Online-Rechner: Klimaschutzziele für die EU nachgerechnet
Online-Rechner: Klimaschutzziele für die EU nachgerechnet
In den kommenden Wochen berät die Europäische Union über die Ausgestaltung ihres Klimapakets, das die Umsetzung der Ziele für den Klimaschutz in der EU festlegt. Das Öko-Institut hat nun im Auftrag des WWF Deutschland analysiert, welche Auswirkungen die Vorschläge der EU-Kommission für den Emissionshandel und weitere Wirtschaftsbereiche auf das Erreichen des 40-Prozent-Klimaschutzzieles der EU hat. Die Ergebnisse der Berechnungen können im Onlinerechner des WWF anschaulich und interaktiv nachvollzogen werden.
Zum „2030 CO2-Rechner“ des WWF-Deutschlands (Daten Öko-Institut)
Maßnahmen der EU zum Klimaschutz verfehlen 40-Prozent-Ziel
Die Europäische Union will bis zum Jahr 2030 mindestens 40 Prozent ihrer klimaschädlichen Treibhausgase im Vergleich zu 1990 reduzieren. Wie diese Ziele konkret erreicht werden können, hat die EU-Kommission in ihrem Vorschlag für den Emissionshandel als auch für die Sektoren Verkehr, Gebäude, Abfall und Landwirtschaft, die der Effort Sharing-Richtlinie unterliegen, erarbeitet. Insgesamt, das zeigen die Berechnungen des Öko-Instituts, reichen die vorgeschlagenen Maßnahmen jedoch nicht aus: „Unsere Analysen zeigen klar, dass das Klimapaket die Emissionen in der EU um nur 36 Prozent verringern kann“, erklärt Jakob Graichen, Klimaschutzexperte am Öko-Institut.
„Außerdem sehen wir schon heute, dass auch eine 40-prozentige Emissionsminderung bis 2030 zu wenig ist“, so Graichen weiter, „angesichts des Pariser Klimaabkommens, in dem sich die unterzeichnenden Staaten dazu verpflichtet haben, die den Klimawandel auf deutlich unter 2°C zu begrenzen, müsste die EU ein viel ambitioniertes Zwischenziel formulieren, damit wir dann später auch den Rest des Weges schaffen.“
Schlupflöcher im Klimapaket der Europäischen Union
Die Experten des Öko-Institut haben zudem die Einzelvorschläge für Emissionshandel und Effort Sharing genau geprüft. Das Ergebnis: Es gibt viele Schlupflöcher im Klimapaket, die das 40-Prozent-Ziel weiter aufweichen. Ein Beispiel: Im EU-Emissionshandel wurden in der Handelsperiode 2008 bis 2012 mehr Emissionszertifikate ausgegeben, als die Stromerzeuger insgesamt benötigten. Diese durften „übertragen“ (engl. banking) und in der dritten Handelsperiode (2013 bis 2020)zusätzlich benutzt werden. Dadurch gibt es einen riesigen Überschuss an Emissionszertifikaten, die die Gesamtmenge des europäischen Treibhausgasausstoßes weit über 2030 hinaus erhöht. Würde etwa dieser Überschuss gestrichen, könnten im Zeitraum 2021-2030 mehr als 760 Megatonnen CO2-Äquivalente (Mt CO2e) eingespart werden – das ist mehr als alle PKW in der EU in einem Jahr emittieren.
Auch die Frage, von welchem Emissionsstartwert im Jahr 2021 ausgegangen wird, ist entscheidend für die Menge der insgesamt eingesparten Emissionen. Der Vorschlag der Kommission belohnt Mitgliedsländer, die ihr 2020-Klimaschutz-Ziel nicht selber erreichen, mit zusätzlichen Emissionsrechten bis 2030. Im Vergleich dazu würde ein ambitioniertes Emissionsziel schon für 2021 insgesamt Emissionen in Höhe von 660 Mt CO2e für den gesamten Zeitraum 2030 reduzieren.
Datenbasis für Online-Rechner des WWF
Diese und weitere Berechnungen zum Beispiel zur Einbindung des Landnutzungssektors (LULUCF) bilden die Datengrundlage für den „2030 CO2-Rechner“ des WWF-Deutschlands. Auf www.2030carboncalculator.eu können die User die verschiedenen Vorschläge und Szenarien für die europäische Klimapolitik auswählen und die Ergebnisse für die Treibhausgasbilanz nachvollziehen. Zusätzlich werden die komplizierten Mechanismen der Berechnungsgrundlage erläutert und interaktive Grafiken machen die Auswirkungen der gewählten Kriterien transparent.
Weitere Informationen des Öko-Instituts
Infografik „Wie viele Treibhausgasemissionen gehen noch?“ des Öko-Instituts