Kohleausstieg: Wo stehen wir und wie geht es weiter?
Warum der Kohleausstieg eine klimapolitische Notwendigkeit ist und was für seine Umsetzung folgen muss, war Thema des eco@dialog-Vortragsabends am Montag im Freiburger Kreativpark. Vor rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörern zeigten Dr. Matthias Koch und Dr. Felix Matthes in ihren Vorträgen, warum in Deutschland weder die Entwicklung der CO2-Emissionen noch die in der Vergangenheit ergriffenen energie- und klimapolitischen Maßnahmen ausreichen, um die Ziele der die internationale Staatengemeinschaft im Klimaabkommen von Paris zu erreichen. Ein Grund dafür ist die Stromerzeugung durch Kohlekraftwerke, die mit etwa 240 Millionen Tonnen CO2 jährlich etwa 70 Prozent der CO2-Emissionen des Stromsektors verursacht. Der Stromsektor ist wiederum der bei weitem größte Verursachersektor für den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen.
Mit dem Blick nach vorne stellten beide Experten des Öko-Instituts aber auch Empfehlungen und Perspektiven für die Umsetzung des Kohleausstiegs vor und stellten sich den Fragen des Publikums. Im Mittelpunkt standen dabei die Empfehlungen der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ – auch bekannt als Kohle-Kommission – in der das Öko-Institut durch Dr. Felix Matthes vertreten war.
Ein schneller Einstieg in den berechenbaren Ausstieg
Bis zum Jahr 2030 muss der Stromsektor seine CO2-Emissionen von heute 330 Millionen Tonnen auf maximal 180 Millionen Tonnen verringern. Diese Emissionsminderung entspricht in ihrer Größenordnung den gesamten CO2-Emissionen des Verkehrssektors.
„Wichtig ist, dass die Emissionsminderung im Stromsektor rasch beginnt, um das hohe Emissionsniveau zügig abzusenken“, betonte Dr. Matthias Koch. In einem ersten Schritt sollten demnach bis spätestens 2022 zusätzlich zu den ohne vorgesehenen Kraftwerksstillegungen alte Braunkohlekraftwerke, vor allem im Rheinischen Braunkohlerevier, mit einer Leistung von drei Gigawatt sowie Steinkohlekraftwerke mit vier Gigawatt stillgelegt werden. Eine Ausschreibung soll bestimmen, welche Steinkohlekraftwerke dies sein werden. In der zweiten Phase ab 2023 soll es auch in den ostdeutschen Braunkohlerevieren zu zusätzlichen Kraftwerksstilllegungen kommen. Bis dahin muss insbesondere in der Lausitz mit dem Ausbau der Infrastruktur in Verkehrswege, Internetverbindungen, Forschungseinrichtungen und Bundesbehörden begonnen werden.
Erneuerbare Energien und CO2-Zertifikate
Im Jahr 2030 sollen dann nur noch neun Gigawatt Braunkohlekraftwerke und acht Gigawatt Steinkohlekraftwerke in Betrieb sein. In der dritten Phase ab 2030 wird der Ausstieg dann voraussichtlich vor allem durch den massiven Ausbau der Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien (auf 65 Prozent im Jahr 2030) und hohe Preise für CO2-Zertifikate vorangetrieben werden. „Dieser Kohleausstiegspfad mit einem schnellen Einstieg und einem danach stetigen Ausbaupfad kann mit Blick auf Versorgungssicherheit, Kosten und regionale Anpassungsprozesse sozial- und wirtschaftsverträglich umgesetzt werden“, so Dr. Felix Matthes. „Er bedarf aber auch einer umfassenden Flankierung durch regionalwirtschaftliche Unterstützungsmaßnahmen und der Einbettung in ein breiteres energie- und klimapolitisches Reformprogramm, das von einem ambitionierteren Ausbau erneuerbarer Energien und einem zügigen Netzausbau bis hin zur CO2-Bepreisung reicht.“
„Die Ergebnisse/Empfehlungen der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ sowie eine Einschätzung der Implikationen“
Präsentation von Dr. Felix Chr. Matthes, Öko-Institut e.V.
„Kohleausstieg – eine klimapolitische Notwendigkeit“
Präsentation von Dr. Matthias Koch, Öko-Institut e.V.