Spenden

Erweiterung des CCQI Scoring-Tools zeigt auf, wie die Qualität von CO2-Zertifikaten verbessert werden kann

Die meisten Zertifikate haben eine niedrige Qualität

Die Carbon Credit Quality Initiative (CCQI) hat heute eine erweiterte Version ihres Scoring-Tools vorgestellt, mit dem die Qualität weiterer Typen von Emissionszertifikaten beurteilt werden kann. Die neuen CCQI-Bewertungen zeigen, dass die meisten untersuchten Zertifikatstypen in einem oder mehreren Kriterien nur einen niedrigen Score erreicht. Das unterstreicht die Notwendigkeit, die Qualität von Emissionszertifikaten auf dem Markt zu verbessern.  

Unter der Leitung des Environmental Defense Fund, des World Wildlife Fund (WWF-US) und des Öko-Instituts bietet CCQI verschiedene kostenlose Materialien und Tools an, unter anderem eine umfassende Bewertungsmethodik und ein interaktives Bewertungstool. Diese helfen den Akteuren des Kohlenstoffmarktes zu verstehen, welche Emissionszertifikate mit größerer Wahrscheinlichkeit tatsächliche Treibhausgasminderungen erzielen und soziale beziehungsweise ökologische Vorteile bieten. Mit den neuen Scores deckt das CCQI-Bewertungstool nun mehr als ein Viertel des freiwilligen Kohlenstoffmarktes ab.  

„CCQI legt die Messlatte hoch: Unsere Bewertungen zeigen, dass alle von uns untersuchten Emissionszertifikate in einigen Aspekten auffallende Mängel aufweisen, sei es in Bezug auf die Zusätzlichkeit, die Berechnungen zur Emissionsminderung oder bei anderen Qualitätsaspekten", sagt Pedro Martins Barata, Associate Vice President for Carbon Markets beim Environmental Defense Fund. „Dies sollte ein Signal für alle Akteure des Kohlenstoffmarktes sein, die positive Wirkungen durch ihre Investitionen erzielen wollen. Sie sollten die Qualität der Zertifikate genau prüfen und Zertifizierungsstandards sollten ihre Regeln verbessern.“ 

Die neuen Scores bewerten die Qualität der folgenden Projekttypen:

  • Biogasanlagen für Haushalte
  • Industrielle Biogaserzeugung aus Gülle
  • Reparatur von Methanlecks beim Transport und der Verteilung von Erdgas
  • Rückgewinnung von Begleitgas aus Ölfeldern
  • Solarenergie (Photovoltaik)
  • Windkraft (onshore)

CCQI bewertet diese Zertifikatstypen auf einer Skala von eins bis fünf. Dabei werden mehrere Qualitätsziele berücksichtigt, zum Beispiel wie gut die Emissionsminderungen berechnet werden oder welche Anforderungen an Umwelt- und Sozialstandards gestellt werden. Dies ermöglicht es Käufern und Käuferinnen, Nuancen bei der Qualität von Emissionszertifikaten zu verstehen und Zertifikate auf mögliche Risiken für die Qualität hin zu prüfen. Darauf aufbauend können sie dann fundierte Kaufentscheidungen treffen.  

Die CCQI-Bewertungen zeigen, dass Emissionszertifikate in einigen Bereichen oft gut abschneiden, in anderen jedoch erhebliche Defizite haben. Viele Arten von Emissionszertifikaten weisen beispielsweise gravierende Mängel in ihrer Methodik zur Berechnung von Emissionsminderungen auf und bergen deshalb ein hohes Risiko, die Minderungen zu überschätzen. Das heißt, die Projekte vermeiden nicht so viele Treibhausgase wie angegeben. Werden solche Zertifikate zur Kompensation von Treibhausgasemissionen genutzt, gelangen letzten Endes mehr klimaschädliche Treibhausgase in die Atmosphäre.

„Wir sehen ernsthafte Probleme dabei, wie einige Zertifizierungsstandards die Emissionsminderungen von Kompensationsprojekten ermitteln. Das ist gravierend, da die Nachfrage nach Emissionszertifikaten weiter steigt", sagt Dr. Lambert Schneider, Forschungskoordinator für internationale Klimapolitik am Öko-Institut. "Die gute Nachricht ist, dass wir innovative Ansätze gefunden haben, mit diesen Problemen umzugehen. So kann die Qualität von CO2-Zertifikaten erheblich verbessert werden, wenn alle Standards die besten Ansätze ihrer Konkurrenten übernehmen würden. Wenn Zertifikate eine Rolle bei der Finanzierung von Klimaschutz spielen sollen, müssen die Regeln für die Ausgabe von CO2-Zertifikaten deutlich verbessert werden."

Die Ergebnisse zeigen auch:

  • Bei den meisten bewerteten Methoden werden die Emissionsminderungen entweder überschätzt oder es besteht eine große Unsicherheit über deren Höhe. Das ist selbst dann ein Problem, wenn die Zertifikate in anderen Bereichen gut abschneiden. So haben beispielsweise Projekte, die effiziente Kochherde in ländlichen Gebieten bereitstellen, positive soziale Wirkungen, aber ihre Emissionsminderungen werden in der Regel deutlich überschätzt. Änderungen an der Berechnungsmethodik könnten dieses Risiko erheblich verringern.
  • Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien – insbesondere Photovoltaik und Onshore-Windkraft – schneiden bei der Zusätzlichkeit schlecht ab. Das heißt, dass diese Projekttypen wahrscheinlich auch ohne den zusätzlichen Anreiz von Einnahmen aus CO2-Zertifikaten rentabel sind und deshalb ohnehin gebaut worden wären. Biogasanlagen oder Deponiegasprojekten werden hingegen oft erst durch die Zertifikate wirtschaftlich. Hier machen die Zertifikate einen echten Unterschied.
  • Über alle Standards und Projekttypen hinweg erzielen Zertifikate, die mit einem ergänzenden Standard kombiniert werden, wie dem Climate, Community & Biodiversity (CCB)-Standards und der Sustainable Development Verified Impact Standard (SD VISta) von Verra, höhere Bewertungen in Bezug auf Umwelt- und Sozialstandards. 

Die Erkenntnisse aus diesen und zukünftigen Analysen der CCQI sollen dazu beitragen, dass die Standards im freiwilligen Kohlenstoffmarkt ihre Regeln verbessern und dass Käuferinnen und Käufer die Risiken von Zertifikaten besser verstehen und für ihre Kaufentscheidung berücksichtigen können.

CCQI wird sein Bewertungstool um weitere Projekttypen und Standards erweitern, sodass Nutzerinnen und Nutzern weitere detaillierte Informationen über die Qualität zugänglich gemacht werden. CCQI hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2023 über 80 Prozent der der Zertifikate im freiwilligen Kohlenstoffmarktes abzudecken. 

Weitere Informationen finden Sie unter www.carboncreditquality.org.