Spenden
Im Fokus

Der hydraulische Abgleich

Als der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im Juni 2022 die Gebäudeeigentümer*innen dazu aufrief, ihre Heizungen zu optimieren, um Energie zu sparen, wunderten sich wahrscheinlich viele in diesem Land: Wer kann denn so was? Auch Dr.-Ing. Lena Schnabel stellte sich die Frage, wie an Millionen von Heizungen – auch angesichts des enormen Fachkräftemangels – der notwendige hydraulische Abgleich umgesetzt werden könnte. Also nahm sie die Frage mit an ihren Arbeitsplatz. In einer Mittagsrunde am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg, wo sie den Bereich Wärme- und Kältetechnik leitet, betonten die Kolleg*innen: Ganz so einfach ist das tatsächlich nicht. „Bei einem hydraulischen Abgleich überprüft man, verkürzt gesagt, den Heizbedarf in unterschiedlichen Räumen und wie die Heizkörper miteinander vernetzt sind. Eine verbesserte Einstellung kann dann bis zu 20 Prozent Energie einsparen. Doch dafür braucht man Fachwissen.“ Gleichzeitig weiß die Ingenieurin für Energie- und Verfahrenstechnik von ihrer Lehrtätigkeit an der Universität Freiburg aber auch, dass viele Student*innen sich für praxisorientierte Aufgaben begeistern lassen. Unterstützung fand sie bei Jens Pfafferott von der Hochschule Offenburg, einem Professor für Energie- und Gebäudetechnik, der Kontakt mit Handwerksbetrieben der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik aufnahm.

Ein Pilotprojekt war geboren: In einem mehrtägigen Workshop brachte Professor Pfafferott Student*innen bei, die notwendigen Daten für die Heizungsoptimierung zu erfassen, eine Bestandsanalyse und die erforderlichen Planungen durchzuführen. „Im nächsten Schritt konnten dann die Handwerker*innen dazu kommen und die Heizungsoptimierung in der Regel schnell abschließen.“ Für den ersten Probedurchlauf stellte Dr. Lena Schnabel ihr eigenes Haus in Freiburg zur Verfügung. Aber auch weitere Gebäudeeigentümer*innen waren schnell gefunden, nachdem das Projekt öffentlich gemacht wurde. „Das Interesse überstieg sogar unsere Kapazitäten“, erzählt die Abteilungsleiterin. Ein zusätzlicher Vorteil der Heizungsoptimierung: Sie zeigt auch, ob das Gebäude für eine Wärmepumpe geeignet ist.

Bei der ersten Runde des Projektes waren zehn Student*innen der Universität Freiburg und der Hochschule Offenburg beteiligt, die zweite Runde ist schon geplant. Nun wird es 26 Teilnehmer*innen geben, auch von der Universität Düsseldorf.  „Diesmal wollen wir ein wenig anders vorgehen: Die Handwerker*innen suchen Objekte aus, bei denen sie eine Heizungsoptimierung für sinnvoll halten“, erklärt Lena Schnabel. „Im Herbst 2022 haben wir außerdem mit unterschiedlichen Hochschulen gesprochen, die Interesse haben, das auch auf ihrem Campus umzusetzen.“ Zusätzlich plant das Projektteam eine Online-Plattform, um interessierte Eigentümer*innen, Student*innen und das Handwerk regional zu vernetzen.