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Editorial

Mahlzeit

Das Vorwort von Michael Sailer, Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts

Nachhaltige Ernährung ist das Thema unserer ersten eco@work im Jahr 2014. Was gibt es Neues zu sagen neben dem bekannten Mantra der Ökobewegung „bio – regional – saisonal“? Dass es in jedem Fall ökologische und auch gesundheitliche Vorteile hat, biologisch erzeugte Nahrungsmittel einzukaufen, die regionale Landwirtschaft zu unterstützen und Produkte der Saison zu essen, zweifeln wir in diesem Heft nicht an. Zumal sie meist auch besser schmecken als die Erzeugnisse aus dem Gewächshaus und es für mich einfach toll ist, Erdbeeren dann zu essen, wenn sie richtig reif sind. Doch stimmen all die „Glaubenssätze“ der „Ökos“ wirklich? Und sollten wir uns auf den oben genannten Dreisatz beschränken, wenn wir von nachhaltiger Ernährung sprechen? Oder braucht es nicht vielmehr einen umfassenderen Blick, den wir als wissenschaftliches Institut leisten können und auch wollen?

Sie kennen vielleicht mein persönliches Interesse für geschichtliche Ereignisse und Entwicklungen. Der Anbau von Lebensmitteln und der Verzehr von Fleisch – früher selbstverständlich viel geringer als heute – waren immer auch Bestandteil von menschlicher Kulturgeschichte; die Nahrungsmittelproduktion zugleich wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das ist heute durch die Globalisierung auch der Nahrungsmittelströme umso zutreffender. Gleichzeitig sind mit der Ernährung immer auch andere, ökologisch und sozial wirksame Faktoren verbunden. Denken wir an die Belastung von Flüssen und Meeren, die wir seit vielen Jahrzehnten durch den umfassenden Einsatz von mineralischen Düngemitteln verursachen. Oder die wachsenden Transporte von Früchten, Fleisch, aber auch Fertigerzeugnissen wie Backwaren, die zu zusätzlichen Treibhausgasemissionen führen. Auch die Sozialstruktur hängt in vielen Ländern der Erde an Ernährungsgewohnheiten – kritisiert werden seit Jahren, zu Recht, Agrarspekulationen, steigende Preise für Nahrungsmittel und ungleich verteilte Ressourcen für die Produktion, die eine nachhaltige Landwirtschaft verhindern.

Das Thema nachhaltige Ernährung hat also viele Facetten – nicht alle können wir in dieser Ausgabe der eco@work behandeln. Mit unserer Expertise als Umwelt- und Nachhaltigkeitsinstitut fokussieren wir deshalb auf die Aspekte Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutz. Dafür ist aus unserer Sicht der Blick auf den gesamten ökologischen Fußabdruck vonnöten. Eine reine CO2-Bilanz reicht hier nicht aus, vielmehr ist eine integrierte Betrachtung von Faktoren wie Landverbrauch, Emissionen, Material- und Energieverbrauch etc. wichtig. Umfassende Artikel dazu finden Sie in unserem Schwerpunkt. Im Interview sowie den Portraits zeigen wir wie immer unterschiedliche Blickwinkel von Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr

Michael Sailer
Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts
m.sailer@oeko.de