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Doppelt hält besser: EU-Emissionshandel und nationaler Brennstoffemissionshandel

Nachbericht zu den Berliner Energietagen (Bild: Berliner Energietage)

Die Berliner Energietage fanden auch in diesem Jahr als digitale Veranstaltung statt. Im Rahmen eines eigenen Workshops diskutierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts mit verschiedenen Expertinnen und Experten sowie über 250 Teilnehmenden Aspekte des Emissionshandels.

Im Fokus der Diskussion standen zahlreiche Neuerungen dieses Jahres: Der nationale Brennstoffemissionshandel ist gestartet und der europäische Emissionshandel entwickelt sich weiter. Im Workshop „Doppelt hält besser: EU-Emissionshandel EU und nationaler Brennstoffemissionshandel“ widmete sich das Öko-Institut beiden Systemen. Dabei standen folgende Punkte im Vordergrund:

  • Die dritte Handelsperiode des EU ETS (EU emissions trading system) ist zu Ende gegangen und die vierte ist gestartet. Was lernen wir aus der Rückschau auf die letzte Periode? Und was ist neu? Mit dem ambitionierteren Klimaziel aus dem EU Green Deal wird es Veränderungsbedarf auch für den EU ETS geben. Reformen stehen also noch innerhalb der vierten Handelsperiode an und die Vorbereitungen laufen. Welche Reformen sind angedacht? Wie könnten sie ausgestaltet sein? Und wann sollen sie in Kraft treten?
  • In Deutschland ist zum 1. Januar 2021 der Brennstoffemissionshandel (BEH) gestartet. Zunächst mit einem festen Preis von 25 Euro pro Tonne CO2 für 2021, der bis zum Jahr 2025 auf 55 Euro pro Tonne CO2 ansteigt. Wie genau funktioniert das nationale CO2-Bepreisungssystem? Was bedeutet es für Unternehmen und Verbraucher? Welche Aspekte werden noch diskutiert (zum Beispiel Carbon Leakage Regelungen, Umlagebegrenzung für Mieter)?
  • EU ETS und Brennstoffemissionshandel – Zusammenspiel oder getrennte Systeme? In Verbindung mit dem verschärften Klimaziel durch den EU Green Deal wird auch in anderen Mitgliedsstaaten und auf EU-Ebene verstärkt über einen Emissionshandel im Verkehrs- und Gebäudesektor nachgedacht. Wie könnte dies aussehen? Würden die Systeme parallel laufen oder verknüpft werden? Was bedeutet dies für Preise und Emissionsminderungen in den Sektoren Industrie, Energie, Gebäude und Verkehr?
  • Blick über den Tellerrand: Auch in anderen Ländern gibt es CO2-Bepreisungssysteme, die den Verkehrs- und Gebäudesektor und sogar noch weitere einbeziehen. (Gute) Erfahrungen aus anderen Ländern können und sollen in die Weiterentwicklung in der EU mit einfließen. Dafür lohnt sich ein vertiefter Blick in einzelne Länder – was läuft gut, wo liegen Hürden?

Ausgewählte Expertinnen und Experten informierten mit Vorträgen und standen für Fragen zur Verfügung. Die Moderation führte Dr. Katja Schumacher vom Öko-Institut.

Alle Präsentationen aus Workshops und Vorträgen:

Als thematischen Einstieg gab Dr. Michael Themann vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit einen Überblick über den nationalen Brennstoffemissionshandel. Präsentation: „Die Welt des Emissionshandels – Der neue Brennstoffemissionshandel und Aktuelles aus Berlin und Brüssel zum EU-ETS"

Christoph Kühleis berichtete aus der Deutschen Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt (DEHSt) als zuständige Stelle für die Errichtung des nationalen Emissionshandelssystems. Präsentation: „Bericht aus der DEHSt: Rückblick auf die 3. Handelsperiode im EU-Emissionshandel in Deutschland sowie zum praktischen Start des nEHS im Jahr 2021”

Dr. Felix Chr. Matthes vom Öko-Institut ging in seinem Vortrag auf die Schlüsselfragen der perspektivischen Entwicklung beider Systeme ein. Präsentation: „Wir haben nun den EU ETS und das BEHG. Und nun: Quo Vadis CO2-Bepreisung und Emissionshandel?”

Für einen Blick über den Tellerrand sorgte Dr. Constanze Haug von adelphi, in dem sie sich in ihrem Vortrag Emissionshandelssystemen in anderen Ländern widmete und gute Beispiele und Erfahrungen hervorhob. Präsentation: „Blick auf andere Länder mit Carbon Pricing für Gebäude und Verkehr”

Fazit: dynamische Entwicklung der CO2-Bepreisung

Das Fazit aus Vorträgen und anschließender Diskussion: Die CO2-Bepreisung entwickelt sich dynamisch weiter, nicht nur im europäischen ETS und im nationalen Brennstoffemissionshandel, sondern auch weltweit. Der Europäische Green Deal wird Anpassungen im EU ETS bewirken, damit die ambitionierteren Klimaschutzziele erreicht werden können. Auch für den nationalen Emissionshandel für Brennstoffe im Verkehrs- und Gebäudesektor werden sich Konsequenzen ergeben. Dabei gilt es auch, die Anschlussfähigkeit des nationalen Systems innerhalb des europäischen Raums zu diskutieren.