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Wie giftig sind künstliche Nanomaterialien?

Sind künstliche Nanomaterialien giftig oder kann man sie bedenkenlos verwenden? Ein neues Informationsblatt des Öko-Instituts gibt einen Überblick zum aktuellen Wissensstand über die potenzielle Giftigkeit von künstlichen Nanomaterialien.

Sind künstliche Nanomaterialien giftig oder kann man sie bedenkenlos verwenden? Ein neues Informationsblatt des Öko-Instituts gibt einen Überblick zum aktuellen Wissensstand über die potenzielle Giftigkeit von künstlichen Nanomaterialien. Das Faktenblatt fasst die Ergebnisse aktueller toxikologischer Studien zu den verschiedenartigen Nanomaterialien zusammen und bereitet damit eine Grundlage für die öffentliche Diskussion über Chancen und Risiken dieser Technologie.

Denn aufgrund ihrer Winzigkeit im Bereich von Millionstel Millimetern unterscheiden sich ihre Eigenschaften deutlich von denen anderer Chemikalien. Dies gilt auch für die Toxizität. Dabei sind die Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt abhängig von der Art und der aufgenommenen Menge (Exposition) von Nanomaterialien. Wesentlichen Einfluss auf die Toxizität haben auch die chemischen und physikalischen Veränderungen, welche die Nanomaterialien nach ihrer Freisetzung in der Umwelt erfahren.

Die Auswertung zeigt:

  • Es gibt Hinweise auf gewisse Risiken für Umwelt und menschliche Gesundheit. Unklar bleibt, wie ernst diese Risiken im Vergleich zur Giftigkeit anderer Substanzen sind.

  • Manche der künstlichen Nanomaterialien können giftig wirken, wenn sie aus Industrieprozessen oder Produkten freigesetzt und dann vom Menschen oder Organismen in der Umwelt aufgenommen werden.

  • Die Toxizität für Menschen, Tiere und Pflanzen hängt stark davon ab, um welchen Typ von Nanopartikel es sich handelt und welcher Dosis die Organismen ausgesetzt sind. So zeigte sich beispielsweise, dass sich Nanomaterialien nach ihrer Aufnahme im Organismus anders verteilen, als herkömmliche Chemikalien. Dadurch können sie theoretisch die natürlichen Schutzfunktionen des Körpers unterlaufen und besonders geschützte Organe (z.B. Gehirn) oder Zellen beeinflussen. Solche Effekte wurden sowohl beim Organismus als Ganzes, aber auch bei einzelnen Organen sowie auf Ebene der Zellen und deren Zellorganellen beobachtet. So können beispielsweise Nanopartikel aus metallischem Silber in den Körper gelangen und giftige Silber Ionen an Orten freisetzen, wo diese normalerweise niemals hin gelangen könnten.

  • Gleichzeitig stecken in der Nanotechnologie Potentiale, zum Beispiel in medizinischen Anwendungen. So deuten die Studien darauf hin, dass mit Hilfe der Nanotechnologie die Dosierung klassischer Medikamente reduziert werden kann und eines Tages sogar Krebs effektiv behandelt werden kann.

Nötig: Standards und gesetzliche Regulierung für Nanomaterialien

Eine effektive Überwachung und Minimierung der Risiken erfordert Standards, Vorschriften und gesetzliche Regulierung für Nanomaterialien. Denn: Inzwischen ist klar geworden, dass die Giftigkeit der Nanomaterialien eher von der Partikelanzahl und deren Oberflächenstruktur als von deren Masse abhängt und damit eine völlig neue Definition des Begriffs ‚Dosis‘ notwendig wird. Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Diskussion über Risiken auf der Grundlage sorgfältiger Definitionen und standardisierter Messmethoden zu führen.

Diese Standards müssen zeitgleich mit der Entwicklung von Nanoprodukten erarbeitet und eingeführt werden. Auch eine Registrierung und Kennzeichnung von Nano-Produkten ist unverzichtbar für die sachliche Abwägung von Chancen und Risiken der Nanotechnologie.

Das Factsheet wurde im Rahmen des aktuellen Projektes “Ensuring proper risk evaluation of nanomaterials to foster regulation of their production and use” erstellt.

Factsheet „Toxicity of Engineered Nanomaterials“ (in englisch)

Ansprechpartner am Öko-Institut:

 

Dr. Andreas R. Köhler
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institutsbereich
Produkte & Stoffströme
Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
Tel. +49 761 45295-283
Email: a.koehler@oeko.de