Öko-Institut kritisiert das Konzept des irreversiblen Energy-Only-Markts 2.0
Der Ausstieg aus der Kernenergie läuft, der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet voran und sukzessive wird weniger Strom aus Kohle gewonnen werden müssen. Vor diesem Hintergrund werden Reservekapazitäten für die Stromerzeugung sowie mehr Flexibilität bei der Nachfrage benötigt. Nur mit entsprechenden Investitionen in diese Bereiche kann ein hohes Maß an Versorgungssicherheit gewährleistet werden. Nach Ansicht des Öko-Instituts muss das bestehende Stromsystem weiter aktiv umgestaltet werden, da der gegenwärtige Strommarkt die notwendigen Investitionen in diese Kapazitäten nicht sicherstellen kann. Auf der Grundlage eines Grünbuches des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), der Grundsatzverständigung zwischen den Parteivorsitzenden der Regierungskoalition vom 1. Juli 2015 sowie eines danach erschienen Weißbuchs des BMWi soll sich das zukünftige Strommarktdesign der Energiewende weiterhin allein am überkommenen Modell des Energy-Only-Marktes ausrichten. An einem Strommarktmodell also, in dem nur tatsächliche Energielieferungen vergütet werden, nicht aber die Bereitstellung von Leistung.
10 Kritikpunkte am Energy-Only-Markt
In einer neuen Analyse für das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg haben das Öko-Institut und die LBD Beratungsgesellschaft ihre bisherigen Analysen zum Modell eines allein auf den (leicht angepassten) Energy-Only-Markt abstellenden Marktdesigns vertieft und stellen 10 Kritikpunkte zum Modell des sogenannten irreversiblen Energy-Only-Marktmodell 2.0 vor. Darin bilden die Fragen von Wettbewerbsintensität und der unvermeidlichen Ausübung von Marktmacht in Knappheitssituationen am Strommarkt einen besonderen Schwerpunkt. Letztlich, so die Experten, führt das Konzept des eingriffslosen Energy-Only-Marktes zum Verzicht auf die kartellrechtliche Missbrauchsaufsicht und damit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu höheren Kosten für die Verbraucher. Diese ergeben sich über die durch Marktmacht ermöglichten Preiszuschläge (Mark-ups) in Knappheitssituationen, die erhebliche Dimensionen erreichen müssten, um Investitionen und die in einem solchen Modell erheblichen Risikozuschläge der Investoren zu refinanzieren. Da diese Fragestellung sich zukünftig als besonders kritisch erweisen kann, wird das Konzept eines geeigneten Mark-up-Indikators entwickelt und für die Jahre seit 2006 praktisch umgesetzt.
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Dr. Felix Matthes
Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik im
Institutsbereich Energie & Klimaschutz
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