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Im Fokus

Wider die Wegwerfgesellschaft

Ein Gastkommentar von Dr. Hugo-Maria Schally

Dr. Hugo-Maria Schally

Am 2. Dezember 2015 hat die EU-Kommission ein ehrgeiziges Maßnahmenpaket angenommen, um den Übergang Europas zur Kreislaufwirtschaft zu fördern. Wir müssen zur Sicherstellung eines nachhaltigen Wachstums in der EU unsere Ressourcen intelligenter und nachhaltiger nutzen. Das lineare Modell des Wirtschaftswachstums ist für die Erfordernisse der modernen Gesellschaft in einer globalisierten Welt nicht mehr geeignet. Wir können unsere Zukunft nicht auf dem Modell einer Wegwerfgesellschaft aufbauen. Die natürlichen Ressourcen sind begrenzt, deshalb müssen wir einen ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Weg finden, sie zu nutzen.

Das Paket soll dazu beitragen, den Wert von Produkten und Stoffen so lange wie möglich zu erhalten; Ressourcenverbrauch auf ein Mindestmaß zu beschränken; und dass Ressourcen in der Wirtschaft, nachdem ein Produkt sein Lebensende erreicht hat, immer wieder verwendet werden können. Hierdurch sollen langlebigere und innovative Produkte entstehen, die Geld sparen und die Lebensqualität verbessern. Durch Abfallvermeidung, Ökodesign, Wiederverwendung und ähnliche Maßnahmen ließen sich jährlich Nettoeinsparungen von 600 Milliarden Euro erzielen und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen um zwei bis vier Prozent reduzieren.

Die Kreislaufwirtschaft beginnt bereits am Anfang des Lebenszyklus eines Produkts, durch eine bessere Produktgestaltung können wertvolle Ressourcen eingespart werden. Die Kommission wird im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie Produktanforderungen unterstützen, durch die Produkte haltbarer werden und einfacher zu reparieren und zu recyceln sind. Vorschriften, die sich positiv auf die Möglichkeit der Reparatur von Produkten und damit auch auf die Nutzungsdauer auswirken können, werden die bereits bestehenden Anforderungen an die Energieeffizienz von Produkten ergänzen.

Darüber hinaus sollen Verbraucher dabei unterstützt werden, sich für umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen zu entscheiden. Sie können durch ihre Marktmacht eine Nachfrage für bessere Produkte und Dienstleistungen schaffen sowie innovative Technologien und Business-Lösungen unterstützen. Die Förderung der Wiederverwendung und Reparatur von Produkten durch umweltgerechte Produktgestaltung, die bessere Durchsetzung der geltenden Vorschriften zur Produktgarantie oder auch verstärkte Maßnahmen zur Vermeidung falscher Umweltangaben sollen den Übergang zu nachhaltigeren Verbrauchsgewohnheiten fördern. Wichtig wird zudem eine verbesserte Bereitstellung verlässlicher und angemessener Verbraucherinformationen über die Umweltauswirkungen von Produkten sein, das beinhaltet auch Lösungsansätze zur Bekämpfung unlauterer Praktiken wie vorsätzlicher oder geplanter Obsoleszenz. Damit sollen auch Anreize für Unternehmen geschaffen werden, Produkte zu entwickeln, die repariert oder zurückgegeben werden können, und Dienstleistungen anzubieten, die die gemeinsame Nutzung, das Recycling oder die Rückgewinnung von Rohstoffen umfassen.

Die Wiederverwendung und Reparatur von Produkten wird ihre Lebensdauer verlängern, den Verbrauchern Kosten sparen und das Abfallaufkommen verringern. Darüber hinaus werden die Verbraucher von besseren Umweltinformationen und einer verbesserten Durchsetzung von Vorschriften zur Produktgarantie profitieren. Die Behörden sollen darin bestärkt werden, umweltfreundliche Praktiken im öffentlichen Beschaffungswesen stärker in Anspruch zu nehmen. Der Kauf von langlebigen, ressourcenschonenden und leicht verwertbaren Produkten verringert die Notwendigkeit des Austauschs alter Geräte und spart Kosten aufgrund geringerer Strom-, Gas- oder Wasserrechnungen und geringerer Entsorgungskosten. Eine stärkere Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, die eine Kreislaufwirtschaft unterstützen, wird neue Geschäftsmöglichkeiten sowie Wachstumschancen für Unternehmen eröffnen, die kostenwirksame und innovative Lösungen anbieten können. Ferner werden in den Bereichen der Produktgestaltung, Wiederverwendung und Reparatur, die sich nur schwer automatisieren lassen, neue Arbeitsplätze entstehen.

Der Maßnahmenkatalog soll in den kommenden vier Jahren umgesetzt werden und bis zum Ende der Amtszeit der Kommission ein Politikumfeld schaffen, welches den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft unterstützt.