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Arbeit / Rückblick

Fortschrittliche Biokraftstoffe

Christiane Weihe

Biokraftstoffe können fortschrittlich sein: Wenn sie nicht in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln stehen, sich so wenig wie möglich auf andere Landnutzungen auswirken und einen hohen Beitrag leisten, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Sie werden aus Abfällen, Reststoffen oder Waldholz hergestellt. „Doch auch diese fortschrittlichen Biokraftstoffe können Folgen für den Naturschutz haben“, sagt Dr. Hannes Böttcher vom Öko-Institut, „so gehen wir zum Beispiel davon aus, dass es sich negativ auf die Biodiversität auswirkt, wenn sehr viel Stroh zur energetischen Nutzung von Feldern geholt wird, ohne es durch einen anderen organischen Dünger zu ersetzen oder die Bewirtschaftungsform anzupassen.“

Im Projekt „Naturschutz und fortschrittliche Biokraftstoffe“ betont das Öko-Institut gemeinsam mit dem ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg sowie der Hochschule für nachhaltige Entwicklung: Es bestehen noch zahlreiche Wissenslücken und Unsicherheiten mit Blick auf die ökologischen Auswirkungen fortschrittlicher Biokraftstoffe. „In Analysen zu den Potenzialen von Biokraftstoffen werden Naturschutzbelange oft nicht berücksichtigt, weil es keine ausreichenden Daten gibt“, so der Senior Researcher aus dem Bereich Energie & Klimaschutz, „wichtig sind zum Beispiel Informationen über den Zustand von Flächen, die genutzt werden sollen, und über ihre biologische Vielfalt.“ Das Projektteam formuliert im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) Handlungsempfehlungen für die Wissenschaft, Akteurinnen und Akteure in Zertifizierungssystemen, aber auch die Politik. So sollten politische Maßnahmen, mit denen die Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU, kurz RED II, hierzulande umgesetzt wird, zu einer möglichst geringen zusätzlichen Nachfrage nach Biomasse führen. „Im Wärmesektor sind Effizienzmaßnahmen zum Beispiel sehr viel zielführender“, so Böttcher, „Anreize über die verpflichtenden Quoten hinaus halten wir zudem nicht für sinnvoll.“ Mit Blick auf Biomasseanlagen empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem, Holzbiomasse zu nutzen, die nicht durch direkten Einschlag in Wäldern, sondern möglichst aus Reststoffen lokaler Sägewerke oder von Pflegearbeiten stammt.