Praxischeck Elektrofahrzeuge im gewerblichen Einsatz
Damit Unternehmen verstärkt Elektrofahrzeuge nutzen, müssen sie im Alltag konkrete Vorteile erleben. Daher braucht es neben steuerlichen Anreizen für E-Mobile und einem weiterführenden Ausbau der Ladeinfrastruktur auch besondere Zufahrtsrechte und kostenlose Parkmöglichkeiten in Städten. Zudem sollten Steuern und Abgaben, etwa bei den Dienstwagen, so umgestaltet werden, dass sich für den Nutzer finanzielle Vorteile beim Einsatz eines E-Fahrzeugs ergeben. Dafür sind gleichermaßen Fahrzeugnutzer und -hersteller, Unternehmen, Politik und Energiewirtschaft gefragt.
In einem Working Paper hat das Öko-Institut diese Handlungsempfehlungen auf Basis von Zwischenergebnissen der Begleitforschung zum Projekt „ePowered Fleets Hamburg“ veröffentlicht. Das Öko-Institut begleitet den Praxiseinsatz von knapp 500 Fahrzeugen in der Metropolregion Hamburg, an dem über 200 Unternehmen aus einem breiten Branchenspektrum mit unterschiedlich großen Fuhrparks vertreten sind. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten bei „ePowered Fleets Hamburg“ mit hySOLUTIONS (Projektleitung) und dem Leasingunternehmen Alphabet Fuhrparkmanagement zusammen. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im Rahmen des Programms „Erneuerbar Mobil“.
Elektromobilität: Von Unternehmen positiv bewertet
Rund 85 Prozent der ersten rund 120 Nutzer und Unternehmensvertreter aus dem Raum Hamburg, die zu ihren Praxiserfahrungen befragt wurden, kommen nach der Erprobung der Elektrofahrzeuge zu einem positiven Gesamtergebnis. Insbesondere die technischen Eigenschaften bewerten die Unternehmen gut: Die E-Mobile seien praxistauglich, verlässlich und auch bei den Mitarbeitenden grundsätzlich akzeptiert.
Dennoch haben viele Unternehmen den Schritt zu einem überwiegenden Einsatz von Elektrofahrzeugen noch vor sich. Insgesamt kommen die Unternehmen zwar schon auf acht Prozent elektrischen Anteil in den Fuhrparks. Einige Vorreiterunternehmen nutzen bereits mehr als zehn Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb in ihrem Fuhrpark. Drei Viertel der Unternehmen verfügen jedoch erst über ein bis zwei Elektrofahrzeuge; darunter sind auch die meisten großen Fuhrparks mit teils mehreren Hundert Fahrzeugen.
„Jetzt kommt es darauf an, die nächsten Schritte hin zu weitgehend elektrischen Fuhrparks zu gehen“, fasst Lukas Minnich, Wissenschaftler am Öko-Institut mit Schwerpunkt Nachhaltige Mobilität zusammen. „Dafür braucht es mehr als die in diesem Jahr beschlossenen Kaufanreize. Vielmehr müssen die Unternehmen ihr Mobilitätskonzept neu denken. Nur dann können die Vorzüge der Elektrofahrzeuge voll zum Tragen kommen und ihre Umweltvorteile entfalten.“
Politische Anreize und Förderung für gewerbliche Elektromobilität
Dafür braucht es nach Ansicht des Öko-Instituts insbesondere Anreize und Förderung seitens der Politik. Diese sollten die noch vorhanden Nachteile vor allem bei den Anschaffungskosten und der Batteriereichweite aufwiegen. Dafür kann die Politik rechtliche Hemmnisse, zum Beispiel bei der Genehmigung von Ladeinfrastruktur und der Ausleihe von Poolfahrzeugen für private Zwecke, ausräumen. Denkbar wäre auch, die finanzielle Förderung für Elektromobilität daran zu koppeln, ob Standards wie etwa ein effizientes Mobilitätsmanagement eingehalten werden. Dies ist beispielsweise im Energiebereich schon gängige Praxis. Kommunalpolitik kann Unternehmen unterstützen, indem sie bei der Ansiedlung professionelle Mobilitätsberatungen anbietet oder privilegierte Fahrzonen für Elektrofahrzeuge in Innenstädten schafft.
„Der Straßenverkehr kann seinen Beitrag dazu leisten, die Klimaziele zu erreichen und zugleich das Problem der schlechten Luftqualität in Städten anzugehen“, versichert Minnich. „Gewerbliche Fahrzeugflotten können dabei Vorreiter sein, das zeigt das Projekt „ePowered Fleets Hamburg“ klar. Doch Unternehmen und Politik müssen hier Hand in Hand arbeiten, um jetzt die Weichen für eine erfolgreiche Marktdurchdringung der neuen Technologie zu stellen.“
Zur Projektwebsite „ePowered Fleets Hamburg“ von Öko-Institut, hySOLUTIONS und Alphabet