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Arbeit / Rückblick

Zu flexibel für echten Klimaschutz?

Christiane Weihe

Bis 2040 will die EU ihre Treibhausgasemissionen um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 senken – das sehen Vorschläge der Europäischen Kommission, der Mitgliedsländer und des Europaparlaments vor, ebenso wie die Nutzung von internationalen Emissionsgutschriften und anderen Flexibilitäten. Zwei Analysen des Öko-Instituts zeigen, dass das Ziel weniger ambitioniert ist als es klingt. „Real müssen die Emissionen nur um 80 Prozent sinken, wenn man den Zukauf von internationalen Gutschriften und die Einbindung von CO2 durch Wälder berücksichtigt“, sagt Senior Researcher Jakob Graichen. Dr. Lambert Schneider, Forschungskoordinator für internationale Klimapolitik, erklärt außerdem: Laut dem Pariser Übereinkommen sollten alle Staaten so viel Klimaschutz wie möglich zu Hause erreichen. Das Ziel einer Minderung um 90 Prozent sollte innerhalb der EU erreicht, internationale Emissionsgutschriften sollten höchstens dafür genutzt werden, um da­rüber hinaus zu gehen und früher klimaneutral zu werden. „Zudem sollten klare Anforderungen an die Emissionsgutschriften gestellt werden – so, dass sie höchsten Qualitätsstandards entsprechen und fair mit Partnerländern geteilt werden. Temporäre CO2-Minderungen etwa aus Waldprojekten sollten außerdem nicht für die Kompensation von fossilen Emissionen eingesetzt werden.“

Darüber hinaus setzen die Vorschläge auf zu viel Flexibilität – dies könnte reale Emissionsminderungen gefährden. „Getrennte Ziele für Emissionen und Senken, also technische und natürliche Entnahmen von CO2 aus der Atmosphäre, würden für mehr Klarheit sorgen. Sektorübergreifende Flexibilität sollte begrenzt bleiben, damit alle Sektoren auf dem Pfad zur Klimaneutralität sind“, sagt Graichen. Gleichzeitig begrüßt das Öko-Institut den Ansatz, nur dauerhafte und inländische CO2-Entnahmen im Emissionshandel anzurechnen.

Ansprechpartner am Öko-Institut