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#VerkehrswendeMythen6: Elektroautos sind zu teuer

„Ein Elektroauto kann ich mir nicht leisten. Viel zu teuer. Deshalb kaufe ich einen ‚ganz normalen‘ Benziner oder einen Diesel." Mythos oder Realität?

„Ein Elektroauto kann ich mir nicht leisten. Viel zu teuer. Deshalb kaufe ich einen ‚ganz normalen‘ Benziner oder einen Diesel. Auch wenn ich weiß, dass das Elektroauto besser für die Umwelt wäre.“ Das ist eine oft zu hörende Alltagsaussage. Doch ist die Annahme richtig oder ein Mythos, wenn man alle Kosten einpreist und den Pkw über seine vorauszusehende Einsatzdauer betrachtet? Ein neuer Beitrag aus der Serie #VerkehrswendeMythen.

Richtig ist, dass Batteriepreise heute noch hoch sind und einen relevanten Anteil an den Gesamtkosten eines Elektrofahrzeugs verursachen. In den vergangenen Jahren sind die Kosten jedoch deutlich gesunken, jährlich um etwa 10 bis 20 Prozent. Dennoch liegen die Nettolistenpreise von Elektrofahrzeugen noch über denen von vergleichbaren Verbrennern. Die Einsparung bei den Batterien hat nämlich auch dazu geführt, dass die Hersteller größere Batterien verbauen und damit die Reichweite der angebotenen Fahrzeuge vergrößern.

 

Kaufprämie: Förderung der Elektromobilität

Damit sich mehr Menschen die klimafreundlicheren Elektroautos leisten können, hat die Bundesregierung eine Kaufprämie eingeführt. Diese setzt sich zusammen aus einem Anteil, den der Hersteller trägt, und einem Bundesanteil. Die Bundesregierung hat die Kaufprämie im Corona-Konjunkturpaket bis Ende des Jahres 2021 erhöht.

Die Prämie ist sowohl an den Nettolistenpreis des Fahrzeuges als auch an den Antrieb gebunden. Reine E-Autos erhalten eine Förderung von 9.000 Euro oder 7.500 Euro, wenn der Nettolistenpreis über 40.000 Euro liegt. Überschreitet der Nettopreis 65.000 Euro, erhalten die Fahrzeuge keine Förderung mehr. Eine Übersicht zu allen förderfähigen E-Autos ist auf der Internetseite der BAFA zu finden. Mit der Kaufprämie liegen die Anschaffungskosten von vielen E-Autos heute unter denen vergleichbarer Verbrenner.

 

Gesamtkosten = Anschaffungskosten – Restwert + Nutzung

Neben den unterschiedlichen Anschaffungskosten ergeben sich aber auch unterschiedliche Kosten während der Nutzung. Für einen aussagekräftigen Kostenvergleich zwischen Verbrennern und Elektroautos sollten deshalb

  • die Betriebskosten für Strom und Benzin,

  • die Fixkosten für die Versicherung und die Kfz-Steuer und

  • die Werkstattkosten berücksichtigt werden.

 

Elektroautos: weniger Verschleiß und steuerbefreit

E-Fahrzeuge haben in der Regel niedrigere Energiekosten. Zudem sind die Wartungskosten geringer, weil Elektroautos weniger Verschleißteile enthalten. Zudem ist die Lebensdauer von Elektroautos länger: Einige können bis zu 500.000 Kilometer zurücklegen. Daneben profitieren E-Autos von einer Kfz-Steuerbefreiung für zehn Jahre.

Elektrischer Pkw mit Kostenvorteil<script async src="//embedr.flickr.com/assets/client-code.js" charset="utf-8"></script>

 

Ab 2021 CO2-Preis auf Benzin und Diesel

Kunden von Verbrennern müssen zudem mit steigenden Kosten rechnen, beispielsweise durch den CO2-Preis. Dieser wird ab dem Jahr 2021 auf Kraftstoffe aufgeschlagen. Anfangs wird der Liter Benzin dadurch um 7 Cent und der Liter Diesel um 8 Cent teurer. Ab dem Jahr 2025 sind es pro Liter Benzin dann schon 14 Cent mehr und bei Diesel 17 Cent.

