Fakten zur deutschen Braunkohlenwirtschaft
Soll das deutsche Energiesystem künftig klimaschonend Strom und Wärme bereitstellen, kommt dem Energieträger Braunkohle eine Schlüsselrolle bei der Energiewende zu. Die Braunkohle deckte im Jahr 2016 rund 12 Prozent des deutschen Energieverbrauchs ab. Sie ist zugleich der klimaschädlichste Energieträger, verursacht sie doch etwa 46 Prozent der gesamten CO2-Emissionen des Stromsektors und knapp 19 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen. Diese und weitere Fakten zur deutschen Braunkohlewirtschaft haben Agora Energiewende und das Öko-Institut heute in Berlin vorgestellt.
In der kommenden Legislaturperiode will die Bundesregierung über die Zukunft der Braunkohle entscheiden. Sie hat angekündigt, nach der Bundestagswahl eine entsprechend Kommission zu beauftragen. Die Sammlung des Öko-Institut bereitet die historischen, politischen, wirtschaftlichen, ökologischen und regionalstrukturellen Merkmale des Industriezweiges auf und dokumentiert die wichtigsten Daten und Fakten. Sie gibt den politischen und weiteren Akteuren alle notwendigen Informationen an die Hand, um faktenbasiert und zukunftsgerichtet über die Rolle der Braunkohle zu entscheiden.
Wirtschaftsfaktor Braunkohle?
Im 20. Jahrhundert spielte die Braunkohleförderung eine bedeutende Rolle für die Energieversorgung in Deutschland. Sie stieg bis Mitte der 1980er Jahre deutlich an und erreichte mit knapp 433 Millionen Tonnen Jahresförderung den höchsten Stand ihrer Geschichte. Das entsprach etwas mehr als dem Doppelten der Produktion des Jahres 1950. Heute werden jährlich noch rund 180 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert, was dem Produktionsniveau von 1948 entspricht.
Bezogen auf die gesamte deutsche Volkswirtschaft kommt der Braunkohle damit heute eine untergeordnete Rolle zu. Regional behält sie jedoch eine hohe wirtschaftliche Bedeutung vor allem in den drei Förderrevieren im Rheinland, in Mitteldeutschland und in der Lausitz. Hier arbeiten insgesamt rund 19.000 aktiv Beschäftigte im Kohleabbau, hinzukommen zahlreiche indirekt abhängige Arbeitsplätze. Ein Umbau der Energiewirtschaft muss daher für notwendige Anpassungen im regionalen Arbeitsmarkt sorgen.
Kostendruck für Braunkohlekraftwerke
Sinkende Preise für Braun- und Steinkohle auf dem Weltmarkt, das Anwachsen der erneuerbaren Energien, vor allem Wind- und Solarenergie, die verstärkte Bepreisung von CO2-Emissionen durch den Emissionshandel – diese Entwicklungen führen dazu, dass neuere Braunkohlekraftwerke zwar die Kosten für den Betrieb des Kraftwerks und der Tagebaue decken können. Sie reichen jedoch nicht aus, um die Investitionskosten in den Bau des Kraftwerks selbst zu refinanzieren. Für ältere Braunkohlekraftwerke lohnen sich größere Investitionen gar nicht mehr. Eine Stilllegung von Kraftwerken und Tagebauen wird wirtschaftlicher als ihr Weiterbetrieb.
Weitere Umweltbelastungen durch Braunkohle
Neben den klimaschädlichen CO2-Emissionen, die durch die Stromerzeugung aus Braunkohle entstehen, führt diese zu weiteren Belastungen für die Umwelt. So entstehen rund die Hälfte der deutschen Quecksilber-Emissionen, etwa ein Drittel der Schwefeldioxid-Emissionen und ca. ein Zehntel der Stickoxid-Emissionen durch die Förderung und Verstromung von Braunkohle.
Weitere Informationen des Öko-Instituts zum Thema Kohleausstieg:
<link presse archiv-pressemeldungen strategien-fuer-beschleunigten-kohleausstieg>Informationen zur Studie „Zukunft Stromsystem. Kohleausstieg 2035 – Vom Ziel her denken“ des Öko-Instituts
<link aktuelles kohleausstieg-stromerzeugung-aus-braun-und-steinkohle-halbieren>Informationen zur Studie „Klimaschutz im Stromsektor 2030 – Vergleich von Instrumenten zur Emissionsminderung“ des Öko-Instituts
Infografik „Altersstruktur der Braunkohlekraftwerke in Deutschland“ des Öko-Instituts
Infografik „Altersstruktur der Steinkohlekraftwerke in Deutschland“ des Öko-Instituts
Infografikpaket „Kohlekraftwerke mit den höchsten CO2-Emissionen in Deutschland und Europa“