sowie seit dem Marathon im Vorjahr eine Kooperation mit der Berliner Stadtmission zur Sammlung von Kleiderspenden.
Für Einsteiger*innen werden im Webportal einige wenige Maßnahmen vorausgewählt, die mit geringem Aufwand einhergehen. Da gibt’s auch einfache Ideen für das nächste Schulsportfest. Na dann auf die Plätze, fertig, los!
***
Die Entwicklung des Webportals www.nachhaltige-sportveranstaltungen.de wurde gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und Bundesministerium des Innern und für Heimat aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
Stefanie Degreif, stellvertretende Leiterin des Bereichs Ressourcen & Mobilität am Standort Darmstadt, beschäftigt sich unter anderem mit nachhaltiger Rohstoffwirtschaft. Senior Researcher Dr. Hartmut Stahl hat seinen besonderen Forschungsschwerpunkt in den Bereichen Sport und Umwelt. Julia Schütz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin. Alle drei sind im Bereich Ressourcen & Mobilität in Darmstadt tätig.
Weitere Informationen
Zum Portal „Nachhaltige Sport[groß]veranstaltungen“