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Arbeit / Rückblick

Netzentwicklungsplan 2015: Falsche Rahmenbedingungen

Szenarienvorschläge verfehlen Klimaziele der Bundesregierung

Christiane Weihe

Wie sich der Stromsektor entwickeln kann und welchen Einfluss dies auf das Stromnetz hat, das beschreiben die Übertragungsnetzbetreiber im Netzentwicklungsplan (NEP). In drei Szenarien schlagen sie Annahmen für die weitere Entwicklung vor, insbesondere zum deutschen Kraftwerkspark.

Die Szenarien des NEP 2015 jedoch verfehlen deutlich die im Energiekonzept festgelegten klimapolitischen Ziele der Bundesregierung, so eine Analyse des Öko-Instituts auf Grundlage der veröffentlichten Daten. Die Experten haben auf Basis der angenommenen Kapazitäten zur Stromerzeugung die damit verbundenen Emissionen berechnet. „Die Betreiber erwarten zu viele fossile Kraftwerke, sie berücksichtigen nicht den ambitionierten Ausbau der erneuerbaren Energien“, sagt dazu David Ritter, Wissenschaftler am Öko-Institut. So verursacht der Kraftwerkspark, der dem NEP 2015 zugrunde gelegt werden soll, nach Schätzungen der Experten und je nach Szenario im Jahr 2025 zwischen 280 und 320 Millionen Tonnen CO2. „Die Leitstudie des Bundesumweltministeriums sieht für 2025 rund 150 Millionen Tonnen CO2 vor, also etwa die Hälfte“, erklärt Ritter. Durch die Annahmen im NEP sei es nicht möglich, die Ziele der Bundesregierung zur Reduzierung der CO2-Emissionen zu erreichen. Darüber hinaus weiche auch die langfristige Prognose für 2035 stark von der Leitstudie ab. „Nach den Szenarien aus dem Netzentwicklungsplan 2015 entstehen bis dahin nach unseren Abschätzungen insgesamt 190 Millionen Tonnen CO2“, so Ritter, „die Leitstudie geht von rund 70 Millionen Tonnen CO2 für alle Kraftwerke aus.“

Das Öko-Institut hat verschiedene Maßnahmen zur Ergänzung des NEP 2015 vorgeschlagen, da alle vorgeschlagenen Szenarien die nationalen Klimaziele nicht erreichen. „Flexible Lasten und Speichertechnologien sollten bei einer besseren Integration der erneuerbaren Energien ins Stromnetz helfen“, sagt der Wissenschaftler, „eine Rolle könnten hier vor allem flexible Biogas- und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sowie das Lastmanagement in der Industrie spielen. Dabei geht es darum, die Stromnachfrage mit Blick auf die aktuelle Erzeugung zu verschieben.“ Darüber hinaus sei es erforderlich, den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien auch im Szenariorahmen des NEP zu berücksichtigen. „Sie stellen sicher, dass effiziente Kraftwerke gebaut und betrieben werden, dies ermöglicht einen Rückgang der Emissionen“, erklärt Ritter. cw