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Arbeit / Rückblick

Mehr Wissen über Wasserstoff

Christiane Weihe

Wasserstoff kann nach Energieeffizienz, dem direkten Einsatz erneuerbarer Energien und Elektrifizierung zur vierten Säule der Energiewende werden – unter bestimmten Voraussetzungen. „Er muss klimaneutral hergestellt werden, also vor allem auf der Grundlage zusätzlicher erneuerbarer Energien“, sagt Dr. Felix Chr. Matthes, Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik am Öko-Institut, „unverzichtbar ist zudem eine klare Strategie zur Frage, auf welche Anwendungsbereiche der Wasserstoff-Markthochlauf vor allem ausgerichtet werden sollten. Dazu gehört insbesondere, dass er in jenen Bereichen zum Einsatz kommt, für die es kaum andere Optionen gibt, Treibhausgase zu vermeiden. Also etwa in der Eisen- und Stahlerzeugung, der chemischen Industrie, im Flug- und Seeverkehr und bei der saisonalen Speicherung im Stromsystem. Dies ist sinnvoll und notwendig, da der Bedarf an Wasserstoff das Angebot deutlich übersteigen wird.“

In einer aktuellen Studie hat das Öko-Institut einen umfassenden Überblick über den Energieträger Wasserstoff erstellt. Die Analyse widmet sich dem Stand und den Perspektiven der Technik, den Kosten sowie der Nachfrage und den benötigten Infrastrukturen. Sie zeigt darüber hinaus, wie Wasserstoff hergestellt werden kann, damit er zum Klimaschutz beiträgt. „Grüner Wasserstoff wird mit Hilfe von erneuerbaren Energien erzeugt“, erklärt Matthes, „darüber hinaus gibt es aber etwa auch grauen Wasserstoff, der aus fossilen Energien gewonnen wird. Das dabei entstehende CO2 gelangt in die Atmosphäre, daher ist ein Ausbau der Wasserstoffwirtschaft auf dieser Grundlage klimapolitisch unverantwortlich.“ Für eine interessante kurz- bis mittelfristige Option hält das Öko-Institut blauen oder türkisen Wasserstoff, der auf Basis von Erdgas produziert wird, aber die Speicherung des gasförmigen Kohlendioxids (blauer Wasserstoff) oder von festem Kohlenstoff (türkiser Wasserstoff) erfordert und damit weitgehend klimaneutral bereitgestellt werden kann.

Mit Blick auf die Kosten betont die Studie: Emissionsfreier Wasserstoff ist und bleibt ein relativ teurer Brennstoff. „Es könnte sich lohnen, ihn in anderen Ländern zu produzieren, da hier die Erzeugungskosten zum Teil niedriger sind“, sagt der Experte, „dazu braucht es aber niedrige Transportkosten und ein robustes Zertifizierungssystem, das ökologische und soziale Standards für die Produktion festlegt und so die Nachhaltigkeit des Wasserstoffs absichert.“ Dieses könne zunächst in Deutschland und der EU und anschließend schrittweise auch in Ländern außerhalb Europas angewendet werden.