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Im Fokus

Geländegängig und wetterfest

Alte Nutztierrassen vom Cowfunding Netzwerk

Christiane Weihe

Es ist verhältnismäßig klein und leicht. Kommt mit schlechtem Wetter klar und ist nicht besonders anspruchsvoll, was das Futter betrifft. Gilt als „geländegängig“ und gerät auch auf den steilen Hängen des Schwarzwaldes nicht aus dem Tritt. Das Hinterwälder Rind ist eine besondere Nutztierrasse. Und: Es ist ein vom Aussterben bedrohtes Tier, das auf der Roten Liste gefährdeter Arten steht. „Die Idee hinter Cowfundig ist, einen Anreiz dafür zu schaffen, dass alte Nutztierrassen wie das Hinterwälder wertgeschätzt und weiter gezüchtet werden. Eine Nachfrage danach herzustellen und einen fairen Preis dafür sicherzustellen“, sagt Niklas Kullik, der sich bei Cowfunding um die Partnerbetriebe und mit um die Geschäftsführung kümmert. „Hierfür vermarkten wir etwa auch das Fleisch vom Bergschaf sowie bald vom Coburger Fuchsschaf über das Internet.“ Zusätzlich bietet Cowfunding Fleisch von Schwarzwälder Weidehähnchen und Strohschweinen an. „Bei Schwein und Geflügel ist es in Südbaden deutlich schwieriger, Landwirtinnen und Landwirte zu finden, die alte Rassen halten. Die extrem billigen Preise für Fleisch aus industrieller Mast haben viele kleinbäuerliche Betriebe zum Aufgeben gezwungen.“

Auf seiner Website bietet Cowfunding immer ein Tier an. Geschlachtet werden soll es erst dann, wenn es vollständig verkauft ist. Die Kundinnen und Kunden erhalten immer Pakete mit unterschiedlichen Fleischstücken – zum Steak gehört dann auch Braten und Suppenfleisch „So wird nicht nur deutlich, wie vielfältig die Teilstücke sind. Wir wollen auch dazu ermutigen, sich mal an etwas Neues zu wagen“, so Kullik. Derzeit arbeitet Cowfunding mit zwölf Landwirtinnen und Landwirten aus dem Schwarzwald zusammen. „Wir haben klare Kriterien, wessen Fleisch wir vermarkten. So müssen die Tiere zum Beispiel mindestens die Hälfte des Jahres auf der Weide verbringen und genug Platz im Stall haben. Wichtig ist zudem, dass sie im Winter regional hergestelltes Futter bekommen und dieses mindestens zur Hälfte von den Höfen selbst hergestellt wurde.“

Die Arbeit von Cowfunding schützt die Agro-Biodiversität im Schwarzwald auf vielfältige Weise. Sie ermöglicht es, gefährdete Tierrassen zu schützen und genetische Vielfalt zu erhalten. „Schon heute sind 55 der 77 einheimischen großen Nutztierrassen, darunter auch Pferde oder Ziegen, gefährdet“, erklärt Kullik, „bei den Rindern gehören 76 Prozent der Herdentiere zu gerade mal zwei Rassen, 90 Prozent des hierzulande produzierten Schweinefleisches stammt von nur drei Rassen.“ Je weniger genetische Vielfalt es gebe, desto weniger seien die Tiere etwa gegen Krankheiten oder veränderte Klimabedingungen gerüstet. Gleichzeitig ermöglicht es etwa die Weidehaltung des Hinterwälder Rinds auch, Magerwiesen zu erhalten. „Das sind besondere Biotope, die sehr artenreich sind und viele gefährdete Arten beherbergen“, sagt Niklas Kullik, „durch die Rinder werden sie offengehalten, sonst wäre dort überall Wald.“ Das Hinterwälder Rind ist damit nicht nur wetterfest und geländegängig. Sondern auch wertvoll für die Biodiversität.