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Im Fokus

Crowdfunding für nachhaltige Projekte

Von Karotten und Windkraft

Christiane Weihe

Heute lagern die Karotten unter der Erde, umweltfreundlich und energiesparend. Denn ein Kühlhaus ist nicht mehr nötig, seit es im Lebensgarten Dreisamtal die Erdmiete gibt. Diese jahrhundertealte Methode nutzt die Erdtemperatur zur Kühlung. Dass der Hof trotz der Ausgaben für die Erdmiete seine Gemüsevielfalt erhalten kann, verdankt er unter anderem der Plattform EcoCrowd. Nachträglich wurden hier bei 51 Unterstützern die Einrichtungskosten eingeworben.

Die Idee für EcoCrowd entstand vor drei Jahren in der Deutschen Umweltstiftung. „Wir erhalten regelmäßig Anfragen von Projekten, die Unterstützung brauchen. Aufgrund unserer begrenzten Ressourcen können wir aber nicht alle Anfragen bewilligen“, erzählt der Vorstandsvorsitzende Jörg Sommer. Das brachte ihn auf die Idee der Crowdfunding-Plattform, die nun vom Umweltbundesamt und vom Bundesumweltministerium unterstützt wird. „Für den Förderantrag haben wir zuerst eine Machbarkeitsstudie erstellt – zu diesem Zeitpunkt war das Thema Crowdfunding hierzulande noch relativ unbekannt, für den nachhaltigen Bereich gab es das noch gar nicht.“

Ende Oktober 2014 ging EcoCrowd an den Start, bis Mitte Juli 2015 lief die Betaphase. Zehn Projekte wurden in dieser Zeit erfolgreich unterstützt. Doch nicht jede Initiative wird bei EcoCrowd zugelassen, Leitlinien sichern die Qualität. „Zentral ist: Es muss ein ökologischer Mehrwert nachgewiesen werden – so der Schutz von Artenvielfalt oder die Ressourcenschonung“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Erfüllt hat dies auch die Windkraftkunst im Kornfeld. „Idee dieser Initiative war es, Windkraft erfahrbar zu machen und junge Menschen für erneuerbare Energien zu begeistern“, sagt Sommer. „Die Initiatoren planen eine Installation mit Mikro-Windanlagen, die gemeinsam mit Schülern umgesetzt wird. Auf EcoCrowd wurde die Anschubfinanzierung eingeworben.“

EcoCrowd wird angenommen, berichtet Sommer, die Zahl der Projekte und Nutzer steigt. Damit das so bleibt, nutzt die Deutsche Umweltstiftung Erkenntnisse aus der Betaphase zur Optimierung. „Durch unser Finanzierungsmodell ‚Flexibles Funding‘ erhalten die Projektinitiatoren die Unterstützung nun auch, wenn nur eine Teilsumme erreicht wird.“ Wie erfolgreich eine Initiative ist, hängt nach Sommers Erfahrung auch davon ab, wie gut die Initiatoren sie bewerben. „Es braucht eine regelmäßige und durchdachte Kommunikation, dazu gehört eine gute Darstellung des Projektes und eine verständliche Erläuterung seiner Ziele ebenso wie die Ansprache ausreichender Kontakte. Etwas, das nicht an die Plattform delegierbar ist.“ Wichtig sei zudem ein realistisches Finanzierungsziel: „Bereits 10.000 Euro zu erreichen, ist nicht selbstverständlich. Daher empfehlen wir, klein zu starten. Eine Überfinanzierung ist immer möglich.“ EcoCrowd zeigt, dass sich auch mit kleineren Summen viel erreichen lässt: 1.400 Euro hat die Erdmiete für den Lebensgarten Dreisamtal gekostet, in dem Karotten und anderes Biogemüse nun umwelt- und klimaschonend lagern. Christiane Weihe