„Ein enger Austausch mit IKT-Herstellern ist uns wichtig“
Christiane Weihe
Bei der Begrenzung von Stromverbrauch und Emissionen der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) spielt die Industrie eine zentrale Rolle. Welche Schritte die Deutsche Telekom AG für mehr Nachhaltigkeit bei Produkten, Netzen und Rechenzentren einleitet, berichtet Luis Neves, Konzernbeauftragter für Klimaschutz und Nachhaltigkeit, im Gespräch mit eco@work. Er spricht über konkrete Maßnahmen ebenso wie über bestehende Herausforderungen. Neves ist zudem Vorsitzender der Global e-Sustainability Initiative (GeSI), einer Unternehmensinitiative für mehr Nachhaltigkeit im IKT-Sektor.
Herr Neves, was unternimmt die Deutsche Telekom, um den Stromverbrauch und die Emissionen von Telekommunikationsnetzen und Rechenzentren zu reduzieren?
Die Deutsche Telekom hat Ende 2013 ein Klimaschutzziel verabschiedet: Die CO2-Emissionen sollen konzernweit bis 2020 um 20 Prozent reduziert werden. Beim Netzausbau setzen wir energieeffiziente Technologien ein. Bei den Rechenzentren erreichen wir eine Emissionsminderung vor allem durch neue effiziente Anlagen. Auch der Einsatz erneuerbarer Energien kann eine große Hebelwirkung haben – ein Thema, mit dem wir uns gerade im Rahmen der Weiterentwicklung unserer Klimastrategie beschäftigen.
Können Sie etwas über konkrete Maßnahmen und ihre Wirksamkeit erzählen?
Wir stellen zum Beispiel das Festnetz auf den neuen Standard „All-IP“ um. Davon erwarten wir eine Einsparung von etwa 260 Kilotonnen CO2 im Jahr 2020 im Vergleich zu 2008. Bei Rechenzentren setzen wir vor allem auf Frischluft-Kühlung, eine optimierte Raumklimatisierung sowie auf die globale Konsolidierung von Standorten in wenige hocheffiziente Rechenzentren. Auch das mobile Datennetz wird modernisiert und dadurch effizienter. Durch Maßnahmen für das mobile Datennetz wie die Modernisierung der Technik erwarten wir eine Reduktion des durchschnittlichen Stromverbrauchs unserer Sendeanlagen um 44 Prozent.
Was sind bei der Reduzierung von Stromverbrauch und Emissionen die größten Herausforderungen?
IKT ist eine Grundlage der globalisierten Welt. Die Datenmengen nehmen konstant zu. Dies erfordert einen Ausbau der Netze. Dadurch steigt der Stromverbrauch. Daher brauchen wir die genannten Effizienzmaßnahmen, um die CO2-Emissionen wie geplant zu verringern. Große Herausforderungen bestehen zudem dabei, neue Technologien zu realisieren sowie die Effizienz bestehender Technik kontinuierlich zu steigern.
Thema IKT-Produkte: Wir wissen, dass deren längere Nutzung zentral für die Umwelt- und Klimabilanz ist. Kunden erhalten jedoch regelmäßig neue Smartphone-Modelle. Wie kann man deren Lifestyle-Wünschen und gleichzeitig der Umwelt gerecht werden?
Uns ist ein enger Austausch mit den IKT-Herstellern wichtig, damit die Endgeräte stetig weiterentwickelt werden und die Nachhaltigkeit im gesamten Lebenszyklus der Produkte im Zentrum steht. Zusammen mit den Herstellern sorgen wir für eine nachhaltige Lieferkette sowie ein nachhaltiges Life-Cycle-Management.
Welche Ansätze verfolgt die Deutsche Telekom in diesem Bereich konkret für mehr Nachhaltigkeit?
Wir achten zum Beispiel auf eine nachhaltige Lieferkette. So tauschen wir uns etwa über das Projekt „E-TASC – Electronic-Tool for Accountable Supply Chains“ mit anderen Unternehmen über Zulieferer aus und versuchen so, Risiken in Sachen Nachhaltigkeit zu minimieren. Die Telekom bietet zudem DECT-Telefone an, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet wurden und besonders energiesparend und strahlungsarm sind. Mit dem Projekt „Universal Power Adapter“ wollen wir darüber hinaus in Zukunft sicherstellen, dass ein Adapter für verschiedene elektronische Endgeräte genutzt werden kann. Das verlängert die Lebensdauer und verringert das Abfallaufkommen. Zentral ist natürlich auch das Thema Konfliktmineralien. Die Deutsche Telekom engagiert sich im Rahmen von GeSI und unterstützt das Projekt „Conflict Free Smelter Initiative“, das hier die Transparenz steigern soll.
Vielen Dank für das Gespräch.
Im Interview mit eco@work:
Luis Neves, Konzernbeauftragter für Klimaschutz und Nachhaltigkeit der Deutschen Telekom AG.
Das Interview führte Christiane Weihe.