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Editorial

Energiewende: halbe Zeit, voller Erfolg?

Das Vorwort von Michael Sailer, Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts

Mit dem Buch „Energiewende – Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran“ hat das Öko-Institut 1980 zum ersten Mal umfassende Szenarien für eine alternative Energiezukunft vorgelegt. Florentin Krause, Hartmut Bossel und Karl-Friedrich Müller-Reißmann beschrieben erstmalig, wie Wachstum von Strom- und anderem Energieverbrauch entkoppelt werden können. Sie haben Energieeffizienz als Schlüssel für die langfristige Senkung des Energiebedarfs dargestellt. Es war eine bahnbrechende erste Energiewende-Studie, die reichlich Stoff für zum Teil sehr emotional geführte Diskussionen gab. Ich selbst habe seit der Gründung des Darmstädter Standortes 1980 den Schwerpunkt meiner Arbeit auf die Sicherheit von Kernkraftwerken gelegt und gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen immer wieder die Schwachstellen und Gefahrenpotenziale dieser Technologie aufgezeigt. In den 35 seither vergangenen Jahren haben viele Akteure dazu beigetragen, den Begriff Energiewende wissenschaftlich zu fundieren, praktisch auszufüllen und gesellschaftlich akzeptierte Lösungsvorschläge für eine nachhaltige Nutzung von Energie zu machen. Das haben wir unter dem Motto „Halbzeit Energiewende?“ im März dieses Jahres gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus der Politik, Verbänden, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gefeiert.

Zugleich haben wir uns aber natürlich auch die Frage gestellt, wie erfolgreich waren wir gemessen an unserem Anspruch von 1980? Was ist noch zu tun auf dem Weg zur vollständigen Umsetzung der Energiewende? Welche Erfolge können wir feiern und welche echt schwierigen, großen Brocken liegen noch vor uns? Diesen Fragen widmet sich nun auch das vorliegende Heft der eco@work. Dieter Seifried, langjähriger ehemaliger Mitarbeiter des Öko-Instituts, beschreibt in seinem Gastbeitrag, wie er die Halbzeitfrage einschätzt; die beiden Schwerpunktartikel blicken zurück und vor allem nach vorn auf die Herausforderungen der kommenden 35 Jahre. Denn dass wir bis zum Jahr 2050 den Ausstoß unserer Treibhausgase fast vollständig reduzieren müssen, ist im Sinne des Klimaschutzes unstrittig. Wie wir das für die Energieerzeugung weiter umsetzen und dabei auch die anderen Sektoren wie den Verkehr oder den Gebäudebereich einbeziehen, braucht weitere Anstrengungen, für die wir als Öko-Institut heute und auch weiterhin in vielen Forschungsprojekten Ideen entwickeln.

Viel Spaß bei der Lektüre unserer eco@work wünscht Ihnen Ihr

Michael Sailer
Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts
m.sailer@oeko.de