Industrie gibt Kosten aus dem Emissionshandel weiter
Europäische Industrieunternehmen wälzen die CO2-Kosten aus dem EU-Emissionshandel auf ihre Produkte ab und geben sie damit umfänglich an ihre Kunden weiter. Dies betrifft insbesondere Hersteller von Zement-, Stahl-, Raffinerie- und Düngemittelprodukten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie vom Öko-Institut und CE Delft, die im Auftrag der Europäischen Kommission untersuchte, ob und inwieweit Unternehmen CO2-Kosten in Produktpreise einbeziehen.
Unterschiedliche Weitergabe von CO2-Preisen
Die Analyse zeigt, dass die Höhe der Weitergabe zwischen den Sektoren schwankt. So haben Raffinerieunternehmen die CO2-Kosten zu 80 bis 100 Prozent je nach Produkt weitergeben, Stahlproduzenten zu 55 bis 85 Prozent und Zementhersteller zu 20 bis 40 Prozent. Damit liegt der Zementsektor im unteren Bereich, gefolgt vom Stahl- und Raffineriesektor, für den die Expertinnen und Experten die höchsten Durchleitungsraten berechnet haben.
Auch im Düngemittelsektor und in der organischen Grundstoffchemie lassen sich hohe Raten für einzelne Produkte ermitteln, allerdings ist das Bild weniger einheitlich als in den drei anderen Sektoren. Der Glassektor liegt im Mittelfeld. Die Studie betrachtete vornehmlich Daten für die 2. und 3. Handelsperiode des EU-Emissionshandels (2008 bis 2012, sowie 2013 und 2014). Im Fokus standen Produkte aus den Bereichen Stahlerzeugung, Raffinerien, Zement, organische Grundstoffchemie, Düngemittel und Glas in verschiedenen EU‑Mitgliedsstaaten.
EU-Emissionshandel – das Verursacherprinzip
Im Emissionshandelssystem der Europäischen Union (EU ETS) müssen Stromerzeugungs- und Industrieunternehmen für jede ausgestoßene Tonne CO2 ein Zertifikat erwerben. Diese wurden in den ersten beiden Perioden des EU ETS größtenteils kostenlos zugeteilt. Seit Beginn der dritten Handelsperiode müssen Stromerzeuger generell die benötigten Zertifikate kaufen. Industrieunternehmen erhalten weiterhin kostenlose Zuteilung in großem Umfang, um ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Unternehmen die Kosten für die Zertifikate dennoch an ihre Kunden weitergegeben und so hohe Zusatzerträge erzielt haben. Dies ist betriebswirtschaftlich gesehen zwar ein rationales Vorgehen, widerspricht aber dem Verursacherprinzip.
„Die Unternehmen können ihre Kosten, so auch die für die CO2-Zertifikate, an ihre Kunden als Preisbestandteil weitergeben“, erläutert Dr. Katja Schumacher, Ökonomin am Öko-Institut. „Inwieweit diese Weitergabe möglich ist, hängt vor allem von der Stellung der Unternehmen im europäischen sowie im internationalen Markt ab sowie von ihrer Verhandlungsmacht gegenüber Kunden und Zulieferern. “
Ansprechpartnerinnen am Öko-Institut:
Dr. Katja Schumacher
Senior Researcher im Institutsbereich
Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-321
E-Mail: K.Schumacher@oeko.de
Dr. Johanna Cludius
Researcher im Institutsbereich
Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-375
E-Mail: j.cludius@oeko.de