 

Wertverlust bei E-Autos und Verbrennern

Für die Abschätzung der Gesamtkosten eines Fahrzeugs ist ein Faktor entscheidend: und zwar der zu erwartende Wertverlust. Ausgerechnet hier gibt es große Unsicherheiten. Zuletzt galten Elektroautos als Restwertstabil. Es spricht einiges dafür, dass auch heute gekaufte Elektroautos in Zukunft noch einen hohen Wiederverkaufswert haben werden.

Übergangsweise können zwar die hohen Kaufprämien den Restwert aktueller Gebrauchter drücken. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass diese hohe Förderung auf Dauer gezahlt werden wird. Gibt es nach der Haltedauer des ersten Nutzers keine Kaufprämie mehr, so ist mit einem wesentlich geringerem Wertverlust im Vergleich zu Verbrennern zu rechnen.

Auch bei neu angeschafften Verbrennern besteht Unsicherheit in Bezug auf den Restwert: Die freie Fahrt von benzin- oder dieselbetriebenen Pkws könnte zukünftig von emissionsfreien Zonen in Städten eingeschränkt werden. Das würde den Gebrauchtwagen-Wert dieser Fahrzeuge drücken. Ähnlich erging es zuletzt Haltern von älteren Dieselfahrzeugen. Auch der steigende CO2-Preis auf Benzin und Diesel kann dazu führen, dass die Nachfrage nach Verbrennern schrumpft und der Restwert dadurch geringer ausfällt als heute erwartet.

 

Gesamtnutzungskosten der Elektro-Pkw heute oft günstiger als bei Verbrennen

Wie zuletzt der ADAC und das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft gezeigt haben, verursachen viele Elektroautos schon heute niedrigere Gesamtnutzungskosten als ihre verbrennungsmotorischen Alternativen.

Am Beispiel der aktuellen Fahrzeugmodelle ID.3 und Golf von VW wird deutlich, dass bei einer Jahresfahrleistung von 10.000 Kilometern die Gesamtkosten für einen vergleichbaren Benziner innerhalb von fünf Jahren etwa um ein Viertel, die für einen vergleichbare Diesel um etwa ein Drittel über denen des E-Pkw liegen können. Mit einem Elektroauto lassen sich in diesem Fall über 6.000 Euro gegenüber einem Benziner einsparen. Im Vergleich zu einem Diesel ist der E-Pkw sogar rund 9.500 Euro günstiger. Allerdings kann die Ladeinfrastruktur für den Stromer zu Kosten in Höhe von 500 bis 2.000 Euro führen, je nach den baulichen Voraussetzungen vor Ort.

 

Berechnungsmodell

Eigene Berechnungen beispielsweise für andere Fahrzeugmodelle, Haltedauern und Jahresfahrleistungen können mit dem ADAC-Autokostenrechner gemacht werden. Dabei sollte jedoch bei den Verbrennern zusätzlich der oben beschriebene CO2-Preis für Benzin und Diesel draufgerechnet werden, da dieser im Rechner noch nicht enthalten ist.

 

In der Praxis werden die Gesamtkosten bzw. die Kostenersparnis gegenüber Verbrennern davon abhängen, welche jährliche Fahrleistung zurückgelegt wird und wo geladen wird: Entweder kostengünstig zu Hause oder häufig an öffentlicher Schnellladeinfrastruktur, wo das Laden deutlich teurer ausfallen kann. Fahrzeughersteller bieten E-Autos zunehmend mit verschieden großen Batterien an, je größer die Batterie, desto höher der Preis. E-Auto-Kunden können die Gesamtkosten verringern, indem sie nicht aus „Reichweitenangst“ ein Fahrzeug wählen, dass für die eigenen Bedürfnisse überdimensioniert ist.

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Aus heutiger Sicht stimmt der Mythos also nicht: Elektroautos sind nicht teurer als vergleichbare Verbrenner, sondern können sogar deutlich günstiger sein.

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Moritz Mottschall ist Experte für nachhaltigen Straßenverkehr und arbeitet im Bereich Ressourcen & Mobilität am Standort Berlin. Alle bereits veröffentlichten Beiträge unserer Blogserie „Mythen der Verkehrswende“ finden Sie hier: #VerkehrswendeMythen.

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