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In Klimaschutz investieren: Positive Effekte für Wirtschaft und Arbeitsmarkt

Mehrinvestitionen, um langfristig deutlich zu sparen

Die anstehenden Emissionseinsparungen, um die deutschen Klimaziele zu erreichen, setzen deutliche Mehrinvestitionen voraus. Diese Investitionen haben jedoch einen positiven Effekt auf die Gesamtwirtschaft und den Arbeitsmarkt. Das ergibt die sozio-ökonomische Folgenabschätzung zum Projektionsbericht 2023, die das Öko-Institut in Zusammenarbeit mit Fraunhofer ISI im Auftrag des Umweltbundesamts erstellt hat.

Dabei vergleicht die Studie zwei Szenarien des Projektionsberichts 2023, das Mit-weiteren-Maßnahmen-Szenario (MWMS) mit dem Mit-Maßnahmen-Szenario (MMS). Das MMS umfasst alle bis Ende August 2022 bereits implementierten und angenommenen Klimaschutzinstrumente, das MWMS enthält alle bisher von der Bundesregierung lediglich geplanten, jedoch noch nicht implementierten Klimaschutzinstrumente. Betrachtet werden der Investitionsbedarf und die Kosteneinsparungen, die Wirkungen auf Gesamtwirtschaft und Arbeitsmarkt sowie Verteilungseffekte im Bereich privater Verbraucher*innen.

Hohe Investitionen und große Einsparungen

Durch die großen Emissionseinsparungen müssen deutliche Mehrinvestitionen geleistet werden, vor allem in der Energiewirtschaft. Dort müssen im MMS um das Jahr 2030 jährlich bis zu 66 Milliarden Euro und im MWMS bis zu 70 Milliarden Euro zusätzlich investiert werden. Ein Grund ist auch die erhöhte Stromnachfrage in anderen Sektoren. Im Gebäudesektor müssen vor allem in Gebäudehülle (Sanierungen) und Wärmepumpen investiert werden in einer Höhe von 35 bis zu 43 Milliarden. Die Investitionen im Verkehrssektor fließen vor allem in die Elektrifizierung des Fahrzeugbestands.

Die getätigten Investitionen führen in beiden Szenarien zu erheblichen Einsparungen. Dazu trägt vor allem der deutlich geringere Einsatz von fossilen Energien bei. Das Niveau der fossilen Energiepreise in Verbindung mit den niedrigeren Strompreisen aus erneuerbaren Energien hat dabei einen großen Einfluss auf die Kosteneinsparungen.

Positive Effekte auf Gesamtwirtschaft und Arbeitsmarkt

Durch die Mehrinvestitionen steigt auch die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, somit gibt es einen positiven Effekt auf die gesamte Bruttowertschöpfung und damit auch die Beschäftigung in Deutschland. Die Ergebnisse der verschiedenen Szenarien weichen dabei nur leicht voneinander ab.

Investitionen in neue Technologien können auch positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben: Es entsteht ein hoher Bedarf an Fachkräften und Dienstleistungen. Die Analyse ergibt, dass der größte Arbeitskräftebedarf in den Wirtschaftszweigen vorbereitende Baustellen-, Bauinstallations- und sonstige Ausbauarbeiten, Elektrische Ausrüstungen, Glas und Glaswaren, Kraftwagen und -teile. Maschinenbau und Betriebstechnik sowie Industrielle Glasherstellung und -verarbeitung entsteht.

Politische Maßnahmen auf besonders betroffene Haushalte ausrichten

Die Ergebnisse der Verteilungsanalyse von verschiedenen politischen Maßnahmen im Verkehrs- und Gebäudesektor sind in den beiden Szenarien ambivalent. Während das Deutschlandticket eine klar positive Verteilungswirkung aufweist, sind die untersuchten Instrumente im Gebäudesektor mittel- bis langfristig leicht regressiv. Die Mehrbelastungen für Haushalte bewegen sich in beiden Sektoren auf einem niedrigen Niveau. Bei Betrachtung konkreter Beispielhaushalte zeigt sich jedoch, dass die Belastung bei einigen Gruppen recht groß sein kann. Hier tragen klimafreundliche Lösungen zu deutlichen Entlastungen bei.

Die Einkommenshöhe hat starke Auswirkungen auf die Belastungen der Haushalte. Insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen geben anteilig deutlich mehr für Wohnen und Mobilität aus als Haushalte mit hohem Einkommen. Um Haushalte mit geringem Einkommen auch die Möglichkeit zu geben, auf klimafreundliche Lösungen umzusteigen, gilt es, geeignete zielgerichtete politische Förderungen einzuführen. Eine direkte Einkommensunterstützung, wie zum Beispiel ein (soziales) Klimageld aus Einnahmen der CO2-Bepreisung, kann insbesondere als Übergang für besonders betroffene Haushalte eine Hilfe sein. Der wichtigste Hebel, um nachhaltig vor hohen Kosten zu schützen, ist jedoch, die Haushalte im Umstieg auf fossilfreie Alternativen zu unterstützen und den fossilen Energieverbrauch durch verbesserte Effizienz zu senken.

Die sozio-ökonomische Folgenabschätzung für die Projektionen 2024 folgt im Frühsommer.

Studie „Sozio-ökonomische Folgenabschätzung zum Projektionsbericht 2023“ des Öko-Instituts