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Wärmewende: Investitionen auf kommunaler Ebene koordinieren

Kommunale Wärmepläne sind ein Muss, um Klimaziele zu erreichen

Wie Kommunen den Wärmesektor dekarbonisieren können und wie sie es bisher schon tun, hat sich ein Forschungsteam aus Öko-Institut, Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V. (IKEM) und adelphi im Projekt Ariadne angeschaut. In der vom Bundesforschungsministerium geförderten Analyse „Strategische kommunale Wärmeplanung“ wurden kommunale Wärmestrategien analysiert, die es vereinzelt schon auf Bundesländerebene gibt. Der Fokus: Inwieweit zahlen die jeweiligen Rahmenbedingungen zur strategischen Wärmeplanung auf das Ziel einer CO2-freien Wärmeversorgung ein?

Hürden, aber auch Möglichkeiten

Das Ergebnis: Es gibt zwar Hürden, aber auch Möglichkeiten, die Regeln so zu gestalten, dass die Kommunen eine lokal angepasste Strategie entwickeln können. Im Wechselspiel zwischen Gesetzen und Verordnungen auf Bundes- und Länderebene sieht das Forschungsteam Möglichkeiten zur Stärkung der kommunalen Wärmeplanung durch den Bund, indem er die Erstellung kommunaler Wärmepläne fördert oder auch die Länder dazu verpflichtet.

Welchen Einfluss haben verschiedene Interessengruppen? Wie wirken Steuerungsinstrumente? Welche Strategien wenden europäische Nachbarn an? Diese Fragen hat die Analyse berücksichtigt. Die Antworten wurden in die Entwicklung von Optionen für Deutschland einbezogen.

Als Fazit ziehen die Wissenschaftler, dass Deutschland noch am Anfang der strategischen kommunalen Wärmeplanung steht, deren Einsatz aber – neben vielen weiteren Instrumenten – unabdingbar ist, damit der Wärmesektor seine Klimaziele rechtzeitig erreichen kann.

Warum kommunale Wärmeplanung?

Im Gegensatz zu den anderen im Bundesklimaschutzgesetz genannten Sektoren, hat der Gebäudesektor seine Emissionsminderungsziele 2020 nicht erreicht – und damit auch der gesamte Wärmebereich nicht.

Der Wärmebereich steht vor vielen Herausforderungen: Neben den kostenintensiven Sanierungen von Gebäuden, dem zügigen Ausstieg aus der Wärmeerzeugung aus fossilen Brennstoffen und der Diskussion um die Vermieter-Mieter-Verteilungsfrage werden zwei wichtige Punkte oft vergessen: eine erfolgreiche Wärmewende erfordert die Koordinierung vieler Millionen individueller Investitionsentscheidungen und gleichzeitig ändert sich der Bedarf an kommunalen Infrastrukturen, wie Wärme- oder Gasnetzen. All dies erfordert eine koordinierte und vorausschauende Planung, die vor allem auf kommunaler Ebene geleistet werden muss.

Vorteile der Wärmeplanung für Kommunen

Der Prozess der kommunalen Wärmeplanung gibt Kommunen ein strategisches Ziel an die Hand, das als Grundlage der Stadt- oder Regionalentwicklung inklusive der zugehörigen Energieplanung dienen kann. Der Prozess beinhaltet vier zentrale Elemente: Bestandsanalyse, Potenzialanalyse, Aufstellung eines Zielszenarios und Entwicklung einer Wärmewendestrategie. Die Strategie wird im rollierenden Wärmeplanungsprozesses immer wieder überprüft und angepasst. Die Kommune erhält durch die Wärmeplanung ein Bild der aktuellen Situation der Wärmeversorgung, des energetischen Zustands des Gebäudebestands sowie der lokalen Potenziale der Nutzung erneuerbarer Energien für die Wärmeversorgung. Sie eröffnet Kommunen die Möglichkeit, die Wärmeversorgung zielgerichtet zu planen und bis 2045 den Wärmebereich vollständig klimaneutral zu gestalten. Sie ist damit ein zentrales Instrument, um die Wärmewende vor Ort und damit in der gesamten Bundesrepublik erfolgreich umzusetzen.

Wärmewende sozial gestalten

Weil Wärmewendestrategie lokal umgesetzt werden, können Potenziale vor Ort besser genutzt, Lock-In Effekte vermieden und die Wertschöpfung in der Region gehalten werden. Die mit der Wärmeversorgung und energetischen Sanierung verbundene soziale Dimension sollte dabei von Anfang an mit betrachtet werden. Die energetische Sanierung und der Fuel-Switch hin zu erneuerbarer Wärme kann zu steigenden Kalt- und Warmmieten führen. Um dem entgegenzuwirken und die Sanierungsrate und -tiefe zu steigern, können auf Basis einer kommunalen Wärmeplanung Fördergelder in Haushalte gelenkt werden, die aus energetischer und sozialer Sicht prioritär saniert werden sollten.

Studie „Strategische kommunale Wärmeplanung (Ariadne-Analyse)“ des Öko-Instituts

Kopernikusprojekt Ariadne: Evidenzbasiertes Assessment für die Gestaltung der deutschen Energiewende - Teilvorhaben Sektorale Fokusanalyse Wärmewende: Identifizierung und Bewertung von Instrumenten

Weitere Informationen des Öko-Instituts zur Wärmewende

„50 Millionen bis 2030. Wie gelingt die Wärmewende?“ Themenschwerpunkt im Onlinemagazin eco@work März 2021

Informationen zur Studie „Agenda Wärmewende 2021“ des Öko-Instituts und des Hamburg Instituts

Blogbeitrag „Ein kleines Land mit viel Erfahrung: Kommunale Wärmeplanung in Dänemark“ des Öko-Instituts

Blogbeitrag „Kommunale Wärmepläne für die Wärmewende“ des Öko-Instituts