Wärmewende für alle
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Es gibt gute Nachrichten bei der Wärmewende: Im ersten Halbjahr 2025 wurden erstmals mehr Wärmepumpen als Gaskessel verkauft. Ein Grund dafür dürfte sein, dass Wärmepumpen mittlerweile technisch ausgereift sind und viel praktische Erfahrung gesammelt werden konnte. Wärmepumpen funktionieren auch in unsanierten Gebäuden einwandfrei und effizient. Zudem gibt es keine Lieferengpässe mehr und auch die Handwerksbetriebe sind gut gerüstet, um Wärmepumpen zu installieren.
Neben der Wärmepumpe ist die Fernwärme die zentrale Technologie für klimafreundliches Heizen. Noch wird Fernwärme zu drei Vierteln fossil erzeugt, doch gerade verändert sich viel. Das Wärmeplanungsgesetz gibt vor, dass der Anteil an erneuerbaren Energien in Wärmenetzen steigen soll. Fernwärme hat einen organisatorischen Vorteil: Wird ein fossiles Heizkraftwerk durch Großwärmepumpen ersetzt, heizt auf einen Schlag eine ganze Stadt emissionsfrei.
Hohe Kosten bleiben herausfordernd
Doch es bleibt auch herausfordernd. Noch laufen drei Viertel aller Heizungen mit Gas oder Heizöl. Ein fossiler Heizkessel hält etwa zwanzig Jahre. Das heißt bis zum Ziel der Klimaneutralität 2045 vergeht genau ein Heizkesselleben. Wir müssen also jetzt aufhören, fossile Heizungen zu verbauen. Dann können wir die Energiewende im Gebäudesektor gut schaffen.
Gerade in Deutschland ist die Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpen weiterhin eine Hürde. Das liegt unter anderem an hohen Strompreisen, zudem spielen auch der Fachkräftemangel und die hohen Installationskosten eine Rolle. So kostet für ein Einfamilienhaus eine Wärmepumpe etwa 30.000 bis 40.000 Euro und ein Gaskessel weniger als die Hälfte. Wärmepumpen werden jedoch aktuell bis zu 70 Prozent gefördert. Das Problem dabei: Aktuell fließt die Förderung überwiegend an wohlhabendere Haushalte. Künftig sollte die Förderung deswegen sozialer ausgerichtet werden. Langfristig zahlt sich die Wärmepumpe durch niedrigere Energiekosten aus. Das wird sich mit dem CO2-Preis im zweiten europäischen Emissionshandel ab wahrscheinlich 2028 deutlich zeigen. Doch die Anschaffungskosten sind trotz der hohen Förderung für viele Haushalte nicht zu stemmen.
Wärme sozial-gerecht verteilen
2023 wurde ein Einkommensbonus bei der Heizungsförderung eingeführt. Damit erhalten Haushalte mit einem Jahreseinkommen von weniger als 40.000 Euro einen weiteren Zuschuss. Der wird gut angenommen, sollte aber noch weiter ausdifferenziert werden. Denn eine Förderung mit Einkommensstaffelung ist ein zielgerichtetes und geeignetes Instrument, um einkommensschwache Haushalte zu unterstützen, die in ihrem eigenen Haus leben. So wird für diese Menschen klimafreundliches Wohnen ermöglicht. Ansonsten droht ein Lock-in-Effekt. Die Haushalte können die Sanierungen nicht bezahlen und heizen weiter fossil, leider dann aber unter den steigenden Kosten des fossilen Heizens.
Schwieriger ist die Lage bei Mietwohnungen. Mietende haben wenig Einfluss darauf, wie ihre Wohnung geheizt wird. Zudem wohnen Menschen mit wenig Einkommen überwiegend in Mietwohnungen und sollten nicht zusätzlich belastet werden. Wir schlagen dafür einen Dreiklang vor:
- Mehr Geld für Sanierungen im sozialen Wohnungsbau für effiziente und erneuerbar beheizte Wohnungen mit Sozialbindung
- Fördersäule „Soziale Wärmewende“ in der Städtebauförderung für gezielte Sanierung von Quartieren mit energiearmen Haushalten
- Förderprogramm, das Vermietende verpflichtet, die Miete nach der Sanierung nicht über ein bestimmtes Niveau anzuheben
Klimafreundliche Wärme für alle
Viele Eigentümer*innen sind bereit, ihre Heizung zu tauschen und auch ihr Gebäude zu sanieren. Doch fehlt es oft an verständlichen Informationen und Unterstützung bei dem Bauvorhaben. Zentrale Anlaufstellen für Beratungen („One-Stop-Shops“) können dabei helfen, sie sind auch durch die EU-Gebäuderichtlinie vorgeschrieben. Neben Energieberatungen braucht es auch Sanierungsbegleitung der Eigentümer*innen und Sanierungsmanager*innen für ganze Quartiere.
Wir sind auf den richtigen Weg – auch dank Gebäudeenergiegesetz. Wenn die 65%-Erneuerbare-Wärme-Vorgaben beim Heizungstausch erhalten bleibt, können wir es schaffen bis 2045 komplett klimafreundlich zu heizen. Das ist auch unter einem geopolitischen Blickpunkt sinnvoll: Erneuerbare Wärme macht uns unabhängig von Importen von Gas und Öl und stärkt die heimische Wirtschaft.
Malte Bei der Wieden ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Standort Freiburg im Bereich Energie & Klimaschutz und forscht zum Klimaschutz im Gebäudebereich.
Weitere Informationen
Projekt „Sozial gerechte Förderung der energetischen Gebäudesanierung“