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Analyse zeigt großes Klimaschutz-Potenzial bei Film-Produktionen

Erstmals wurden die Treibhausgasemissionen von Filmen und Serien in einer umfangreichen Studie systematisch analysiert. Die Nachhaltigkeitsinitiative hat zum Ziel, Klimafolgen zukünftig vom Produktionsbeginn an mit zu berücksichtigen und zu reduzieren.

78 Produktionen: vom Kinofilm bis GNTM

78 Film- und TV-Produktionen haben an der Nachhaltigkeitsinitiative „100 grüne Filmproduktionen“ des Arbeitskreises „Green Shooting“ der MGF Filmförderung Baden-Württemberg teilgenommen, bei der während der Produktion eine Reihe von Umweltkriterien eingehalten werden mussten. Gesendet wurden diese von der ARD, Amazon, der Mediengruppe RTL, Netflix, SKY, dem ZDF und ProSiebenSat.1 oder sie waren im Kino zu sehen (Liste der Filme siehe Link unten). Fast die Hälfte der teilnehmenden Produktionen waren Spielfilme oder fiktionale Fernsehfilme (siehe Abbildung).

Abbildung Anteil der Formate der 78 Produktionen, Quelle: Öko-Institut

Das Öko-Institut hat die Ergebnisse ausgewertet

Auf der Grundlage der THG-Bilanzen und der eingereichten Abschlussberichte hat ein Forschungsteam des Öko-Instituts die Nachhaltigkeitsinitiative im Auftrag der MFG Filmförderung Baden-Württemberg ausgewertet und dadurch die Weiterentwicklung der Kriterien unterstützt. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien hat die Studie finanziell gefördert.

Die Auswertung umfasste verschiedene Bereiche: zum einen die Analyse der Treibhausgas­emissionen der beteiligten Produktionen, eine quantitative und qualitative Auswertung zur Einhaltung der Kriterien sowie die exemplarische Quantifizierung der Einsparungen, die durch die Produktionen durch die Einhaltung der Kriterien erzielt werden konnten.

Einflussfaktoren Transport, Reise, Energie, Drehtage, Catering

Pro Filmminute stoßen verschiedene Formate unterschiedlich viel aus: aufwendige Serien und Spielfilme mehr als Daily Soaps, Dokumentarfilme oder Dokuserien. Mehr als das 50-fache an THG emittiert etwa die Produktion einer Minute einer aufwendig produzierten Serie (1.400 Kilogramm CO2-Äquivalente (CO2e)) als ein Dokumentarfilm (25 Kilogramm CO2e).

Unterschiedliche Treibhausgasemissionen je nach Film-Format Abbildung Treibhausgasemissionen pro Filmminute nach Format, Quelle: Öko-Institut

Den größten Anteil an den THG-Emissionen hat mit 40 bis 80 Prozent über alle Formate hinweg der Sektor „Reise und Transport“. Ebenfalls einen größeren Anteil haben die Ausstattung, das Catering sowie bei Daily Soaps Raumwärme, Klimatisierung und Beleuchtung des Studios. Lange Drehzeiten stehen nicht zwingend für mehr ausgestoßene Treibhausgase.

Wo die CO2-Emissionen in der Filmproduktion entstehen

Die Einsparungen sind umso größer, je früher der Klimaschutz bei der Vorbereitung eines Films mitgeplant und der Aufwand sowie die Kosten einkalkuliert werden. Das gilt sowohl für die strategischen Entscheidungen zum Drehort oder der Größe des Teams, aber auch für operative Entscheidungen, wie beispielsweise die Auswahl des Caterers oder die Miete von Fahrzeugen.

Einhaltung der Kriterien

Ein Pflicht-Kriterium war, dass ein „Green Consultant“ die jeweilige Produktion begleiten musste. Diese Expertin oder dieser Experte berät während des kompletten Produktionsprozesses für eine möglichst ressourcenschonende und THG-arme Umsetzung. Ebenfalls musste der Ausstoß mit einem THG-Rechner bilanziert werden. Zudem gab es die, Pflicht einen Abschlussbericht zu liefern. Die verpflichtenden Kriterien wurden nahezu vollständig umgesetzt (vgl. Abbildung).

 Abbildung Die drei verpflichtenden Kriterien, Quelle: Öko-Institut Abbildung Übersicht über Einhaltung der drei verpflichtenden Kriterien

Bei den optionalen Kriterien konnte besonders häufig auf Generatoren, Einwegbatterien und Flugreisen verzichtet sowie umweltfreundliche Unterkünfte gewählt werden. Besonders schwierig einzuhalten waren die Kriterien zum Bezug von Ökostrom beim Baustrom und zur Nutzung emissionsreduzierter PKW und LKW. (siehe Abbildung)

 Abbildung Einhaltung der 17 Kriterien durch die teilnehmenden Produktionen, Quelle Öko-Institut

Hürden für klimafreundliche Drehs: mangelndes Angebot, Verträge, Kosten

Neben vielen weiteren sind in der Analyse drei Gründe hervorgestochen, die es erschweren, ökologische Standards einzuhalten:

  • Das knappe Angebot umweltfreundlicher Alternativen, wie zum Beispiel Elektrofahrzeuge und Ladestationen war ein Hindernis für deren Einsatz.

  • Langfristige Stromverträge von gemieteten Studios ließen sich nicht für eine Produktion umstellen. In den Schauspieler-Verträgen ist oft das Recht auf Flüge fixiert, was das klimafreundliche Reisen untergräbt.

  • Vor allem bei der Nutzung von Baustrom, Bio-Hotels oder regionalem Bio-Catering wurden die höheren Kosten als Hemmnis für die Einhaltung der Kriterien genannt.

Ausblick auf klimaverantwortliche Filmproduktionen: Planung und Vergabe

Die Analyse zeigt, dass selbst Produktionen, die alle Kriterien einhalten, teils hohe Treibhausgasemissionen verursachen. „Es hat sich jedoch herausgestellt: Je früher Umweltaspekte im Produktionsprozess mitgedacht werden – bei Zeitplanung, Drehort oder Personal – umso größer sind die Spielräume für klimafreundliches Drehen“, so Ina Rüdenauer vom Öko-Institut.

Klimaschutz in der Filmproduktion

Es ist aber auch eine Transformation auf übergeordneter Ebene und Änderung von Rahmenbedingungen nötig, das heißt Sender oder Produktionsstudios müssen Strukturen schaffen, die es Produktionen erleichtern, klimafreundlich zu drehen. Nicht zuletzt sollten Filmförderungen und Sender die Erfüllung von ökologischen Standards bei der Vergabe von Aufträgen und Fördermitteln verbindlich fordern.

Studie „100 Grüne Produktionen – Evaluation der Nachhaltigkeitsinitiative des Arbeitskreises Green Shooting‘“ des Öko-Instituts

Ina Rüdenauer ist Senior Researcher im Institutsbereich Produkte & Stoffströme am Standort Freiburg. Ihr Forschungsschwerpunkt sind nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produkte.

Weitere Informationen

Greenshooting CO2-Rechner für Film- und TV-Produktionen (berechnet alle Treibhausgase)

Liste der an der Studie beteiligten Produktionen

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