Depotladen von E-Lkw braucht bessere Rahmenbedingungen

E-Lkw im Depot laden
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Das Laden batterieelektrischer Lkw in Logistikdepots – das sogenannte Depotladen – ist ein zentraler Hebel für die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs. Das zeigt eine neue Studie des Öko-Instituts und des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI im Auftrag der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E). Die Untersuchung wurde in Deutschland, Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich durchgeführt und basiert auf Literaturrecherchen, vier Länder-Workshops mit über 80 Teilnehmenden sowie Expert*innen-Interviews.
Depotladen deckt Großteil der Fahrleistung ab
In allen untersuchten Ländern fahren rund 40 bis 50 Prozent der schweren Lkw täglich weniger als 300 Kilometer. Diese Distanzen lassen sich mit batterieelektrischen Lkw und nächtlichem Laden am Lkw-Betriebshof, also im Depot, problemlos bewältigen. Auch viele Flotten mit höheren Fahrleistungen können im Mehrschichtbetrieb mit Depotladen und entsprechender Ladeinfrastruktur auskommen. Für die Elektrifizierung von Lkw-Flotten ist daher der Aufbau der Ladeinfrastruktur in den Depots eine entscheidende Voraussetzung.
Große Unternehmen als Treiber – kleine brauchen Unterstützung
Große Logistikunternehmen spielen eine zentrale Rolle beim Markthochlauf der Elektromobilität im Straßengüterverkehr, da sie in der Regel über eigene Depots verfügen und Investitionsrisiken besser abfedern können. Gleichzeitig dominieren kleine und mittlere Unternehmen (KMU) die Transportbranche zahlenmäßig – 70 bis 80 Prozent der Logistikunternehmen in den untersuchten Ländern verfügen über fünf oder weniger Lkw. Ihr Geschäft ist geprägt von geringeren Margen, unsicheren Vertragssituationen und oftmals fehlendem Zugang zu Depots.
Die Studie empfiehlt daher Förderprogramme mit einfachen Antragsverfahren sowie praxisnahe Informationsangebote speziell für KMU.
Netzanschluss ist Flaschenhals der Infrastrukturentwicklung
Ein zentrales Hindernis für den Aufbau von Depotladeinfrastruktur sind unzureichende und schwer zugängliche Informationen zur verfügbaren Netzanschlussleistung – insbesondere in Deutschland. Während Spanien, Frankreich und Großbritannien bereits öffentliche Daten zur Netzkapazität bereitstellen, fehlen in Deutschland bislang verlässliche Informationen. Hinzu kommen lange Wartezeiten für den Netzanschluss, die laut Studie teilweise mehrere Jahre betragen können.
Die Expert*innen fordern deshalb, die Transparenz über verfügbare Netzkapazitäten deutlich zu verbessern und entsprechende Daten öffentlich zugänglich zu machen. Zudem müssen die Verfahren für den Netzanschluss vereinfacht und beschleunigt werden. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die regionale Koordination zwischen Logistikunternehmen, Netzbetreibern und der öffentlichen Hand. Diese soll ermöglichen, Netzengpässe frühzeitig zu erkennen, gemeinsam Lösungen zu finden und beispielsweise Erweiterungsbedarfe von Netzanschlusskapazitäten zwischen Unternehmen abzustimmen.
Handlungsempfehlungen der Studie
Um die Potenziale von Depotladen fundiert bestimmen zu können, bedarf es besserer Daten zur Verfügbarkeit und Ausstattung von Depotstandorten, etwa zu Netzanschlüssen und Platzverhältnissen. Auch die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen angepasst werden, um verschiedene Formen des Depotladens – von firmeneigenen über halbprivate bis zu halböffentlichen Ladepunkten – zu ermöglichen. Für größere Unternehmen sollten die Voraussetzungen geschaffen werden, ihre Ladeinfrastruktur auch kleineren Partnern zugänglich zu machen.
Gleichzeitig braucht es gezielte Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen, etwa durch finanzielle Förderprogramme für den Anschluss an das Stromnetz, praxisnahe Beratung und leicht zugängliche Informationsangebote. Entscheidend für den Erfolg des Depotladens ist zudem, dass Planer*innen frühzeitig erkennen können, wo Netzkapazitäten verfügbar sind – deshalb sollten aktuelle Informationen zur Netzverfügbarkeit öffentlich zugänglich gemacht werden.
Schließlich empfiehlt die Studie, den Netzausbau besser zu koordinieren und die Kommunikation zwischen Logistik, Netzbetreibern und Behörden strukturiert zu organisieren, beispielsweise durch regionale Austauschformate oder digitale Meldeverfahren.