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Arbeit / Rückblick

Weitergabe von CO2-Kosten

Gegen das Verursacherprinzip

Christiane Weihe

Europäische Industrieunternehmen erhalten im Rahmen des EU-Emissionshandels in großem Umfang kostenlose Zertifikate. Ziel ist es, ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden. Stromerzeuger hingegen müssen seit der dritten Handelsperiode die benötigten Zertifikate kaufen. Dennoch geben die Industrieunternehmen CO2-Kosten an ihre Kunden weiter, das zeigt eine gemeinsam von Öko-Institut und CE Delft erstellte Studie. „Insbesondere Raffinerieunternehmen, Stahl- und Zementproduzenten preisen die CO2-Kosten in hohem Maße in ihre Produkte ein“, sagt Dr. Katja Schumacher, Senior Researcher am Öko-Institut. Die Analyse befasste sich vor allem mit Daten der zweiten und dritten Handelsperiode des EU-Emissionshandels von 2008 bis 2012 sowie 2013 und 2014. Sie zeigt: Raffinerieunternehmen haben je nach Produkt 80 bis 100 Prozent der CO2-Kosten an ihre Kunden weitergegeben, bei Stahlproduzenten sind es 55 bis 85 Prozent. Zementhersteller preisten die Zertifikatskosten immerhin noch zu 20 bis 40 Prozent ein. „Hohe Einpreisungsraten lassen sich auch bei einzelnen Produkten im Düngemittelsektor sowie der organischen Grundstoffchemie finden“, so die Wissenschaftlerin, „in den drei anderen genannten Sektoren erfolgte die Kostenweitergabe aber umfassender und einheitlicher.“

Dass die Unternehmen die Kosten für die Zertifikate weitergeben, obwohl sie in großem Umfang kostenlos zugeteilt werden, damit also hohe Zusatzerträge erzielen, beurteilt die Expertin vom Öko-Institut als „betriebswirtschaftlich zwar rational“, aber auch „dem Verursacherprinzip widersprechend“. Inwiefern die Kostenweitergabe möglich ist, hängt nach Einschätzung von Dr. Katja Schumacher unter anderem von der Marktstellung der Unternehmen im europäischen und internationalen Vergleich ab. „Aber auch die Verhandlungsmacht gegenüber Zulieferern und Kunden spielt natürlich eine Rolle“, sagt die Ökonomin mit Blick auf die Ergebnisse der Analyse. cw