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Was macht mein Geld?

Eine Kampagne von „Divest now!“

Christiane Weihe

Jetzt muss doch was passieren, dachte sie, als Bill McKibben Ende 2014 den Alternativen Nobelpreis bekam. Der Gründer der Organisation 350.org, ein Pionier der Divestment-Bewegung. Das musste doch diese kluge Idee, Investitionen aus fossilen Energien abzuziehen und in klimafreundliche Anlagen umzuwandeln, in die Köpfe der Menschen bringen. „Ich hatte mich zu dieser Zeit schon eine ganze Weile für das Thema Divestment interessiert“, sagt Ella Lagé, Vorsitzende des Vereins „Divest now!“, „in Gesprächen mit anderen habe ich aber immer wieder festgestellt, wie schwer es ist, die dahinter stehende Idee wirklich zu verbreiten. Etwa, weil die Menschen Scheu haben, sich in die Finanzen anderer einzumischen, oder weil sie den Aufwand scheuen, der für sie selbst damit verbunden sein könnte.“

Die Beschäftigung mit Divestment führte Lagé unweigerlich zur Frage: Was macht eigentlich mein eigenes Geld? Also begann sie nachzuforschen beim Versorgungswerk der Presse, bei dem ihre Rücklagen fürs Alter liegen. „Die berufsständischen Versorgungswerke verwalten in Deutschland Milliardensummen für ihre Mitglieder“, so Lagé, „wenn man sie dazu bringen könnte, ihr Geld aus Kohle, Öl und Gas abzuziehen und nur noch nachhaltig zu investieren, wäre das ein riesiger Schritt für den Klimaschutz.“ Diesen Schritt sollten auch ihre Rücklagen ermöglichen, über die sie jedoch keine Informationen erhielt. Also erdachte sie die Kampagne „Was macht mein Geld?“ und kündigte dies der Presse-Versorgung an. Schon kurze Zeit später erhielt Lagé die Nachricht, dass ihre Altersrücklagen nicht mehr in Unternehmen investiert werden, die über 30 Prozent ihres Umsatzes bzw. der Energieerzeugung aus Kohle generieren. Ein erster Erfolg. Doch: „Das betrifft nur etwa ein Drittel der Investitionen in fossile Energien, viele der größten CO2-Verursacher werden dadurch nicht erfasst.“ Ella Lagé will eine „wirklich saubere Rente“. Und so rief sie die Kampagne trotzdem ins Leben, gewann Journalistinnen und Journalisten als Unterstützer, brachte eine Website online. Darüber können nun Gleichgesinnte eine E-Mail an die Presse-Versorgung schicken und sie dazu auffordern, ihr Geld aus allen fossilen Energien abzuziehen. Weitere berufsständische Versorgungswerke sollen folgen. „Die gute Vernetzung innerhalb eines Berufsstandes ist natürlich ein Pluspunkt, so kann man viele Menschen erreichen.“

Ella Lagé weiß immer noch nicht ganz genau, was ihr Geld macht. Sie schätzt, dass bei Versorgungswerken in der Regel etwa sieben Prozent der Altersrücklagen in Kohle, Öl und Gas investiert sind – „Bei der Presse-Versorgung ist es nun natürlich etwas weniger.“ Hoffnung, es bald genauer zu wissen, macht ihr die überarbeitete europäische Pensionskassen-Richtlinie (IORP II), die mehr Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher verspricht und deren Vorgaben ab 2019 auch in Deutschland gelten sollen. Jetzt muss doch was passieren, denkt sie, während die Richtlinie auf dem Weg in die deutsche Gesetzgebung ist.