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Integrität, Transparenz, Rechenschaftspflicht und Teilhabe im Mittelpunkt

COP30-Verhandlungen zu internationalen Kohlenstoffmärkten

Auf der COP29 in Baku wurde das Regelwerk zu Artikel 6 des Pariser Abkommens fertiggestellt. Während der COP30 wurden weitere Leitlinien für die Umsetzung erarbeitet. Integrität, Transparenz, Rechenschaftspflicht und Teilhabe waren zentrale Themen bei den Beschlüssen zu Artikel 6.4 und Artikel 6.2. Ein weiterer Meilenstein war die Schließung des Clean Development Mechanism (CDM), der in den nächsten zwei Jahren schrittweise eingestellt wird. Lambert Schneider geht im Blog auf die Verhandlungen ein.
  • Dr. Lambert Schneider
    Forschungskoordinator für internationale Klimapolitik / Senior Researcher Energie & Klimaschutz

In den letzten 20 Jahren gab es immer wieder erhebliche Bedenken hinsichtlich der Integrität der Emissionsgutschriften. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ein großer Teil der Emissionsgutschriften nicht durch tatsächliche Emissionsminderungen gedeckt ist. Angesichts dieser Erfahrungen kündigten der Vorsitzende und die stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsgremiums des Mechanismus unter Artikel 6.4 des Paris Übereinkommens – dem Paris Agreement Crediting Mechanism (PACM) – an, dass sie die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden und deshalb einen ehrgeizigeren Rahmen schaffen wollen, der mit dem Pariser Abkommen in Einklang steht.

Im vergangenen Jahr hat das Aufsichtsgremium wichtige Standards verabschiedet, darunter zu den Themen Zusätzlichkeit, Referenzszenarien, Verlagerungseffekte, Nicht-Dauerhaftigkeit, unterdrückte Nachfrage sowie ökologische und soziale Schutzmaßnahmen. Außerdem wurde die erste Methodik für Deponiegasprojekte verabschiedet. Diese Dokumente enthalten neuartige Ansätze, wie beispielweise ambitionierte Referenzszenarien oder eine systematische Berücksichtigung von Unsicherheiten, und weichen damit deutlich von der derzeitigen Praxis auf dem Kohlenstoffmarkt ab.

Dieser neue Ansatz hat seine erste Bewährungsprobe auf der COP30 bestanden. Vor der Konferenz forderte eine Gruppe von Organisationen, die sich hauptsächlich aus Akteuren der Kohlenstoffmarktbranche zusammensetzte, eine Öffnung der Standards. In ähnlicher Weise forderten im vergangenen Jahr viele Akteure der Branche, die vorgeschlagenen Standards zu senken und die derzeitige Praxis auf dem Kohlenstoffmarkt fortzusetzen. Die Vertragsparteien auf der COP 30 waren sich jedoch weitgehend darüber einig, den Kurs nicht zu ändern. Wie Mbaye Diagne, Verhandlungsführer der afrikanischen Gruppe, es ausdrückte: Eine Senkung der Integrität ist keine Lösung, um Projekte rentabel zu machen. Vielmehr sollten die Käufer die Kosten der tatsächlichen Emissionsminderung tragen.

Die Entscheidung zu Artikel 6.4 würdigt die Arbeit der Aufsichtsgremiums und gibt weitere Leitlinien vor, insbesondere zur Verbesserung der Integrität, Transparenz, Rechenschaftspflicht und Teilhabe. Dazu gehört, 

  • dass Standards, Methoden und Instrumente auf den besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und auf solider Evidenz basieren sollten, 
  • dass die Transparenz der Entscheidungsfindung durch das Aufsichtsgremium und das methodische Expertengremium verbessert werden sollte und 
  • dass die Konsultation der Interessengruppen verstärkt werden sollte, einschließlich derjenigen, die nicht ohne Weiteres teilnehmen können, wie Indigene Völker und lokale Gemeinschaften.

Integrität und Transparenz waren auch wichtige Themen bei der Verhandlung zu Artikel 6.2. Ein zentrales Problem besteht darin, dass die ersten technischen Expertenprüfungen der kooperativen Ansätze der Vertragsparteien. Ersten technische Expertenprüfungen zeigten viele Unstimmigkeiten mit den Anforderungen von Artikel 6.2 aufgezeigt haben. In einigen Fällen wurden wichtige Anforderungen an die Umweltintegrität der kooperativen Ansätze nicht ausreichend berücksichtigt. In anderen Fällen wurden selbst grundlegende Anforderungen, wie die Angabe der verwendeten Bilanzierungsmethode, nicht erfüllt. Die Vertragsparteien beschlossen, auf der nächsten COP einen informellen und interaktiven Dialog zu führen, um wiederkehrende Themen und gewonnene Erkenntnisse zu identifizieren. Die Vertragsparteien diskutierten in einem Dialog auch, wie die Ambition in kooperativen Ansätzen sichergestellt werden können. Unter den vielen diskutierten Themen war eine wiederkehrende Frage, ob und wie kooperative Ansätze die Ambition wirksam fördern können, anstatt Emissionsgutschriften nur als Flexibilitätsmechanismus zu nutzen, um Minderungskosten zu senken.

Eine wichtige Entscheidung war die Schließung des CDM und der Registerinfrastruktur unter dem Kyoto-Protokoll. Nach vielen Jahren festgefahrener Verhandlungen beschloss die COP30 eine schrittweise Abschaffung des CDM in den nächsten Jahren. Diese Entscheidung ermöglichte auch eine Übertragung der verbleibenden Mittel des CDM an den PACM, um dessen Betrieb in den nächsten zwei Jahren zu ermöglichen.

Dr. Lambert Schneider arbeitet im Bereich Energie & Klimaschutz am Standort Berlin und nimmt seit vielen Jahre an den internationalen Klimaverhandlungen teil. Dr. Lambert Schneider ist Forschungskoordinator für internationale Klimapolitik.

Weitere Informationen

Podcast „Wenden bitte!“: Klimaneutral durch CO2-Kompensation?

FAQ CO2-Zertifikate und Klimaschutz

Studie des Öko-Instituts auf Englisch: “The EU’s 2040 climate target. Assessment of the proposal by the European Council” 

Blogbeitrag „Cop30 in Belém“ vom 29.10.2025

Factsheet ‘The COP30 Climate Change Conference’ 

Policy Brief „The EU's 2040 climate target – Assessment of the proposal by the European Council” (Update 7.11.2025)

Policy Brief „The EU's 2040 climate target – Assessment of the proposal by the EU Commission“ (2.7.2025)

Policy brief: Conditions for Using International Carbon Credits towards the EU’s 2040 Climate Target

Blogbeiträge zu den vergangenen Verhandlungen

Podcast zur Nutzung von internationalen Kohlenstoffmärkten in der EU

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