Porträt: Dr. Marion Wingenbach (Öko-Institut)
Christiane Weihe
In ihrer Heimat, dem Hochschwarzwald, dreht sich noch nicht so viel. Zumindest kaum Windräder. „Es wurde ein Windpark mit sechs Anlagen beantragt, aber es gibt in den Gemeinden erhebliche Bedenken“, sagt Dr. Marion Wingenbach. „Die ausgewählten Flächen sind in Privathand und in einer Wasserschutzzone, obwohl die Möglichkeit bestünde, gemeindeeigene Flächen zu nutzen. Daher kann ich die Abwehrhaltung verstehen.“ Die Wissenschaftlerin sieht natürlich die Vorteile der Windenergie und weiß, dass die Kommunen profitieren können. „Leider gibt es in den Gemeinden häufig wenig Know-how und oft keine ausreichenden Kapazitäten.“
„Viele Kommunen finanzieren bereits E-Mobilitätsangebote oder ihre Sportstätten mit Einnahmen aus erneuerbaren Energien. Von ihren Erfahrungen können andere Gemeinden lernen.“
Wesentlich dafür, dass Kommunen und Bürger*innen etwa für Windenergieanlagen gewonnen werden können, sei ein gerechter Ausbau. „Dazu gehört nicht nur, dass die Anlagen fair verteilt werden, sondern auch, dass die Bedürfnisse der einzelnen Regionen aufgegriffen werden. Und nicht zuletzt: dass die Gemeinden auch finanziell etwas davon haben.“ Dass solche Prozesse Zeit brauchen können, weiß sie übrigens aus eigener Erfahrung mit der Sanierung eines alten Bauernhauses von 1850. „Nach vier Jahren Kernsanierung des Erdgeschosses kommt nächstes Jahr das Dach dran – und dann natürlich auch Solarenergie drauf.“
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Weitere Informationen
Expertise
- Integration erneuerbarer Energien in das Energiesystem: Systemanalyse, Regulierung und Systemtransformation
- Energiesystemmodellierung (Open Source, Open Data, Szenarienentwicklung, regionale Verteilung von Erzeugungsanlagen, gesellschaftliche Aspekte)
- Einfluss sozial-ökologischer Faktoren auf den Ausbau von Stromerzeugungsanlagen
- Akzeptanzaspekte im Rahmen der Transformation der Energieinfrastruktur
- Stromkennzeichnung, Zertifizierung von Ökostrom
Wichtige Projekte
- Robuste Entwicklung des Energiesystems zur Wahrung der Energiesicherheit - Open-Source-Methoden für die robuste Entwicklung des Energiesystems zur Wahrung der Energiesouveränität und Resilienz
- Überblick über die Raumplanung für erneuerbare Energien und die Ausweisung von Beschleunigungsgebieten in ausgewählten EU-Mitgliedstaaten
- Herkunftsnachweise für Gas, Wasserstoff, Wärme/Kälte: Möglichkeiten rechtlicher, prozessualer und technischer Umsetzung der Register und der Konversion
- Ausgestaltungsoptionen für ein Strommarktdesign zur Finanzierung eines vollständig erneuerbaren Stromsystems
- Planwende durch die Transdisziplinäre Integration regionaler und soziokultureller Faktoren in die Planung von Energiewende-Maßnahmen vor Ort
Ausbildung und Berufserfahrung
- 2007 bis 2013: Studium „Energie- und Umweltmanagement“ an der Europa-Universität Flensburg
- 2013 bis 2019 Lehre Energie- und Umweltpolitik
- 2013 bis 2019: Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Energie- und Ressourcenwirtschaft von Prof. Dr. Olav Hohmeyer am interdisziplinären Institut für Umwelt-, Sozial- und Humanwissenschaften/Studiengang Energie- und Umweltmanagement an der Europa-Universität Flensburg
- 2018: Promotion an der Europa-Universität Flensburg zum Thema „Integration sozial-ökologischer Faktoren in die Energiesystemmodellierung am Beispiel von Entwicklungspfaden der Windenergie in Deutschland“
- Seit 2019: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Öko-Institut im Bereich Energie & Klimaschutz
Aktuelle Publikationen
- Gerechtigkeit im EE-Ausbau: Systemische Wirkung gerechter EE-Verteilungen. Kosten, Emissionen und Strommarktimplikationen
- Gerechtigkeit im EE-Ausbau: Erneuerbare gerecht in die Fläche bringen. Verteilungslogiken, algorithmische Ansätze und Konsensräume.
- Electricity market design for 100 % renewable energy in Germany – Challenges and solutions
- Ein zukunftsfähiges Strommarktdesign für Deutschland
- Overview of Renewable Energy Spatial Planning and Designation of Acceleration Areas in Selected EU Member States
- Potenzialflächen für Agri-Photovoltaik