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Arbeit / Aktuell

Netzwerk Nukleares Gedächtnis

Die Aufarbeitung des deutschen Atomkonflikts

Christiane Weihe

Seit Jahrzehnten gibt es in Deutschland einen starken Konflikt um die Atomkraft. Er zeigt sich am Widerstand gegen verschiedene nukleare Anlagen, aber auch an Protesten gegen Atommülltransporte. „Es gibt hier nach wie vor sehr verhärtete Fronten“, sagt dazu

Dr. Christoph Pistner vom Öko-Institut, „das zeigte sich zum Beispiel daran, dass die meisten Anti-Atom-Initiativen die staatlichen Dialogbemühungen abgelehnt haben, die zum Neustart des Standortauswahlverfahrens für ein deutsches Endlager initiiert wurden.“ Bislang gibt es nur punktuelle wissenschaftliche Beschäftigungen mit diesem Konflikt, eine ausführliche Analyse der Kontroversen sowie auch der gesellschaftlichen Entwicklungen fand nicht statt. „Darin wird oftmals eine wichtige Ursache für die starke gesellschaftliche Polarisierung gesehen“, so Pistner.

Das im Oktober 2017 von engagierten Personen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft gegründete „Netzwerk Nukleares Gedächtnis (NeNuG)“ will einen Dialog eröffnen, um den deutschen Atomkonflikt aufzuarbeiten. Das NeNuG besteht aus Akteurinnen und Akteuren aus der Anti-Atom-Bewegung, von Bürgerinitiativen, NGOs sowie aus der Wissenschaft. Im Rahmen dieses Netzwerks will das Öko-Institut nun in einem aktuellen Forschungsvorhaben einen Beitrag zu dieser Aufarbeitung leisten. „Dies ist aus zwei Gründen relevant: Zum einen steht das Standortauswahlverfahren mit zahlreichen Herausforderungen bevor, darüber hinaus erreichen viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Atomkonflikts ein fortgeschrittenes Alter“, erklärt Christoph Pistner, „ein Blick zurück könnte nicht nur dabei helfen, diesen Konflikt aufzuarbeiten, sondern auch, neue Konflikte beispielsweise rund um die erneuerbaren Energien besser zu verstehen.“

Im von der Stiftung Zukunftserbe geförderten Projekt „NeNuG – Netzwerk Nukleares Gedächtnis. Nukleare Aufarbeitung des deutschen Atomkonflikts“ widmen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch bis März 2020 ersten Netzwerktätigkeiten. „Dies unterstützt das Ziel des NeNuG, Wissensbestände zum Atomkonflikt aufzubereiten, Konfliktlinien zu analysieren und ihre Auswirkungen auf aktuelle Entwicklungen zu bewerten“, sagt der Experte vom Öko-Institut.