Rückblick: Das Öko-Institut auf der Bits & Bäume
Rund 1.700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten am letzten Wochenende Lösungen für eine nachhaltige und zukunftsfähige Digitalisierung auf der „Bits & Bäume“-Konferenz in Berlin. Tenor der Veranstaltung: Eine nachhaltige Digitalisierung ist machbar, aber ihre Gestaltung dürfe nicht alleine Politik und Wirtschaft überlassen werden, Zivilgesellschaft und kritische Wissenschaft sind gleichermaßen gefragt. Dabei müsse Digitalisierung dem Frieden und Gemeinwohl dienen und dürfe soziale und ökologische Ziele nicht vernachlässigen.
Wie Digitalisierung zur nachhaltigen Transformation der Gesellschaft und des Wirtschaftens beitragen und welche ökologischen Chancen und auch Risiken in digitalen Anwendungen etwa für Klima- und Ressourcenschutz stecken, waren auch die zentralen Fragen des Öko-Instituts, das mit eigenen Vorträgen und Workshops auf der Digitalisierungskonferenz vertreten war.
Ressourcenhungrige Software
Der “Einfluss von Software auf den Ressourcenverbrauch“ stand im Mittelpunkt des Talks von IKT-Experte Jens Gröger. Er gab Einblick in eine aktuelle Studie, die das Öko-Institut zusammen mit der Hochschule Trier und der Universität Zürich für das Umweltbundesamt durchgeführt hat.
Dort wurde eine Methodik entwickelt, Softwareprodukte auf ihre Nachhaltigkeitseigenschaften hin zu untersuchen. Bei der Anwendung der neuen Methodik wurde deutlich, dass beispielsweise Textverarbeitungsprogramme, Internetbrowser oder Content Management Systeme mit vergleichbarer Funktionalität Prozessoren, Arbeitsspeicher, Permanentspeicher oder die Internet-Bandbreite unterschiedlich intensiv nutzen. Auch bei der Energie- und Hardwareeffizienz, Plattformunabhängigkeit, Offlinefähigkeit sowie die Transparenz der Datenformate und des Quellcodes gibt es deutliche Unterschiede.
„Mit den Ergebnissen ist es jetzt möglich, Softwareprodukte miteinander zu vergleichen und Anforderungen an ressourceneffiziente Software zu stellen“, fasste Gröger die Bedeutung des Forschungsprojektes zusammen. „Diese können etwa in einem Anforderungskatalog für ein Umweltzeichen Blauer Engel für energie- und ressourceneffiziente Software zusammengeführt oder von Software-Entwicklern zur Verbesserung von Software genutzt werden.“
<link presse archiv-pressemeldungen effiziente-software-noch-in-den-kinderschuhen>Pressemitteilung und Studie „Entwicklung und Anwendung von Bewertungsgrundlagen für ressourceneffiziente Software unter Berücksichtigung bestehender Methodik“
Grüner Internethandel mit Signalwirkung
Der digitale Handel stand im Mittelpunkt des Vortrags „E-Commerce – Greening the Mainstream“ der beiden Green Economy-Experten Dr. Nele Kampffmeyer und Carl-Otto Gensch. Konventionelle Anbieter wie Zalando und Co. dominieren nach wie vor den deutschen Markt. Alleine Amazon verfügt über einen Marktanteil von über 50 Prozent.
Deshalb ist es neben der Förderung grüner Nischenangebote notwendig, dass auch der Mainstream im digitalen Handel im Sinne eines nachhaltigen Konsums sozialer und ökologischer wird, wie das Expertenteam vom Öko-Institut deutlich machte. Denn: Die größten Onlinehändler haben in der Summe auch die größten ökologischen und sozialen Auswirkungen. Selbst kleine Änderungen in Richtung Nachhaltigkeit hätten demnach eine große Wirkung.
„Würde Amazon eine echte ökologische Versandoption einführen, bei der Paketboten vernünftig bezahlt werden, hätte das voraussichtlich messbare Auswirkungen“, so Kampffmeyer, die auch auf die Signalwirkung für andere Händler hinwies.