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Mittendrin statt nur dabei: mit Transparenz und Kommunikation zur Geothermie

  • Dr. Melanie Mbah
    Forschungskoordinatorin für Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung Nukleartechnik & Anlagensicherheit

Weit unter der Erdkruste wird die Erdwärme gewonnen

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) plant, seine Wärmeversorgung auf erneuerbare Quellen umzustellen. Die tiefe Geothermie könnte dazu genutzt werden. Denn der KIT-Campus Nord befindet sich auf der größten bekannten Wärme-Anomalie Deutschlands mit 170 Grad Celsius in drei Kilometern Tiefe.

Doch Geothermie verunsichert Bürgerinnen und Bürger, die rund um die geplante Bohrung wohnen. Denn Ungewissheiten und Nicht-Wissen gehen mit dieser Technologie einher, aufgrund der Abhängigkeit von der Beschaffenheit des Untergrundes sowie durch aufgetretene Schadensereignisse andernorts.

Statt der Bevölkerung sowie Vertreterinnen und Vertretern von Gebietskörperschaften, Verbänden und Unternehmen das fertige Geothermie-Vorhaben „vorzusetzen“, beziehen das KIT und das Öko-Institut eine Vielfalt von interessierten Akteurinnen und Akteuren mit ihrem standortspezifischen Praxiswissen sowie ihren Erwartungen und Befürchtungen in den Gestaltungs- und planerischen Entscheidungsprozess ein. Das sind beispielsweise Mitarbeitende des KIT, aber auch die Bürgerschaft und kommunale Vertreter sowie Vertreterinnen umliegender Gemeinden. Dazu wurden bisher zwei Workshops durchgeführt, ein weiterer folgt im Herbst. Möglich ist das alles durch das inter- und transdisziplinäre Projekt GECKO, gefördert vom Umweltministerium Baden-Württemberg.

Fallstudie wertet Erfahrungen aus

Um auf Erfahrungen aufbauen zu können, hat das Öko-Institut zwei Geothermie-Projekte in Staufen (Deutschland) und St. Gallen (Schweiz) in Bezug auf Transparenz, Kommunikation und Beteiligung analysiert und ausgewertet.

Als wichtige Erkenntnisse aus dieser Fallstudie sind hervorgegangen:

1. In der Kommunikation mit den Stakeholdern ist es wichtig, das Vorhaben im Kontext zu erklären und möglichst konkret vorzustellen.

2. Die Entwicklung eines sinnstiftenden Narrativs und einer gemeinsamen Vision, die den lokalen und regionalen Mehrwert aufzeigt, hilft.

3. Transparenz und Entwicklung einer Risiko-Governance schaffen Akzeptanz.

4. Die transversale Steuerung, Authentizität und Haltung der zentralen Akteure sind wichtige Voraussetzungen für einen gelungenen Planungsprozess.

Workshops: Klimaschutz, transparente Kommunikation, neutrale Bewertung

Im Herbst 2020 fanden zwei Workshops statt: erstens mit Mitarbeitenden und Studierenden des KIT (KIT-Workshop) sowie zweitens mit Bürgerinnen und Bürgern und mit Stakeholdern umliegender Kommunen (Kriterienworkshop). In den Workshops wurden Kriterien entwickelt für ein Umsetzungskonzept einer Geothermieanlage am KIT Campus Nord sowie für die Nutzung der Geothermie als Teil der Wärmewende allgemein. Zudem wurden Fragen für die Fragen-und-Antworten-Liste (FAQ) auf der Webseite gesammelt.

Es zeigte sich, dass das Format eine offene und faire Debatte unter den Teilnehmenden begünstigte. Die Workshop-Teilnehmenden des Kriterienworkshops identifizierten den Klimaschutz, die transparente Kommunikation sowie die neutrale Bewertung von Geothermie-Nutzung als besonders wichtig.

Working Paper „Die Bedeutung von Kommunikation und Beteiligung in der Planung und Umsetzung von Geothermievorhaben – eine Fallstudie zu Staufen (D) und St. Gallen (Ch)“ des Öko-Instituts

Ergebnisse der Workshops sind auf der Projekthomepage