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Editorial

IT: Fluch oder Segen für die Umwelt?

Das Vorwort von Michael Sailer, Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts

IT und Telekommunikation sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Viele Kolleginnen und Kollegen des Öko-Instituts, aber auch die Menschen um uns herum nutzen heute Smartphones und Tablet-PCs; sie laden ihre Urlaubsfotos in die Cloud oder spielen Online-Computerspiele. Alle diese mobilen und stationären Geräte und Anwendungen verbrauchen in ihrer Produktion, während der Nutzung und an ihrem Lebensende für die Entsorgung wertvolle Ressourcen sowie jede Menge Energie. In den 1980er Jahren haben wir in unseren Energieprognosen einen unbekannten Wirtschaftssektor mit hohen Stromverbräuchen eingeplant ohne zu wissen, was dieser genau sein könnte. Heute sehen wir, dass es wohl ein Platzhalter für die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) war und dass deren Auswirkungen auf die Umwelt immens sein können. Gleichzeitig könnten ihre vielfältigen Anwendungsfelder zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen – man denke nur an Smart Meter oder intelligente Stromnetze.

In diesem Zwiespalt zwischen Nutzen und Belastung für die Umwelt befindet sich der IKT-Bereich heute. Dabei geht es sowohl um die Produkte selbst, die möglichst effizient und schadstofffrei designt sein sollten, als auch um den großen Bereich Netze und Rechenzentren, die für die Umwelt- und Klimabilanz von IKT eine entscheidende Rolle spielen. Die aktuelle Ausgabe greift verschiedene Aspekte des Themas „Green IT“ auf und diskutiert Handlungsansätze für Politik und Wirtschaft. Dabei lassen wir wieder Expertinnen und Experten aus dem Öko-Institut, aber auch vom Umweltbundesamt und aus großen IKT-Unternehmen zu Wort kommen.

Eine Sache ist mir persönlich ein Anliegen: Jenseits von Umwelt- und Klimafragen wird die Datenerzeugung und -speicherung ein Zukunftsthema für die IT-Branche. Wendet man das Nachhaltigkeitskonzept auf diesen Bereich an, so gibt es in meinen Augen in diesem sensiblen Bereich viel Nachholbedarf. Dieser liegt zum einen bei den Nutzern selbst, die genau überlegen sollten, wem sie welche Daten anvertrauen wollen, und sich über mögliche Konsequenzen ihres vernetzten Handelns Gedanken machen sollten. Zum anderen stehen natürlich vor allem die großen IT-Konzerne in der Pflicht, verantwortlich mit den Daten ihrer Kunden umzugehen. Und auch hier sollte meines Erachtens die Politik nicht untätig zusehen, sondern Rahmenbedingungen für einen verantwortungsbewussten, ja eben nachhaltigen Umgang mit Daten vorgeben – übrigens nicht nur für die IT-Konzerne.

Nun wünsche ich Ihnen viel Freude mit unserer eco@work und erholsame Tage zum Jahresausklang,

Ihr

Michael Sailer
Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts
m.sailer@oeko.de