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Editorial

Ab ins Scheinwerferlicht!

Das Vorwort von Jan Peter Schemmel, Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts

In den Stadien, Theatersälen und Konzerthallen jubelt, lauscht und tanzt ein Abbild unserer Gesellschaft. Menschen mit unterschiedlicher Bildung, unterschiedlichen Interessen und Einkommen. Was für eine Gelegenheit, die Nachhaltigkeit ins Scheinwerferlicht zu stellen! Sport- und Kulturveranstaltungen bieten eine tolle Bühne, um Bewusstsein für die notwendige Transformation zu schaffen. Auch jene Bürger*innen zu erreichen, die sich bislang noch nicht damit auseinandergesetzt haben. Solche Ereignisse bieten einen Rahmen für weniger verkopft erscheinende Zugänge zum Nachhaltigkeitsthema: Über als Vorbilder wirkende Berühmtheiten, die stärkere Ansprache von Emotionen und Sinnen oder die Herausforderung unserer Wahrnehmungen. So kann Kunst uns zum Beispiel zeigen, dass wir in unserer Gesellschaft meist sehr menschenzentriert auf die Umwelt schauen, sie eben verstehen als die Welt um uns herum, womit wir uns aber von ihr distanzieren. Andere Kulturen betrachten Umwelt und Menschen hingegen als Einheit, was der Nachhaltigkeit eine höhere Relevanz verleiht.

Allerdings können Sport und Kultur nicht nur für Nachhaltigkeit werben, sie müssen auch selbst nachhaltiger werden. Ich würde mir wünschen, dass alle, die einen sportlichen Wettbewerb ausrichten, den Wettbewerbsgedanken auch in dieser Hinsicht leben. Im Sinne von: Wie kann ich das umwelt- und klimafreundlichste Event ausrichten? Das hieße etwa, Emissionen nicht einfach möglichst günstig über den Kauf von Zertifikaten zu kompensieren, sondern soweit irgend möglich zu vermeiden und ansonsten mit einem verantwortungsgerechten Preis zu versehen. Also: Klimaverantwortung zu leben. Gerade große Veranstaltungen bieten zudem die Chance, Maßnahmen in großem Umfang auszuprobieren und nachhaltige Alternativen rentabel zu machen. Denn Ansätze wie kompostierbares Geschirr oder wiederverwendbare Becher lohnen sich oft erst, wenn nicht nur ein paar Dutzend, sondern ein paar Tausend Menschen zugreifen.

Eine besonders große Auswirkung auf die Nachhaltigkeitsbilanz von Veranstaltungen hat die Mobilität. Das ist mir auch selbst bei einem Konzert am Hockenheimring deutlich vor Augen geführt worden: Die schlechte Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln führte zur kompletten Verstopfung aller Zufahrtsstraßen. Hier bräuchte es neben Sonderzügen auch Shuttle-Busse, die die Besucher*innen vom nächstgelegenen Bahnhof und anderen Anreiseknotenpunkten zum Veranstaltungsort bringen und dies kostenlos als Teil des Konzerttickets. Wo dies gelingt, lässt es sich dann auch unbeschwerter jubeln, lauschen und tanzen.

Ihr

Jan Peter Schemmel
j.schemmel@oeko.de