Spenden
Im Fokus

Acker. Oder Wüste?

Geo-Wiki verbessert Landnutzungsinformationen

Christiane Weihe

Ist das da unten wirklich ein Acker? Siehst du Regenwald? Oder die Wüste? Wer bei Geo-Wiki anheuert, muss sich auf solche Fragen gefasst machen. „Geo-Wiki will die Genauigkeit von Landnutzungskarten deutlich verbessern“, sagt Steffen Fritz vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), Initiator des Projektes. Hierfür müssen immer wieder Freiwillige gewonnen werden, die entweder an einem Geo-Wiki-Wettbewerb teilnehmen oder im Rahmen eines Spiels Informationen über die Landnutzung erheben. „Mit Hilfe von sehr hoch aufgelösten Satellitenbildern, die etwa in Google Earth verfügbar sind, bestimmen sie für ein zuvor eingegrenztes Gebiet, ob es sich zum Beispiel um eine Nutzung für Feldfrüchte oder etwas ganz anderes handelt“, erläutert Fritz, „je mehr Freiwillige wir dafür gewinnen können, desto verlässlicher sind natürlich die Daten. Wenn zwanzig Nutzer dieselbe Fläche als Ackerland definieren und keiner widerspricht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Angabe richtig ist.“ Darüber hinaus prüfen die Wissenschaftler vom IIASA die Eingaben stichprobenartig. Gewonnen werden für die Projekte von Geo-Wiki oft Studenten, die von einer Nennung in den Forschungsergebnissen profitieren können. „Wir wollen aber auch andere Interessierte ansprechen und loben Preise aus, um die Teilnahme attraktiver zu machen.“

Die Experten des IIASA nutzen die so erhobenen Daten für umfassende Analysen – etwa für Prognosen zu Landnutzungsänderungen oder Einschätzungen für die Auswirkung von umweltpolitischen Maßnahmen. Gleichzeitig betrachten sie detailliert die Landnutzung und beantworten für zuvor definierte Gebiete die Frage, wo Nahrungsmittel angebaut werden und wo nicht oder wie hoch der Anteil von Flächen ist, die für den Anbau von Energiepflanzen tatsächlich verfügbar sind. Darüber hinaus stehen die Karten des Geo-Wiki jedem Nutzer frei zur Verfügung. Für die Zukunft denken die Betreiber sogar darüber nach, anderen Organisationen das gesamte Wiki zur Verfügung zu stellen. „Dann können zum Beispiel NGOs über die Plattform eigene Projekte starten und mit eigenen Freiwilligen ihre Fragen in punkto Landnutzung beantworten“, so Fritz.

Das Geo-Wiki verändert sich kontinuierlich, schon seit seiner Gründung 2009. Die steigende Menge verfügbarer Daten und der technische Fortschritt haben die Möglichkeiten der Landbestimmung deutlich verbessert. Die Wissenschaftler wollen nun bald Satelittenbilder von verschiedenen Zeitpunkten auswerten, um Landnutzungsveränderung festzustellen. „Wir planen, Landnutzungsänderungen zu prüfen“, sagt Steffen Fritz, „hierfür entwickeln wir derzeit ein neues Spiel, bei dem den Nutzern zwei Satellitenbilder vom selben Ort zu unterschiedlichen Zeitpunkten vorgelegt werden. Unsere Nutzer bestimmen dann, ob und wie sich die Landnutzung geändert hat.“ Siehst du da unten wirklich einen Regenwald? Die Antwort auf diese Frage könnte dann vielleicht anders ausfallen als zu Beginn des Projektes. Christiane Weihe