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3 Fragen an den Vorstand: Dorothea Michaelsen-Friedlieb

Organisations- und Personalentwicklung sowie Kommunikation und Konfliktmanagement gehörten zu ihren Schwerpunktthemen. Sie arbeitete regelmäßig als Coach und Trainerin für Betriebsräte und Gewerkschaften. Seit über 25 Jahren ist die Unternehmensberaterin und Psychologin im Vorstand des Öko-Instituts tätig.

Um sie noch ein bisschen besser kennenzulernen, haben wir Dorothea drei Fragen gestellt:

Frage 1: Du warst hauptamtlich für viele Nonprofit-Organisationen tätig. Wie bist du zur Arbeit mit NGOs gekommen?

Schon als Jugendliche habe ich mich politisch engagiert: in der Friedensbewegung, gegen den Vietnamkrieg, im republikanischen Club und habe versucht diese Themen auch in die Schule zu tragen. Während meines Psychologie-Studiums engagierte ich mich für die Arbeiterbewegung, interviewte Arbeiter aus der saarländischen Stahl- und Kohleindustrie für unsere Zeitung. In meiner Diplomarbeit befasste ich mich mit dem Zusammenhang von psychischer Gesundheit und Arbeitsplatzsituation. Ich interessierte mich für das Leben und Arbeiten von Benachteiligten. Ich arbeitete mit Brennpunktfamilien, mit alleinerziehenden Frauen, beriet Arbeitsmarktprojekte, leitete ein Frauenprojekt zur Qualifizierung von Umweltberaterinnen und war dann lange Zeit für Betriebsräte und Gewerkschaften tätig. Ehrenamtlich engagierte ich mich für den Umweltschutz, gegen Atomkraft und in der Frauenbewegung. Privat kümmerte ich mich um bezugslose Heimkinder und nahm gemeinsam mit meinem Mann mehrere Kinder in unserem Haus auf. Ich schätze die direkte Zusammenarbeit mit Menschen, mit Gruppen und Organisationen, die nicht über viele Ressourcen verfügen. Ich stelle meine Kompetenzen gern zur Verfügung, um Veränderung im Sinn von Gerechtigkeit zu unterstützen. Dabei war es mir immer wichtig, mich mit anderen auszutauschen, im Team zu arbeiten, mich weiterzubilden. Bei einer solchen Langzeitfortbildung lernte ich Kolleginnen aus dem Öko-Institut kennen. Christoph Ewen – damaliger stellvertretender Geschäftsführer und wissenschaftlicher Koordinator des Instituts am Standort Darmstadt – fragte mich, ob ich nicht als Vorstand kandidieren wolle.

Frage 2: Du bist bereits seit 1996 im Vorstand des Öko-Instituts. Was hat sich seitdem verändert?

Es hat sich sehr vieles verändert, wir haben vieles verändert. So habe ich gleich zu Beginn neben meiner regulären Vorstandstätigkeit gemeinsam mit Christoph als Koordinator Seminare zum Selbstverständnis der Öko-Instituts-Mitarbeiter*innen und zur Akquise durchgeführt. Ich habe für fast alle Bereiche die Bereichsklausuren moderiert. So lernte ich fast alle Mitarbeitenden persönlich kennen. Kontinuierlich ist es gelungen, unsere Arbeit im Vorstand und die der Kolleg*innen im Institut zu professionalisieren, ohne die Besonderheiten einer starken Beteiligung aller Mitarbeitenden zu beeinträchtigen, sondern sie sicher zu stellen. Ich glaube, die ersten Leitlinien für Mitarbeiter*innen-Gespräche stammen von mir. Heute gehören Personalentwicklungsgespräche und Leitungsklausuren zu unserem gelebten Selbstverständnis und haben sich bewährt.

Die Vorstandsarbeit ist eindeutig strategisch geworden. Externe und interne Vorstandsmitglieder arbeiten vertrauensvoll und konstruktiv zusammen, wir begleiten die Institutsziele und -entscheidungen mit kritischem Sachverstand. Wir nehmen uns Zeit, jährlich bei einer Klausur unsere Vorstandsarbeit zu reflektieren. Wir sind in persönlichem Austausch mit Bereichs- und Referatsleitungen je nach Zuständigkeit. Die Weiterentwicklung der Strategie beraten wir mit allen Leitungskräften. Bei über 200 Mitarbeitenden brauchen wir eine gut funktionierende Geschäftsführung mit klaren Zuständigkeiten und Entscheidungskompetenzen. Wir haben als Vorstand einen Finanzausschuss eingerichtet, um das komplexe Zahlenwerk verstehen und überwachen zu können.

Und natürlich hat sich die Rolle des Öko-Instituts in Gesellschaft und Politik gewandelt, von einem kritisch beäugten Umweltinstitut, das für Nachhaltigkeitsziele und deren Umsetzung forscht, zu einem geschätzten Player und Berater auf nationaler und europäischer Ebene.

Ich bin so viele Jahre im Vorstand tätig, weil mir die Zusammenarbeit Spaß macht, weil ich das wissenschaftliche Arbeiten auf unterschiedlichen Ebenen für eine nachhaltige Zukunft unterstütze, weil das Öko-Institut für mich ein Vorbild ist, was Engagement, Beteiligung und gegenseitige Wertschätzung der Mitarbeitenden betrifft, weil wir uns gemeinsam weiterentwickeln und weil meine Anregungen und Interventionen wirksam sind.

Frage 3: Welche Aufgaben hast du als Gleichstellungsbeauftragte im Vorstand?

Wenn ich weit zurückblicke, so erinnere ich mich an erste Zusammentreffen von Mitarbeiterinnen in Wissenschaft und Verwaltung Anfang 2000, die sich über ihre Erfahrungen ausgetauscht haben, sich darin bestärkt haben, nicht alleine fürs Kaffee-Kochen zuständig zu sein und sich zu qualifizieren und gegenseitig zu ermutigen, um gleichberechtigt nach außen auftreten zu können und sich nicht von den männlichen Kollegen in die zweite Reihe verdrängen zu lassen. Eigentlich waren wir davon ausgegangen, dass dies in einem fortschrittlichen Institut eine Selbstverständlichkeit sei.

Inzwischen ist viel passiert. Das Institut hat systematisch und mit großem Aufwand ein Leitbild (2016) entwickelt, 2023 einen Code of Conduct verabschiedet, der uns (auch) zu Achtsamkeit für Geschlechtergerechtigkeit verpflichtet. Außerdem wurde eine Diversitätsstrategie und ein Gleichstellungsplanerarbeitet und vereinbart. Die Zuständigkeit liegt bei der Geschäftsführung und beim Referat Personal und Entwicklung. Wir haben eine AG Diversity eingerichtet, wir führen regelmäßige Evaluationen durch, wir bieten Trainings zu Sensibilisierung für das Thema an, wir streben ein ausgeglichenen Geschlechterverhältnis in Leitungspositionen an, im externen Vorstand sind zurzeit 3 von 7 Personen weiblich, 2 davon sind Sprecherinnen.

Somit ist meine Zuständigkeit für Gleichstellung zu meiner kleinsten strategischen Aufgabe geworden. Eine weitere Herausforderung bleibt die Einbeziehung der Geschlechter auch in die Inhalte der Forschung.

Weitere Informationen

Zum Leitbild des Öko-Instituts

Code of Conduct des Öko-Instituts

Diversitätsstrategie und Gleichstellungsplan des Öko-Instituts

 

 

 

 

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