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Im Fokus

Fair am Traualtar

Nachhaltige Rohstoffe im Schmuckatelier

Christiane Weihe

Zwei Trauringe, das Design ist ausgewählt. Die Materialfrage taucht auf. Gold natürlich! Doch so einfach ist das im Atelier von Jan Spille nicht. „Wir arbeiten mit elf unterschiedlichen Legierungen, etwa als Weiß-, Gelb- oder Orangegold“, erklärt der Goldschmied aus Hamburg, „zusätzlich haben wir vier unterschiedliche Goldkonzepte, unsere Kunden können daher alleine beim Gold aus etwa vierzig Materialien auswählen.“ Wenn er von Konzepten spricht, meint Spille die unterschiedliche Herkunft des Materials, das sein Atelier nutzt. „Wir verwenden etwa Eco-Fair-Trade-Gold aus ökologisch und sozial gerechtem Bergbau – dieses wird von Goldschürfern mit der Schwerkraftmethode an Flüssen ausgewaschen“, erklärt Spille, „Kinderarbeit ist verboten und es werden keine giften Chemikalien wie etwa Cyanid oder Quecksilber genutzt, die bei der Goldgewinnung normalerweise zum Einsatz kommen.“ Darüber hinaus arbeitet sein Team mit Fairtrade Gold von zertifizierten Bergbaukooperativen sowie mit einem ökologischen Gold aus Deutschland, das als Nebenprodukt in der Kiesproduktion gewonnen wird. „Unser viertes Konzept heißt: Eco-Recycling Gold aus hauseigenem Upcycling. Wir haben eine Recyclinganlage, nicht größer als ein großer Drucker, in der wir aus altem Schmuck, Münzen oder Barren, die wir von unseren Kunden kaufen, Recyclinggold herstellen.“ Bei den Preisen für den daraus gefertigten Schmuck orientiert sich Jan Spille am regulären Goldpreis, die anderen Edelmetalle kosten etwas mehr: „Schmuck aus Fairtrade-Gold ist bei uns etwa acht Prozent teurer, aus Eco-Fair-Trade etwa 15 und aus deutschem Eco-Regional Gold etwa 20 Prozent teurer als wenn wir Schmuck aus konventionellem Gold herstellen würden.“

Um selbst einen Eindruck von den Arbeitsbedingungen vor Ort zu bekommen, reist Jan Spille immer wieder in die Bergbauregionen, unterhält sich mit den Arbeitern vor Ort, begleitet ihre Tage. Zuletzt hat er Bergbaukooperativen in Südamerika besucht. „Der persönliche Austausch und die unmittelbare Erfahrung sind wichtig“, sagt er, „ich möchte zum Beispiel wissen, was es bedeutet, auf 4.000 Höhenmetern Gold abzubauen.“

Jan Spille arbeitet intensiv für eine ökologische und sozial gerechte Gewinnung jener Rohstoffe, die er nutzt. Gold und Silber zum Beispiel, Edelsteine und Diamanten. Sein Einsatz wurde im März 2016 mit einem Fairtrade Award belohnt. Ebenso freut er sich über die Einführung des Fairtrade Siegels für Gold in Deutschland 2015 – „eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass mehr Betriebe faires Gold verarbeiten.“ Doch wer mit Jan Spille spricht, merkt schnell, wie viele Herausforderungen er für seine Branche noch sieht. So etwa beim Thema Diamanten, die bei Spille aus Kanada und Australien stammen. „Ich frage mich, warum bisher kein Diamantenhändler versucht hat, auch hier eine anständige Lieferkette zu etablieren.“ Nur eine von vielen Fragen, die es noch zu lösen gilt. Klar aber ist: Jeder Trauring, der das Atelier von Jan Spille verlässt, ist jenem aus konventionell gewonnenen Rohstoffen sozial und ökologisch überlegen. Manchmal ist es eben doch so einfach.