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Forschung für Niedrigstenergiegebäude europaweit auf dem Vormarsch

Um Treibhausgasemissionen zu senken, muss unter anderem der Energieverbrauch für die Heizung und Kühlung von Gebäuden deutlich verringert werden.

Um Treibhausgasemissionen zu senken, muss unter anderem der Energieverbrauch für die Heizung und Kühlung von Gebäuden deutlich verringert werden. Dabei machen die unterschiedlichen Klimazonen in der Europäischen Union verschiedene Ansätze notwendig. Im EU-geförderten Projekt ENTRANZE untersuchen zehn europäische Projektpartner, welche Technologien sich für welches Land eignen und wie sie sich am besten auf dem Markt durchsetzen lassen. Die wissenschaftlichen Publikationen werden durch ein interaktives Tool sowie einen aktuellen Podcast ergänzt. In Deutschland sind das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI sowie das Öko-Institut an ENTRANZE beteiligt.

Um die ambitionierten europäischen Klimaziele – Reduktion der Treibhausgase und Einsatz von erneuerbaren Energien – zu erreichen, ist es sinnvoll, bei Gebäuden anzusetzen: In Industrieländern werden etwa 40 Prozent der Gesamtenergie für das Heizen und Kühlen von Gebäuden verbraucht. Im Projekt ENTRANZE (Policies to ENforce the TRAnsition to Nearly Zero-Energy buildings in Europe) liefern die Projektpartner unter anderem eine Datengrundlage für Niedrigstenergiegebäude, die keine Energie verschwenden und hauptsächlich aus erneuerbaren Energiequellen versorgt werden.

Doch mit welchen Technologien dieses Ziel erreicht werden kann, ist vor allem eine Frage des Standorts: So amortisiert sich eine gute Wärmedämmung in Finnland schneller als in Italien, während Sonnenkollektoren eher in Südeuropa sinnvoll sind.

Im Projekt ENTRANZE werden unter Einbeziehung der unterschiedlichen klimatischen Bedingungen politische Maßnahmen, Gesetze und Anreize studiert und analysiert. Damit wird aufgezeigt, wie man politische Entscheidungen am besten unterstützt, um die für das Land passenden Instrumente zur Förderung von Niedrigstenergiegebäuden sowie Wärme- und Kältegewinnung aus erneuerbaren Energien zu wählen. Die bisherigen Ergebnisse wurden in mehreren Publikationen zusammengefasst.

Beispielsweise wurden Politikinstrumente für die Modernisierung von Gebäuden – von „harten“ Regulierungsmaßnahmen über verschiedene finanzielle Förderansätze bis hin zu „sanften“ Anreizsystemen – untersucht.

Weitere Informationen zu Politikinstrumenten zur Gebäudemodernisierung

Als besonders innovativ und wirkungsvoll bewertet der Autor Veit Bürger vom Öko-Institut die sogenannte Klimaabgabe. Bei dieser müssten Hauseigentümer je nach energetischem Zustand ihres Gebäudes eine in der Höhe gestaffelte Abgabe bezahlen. Die daraus resultierenden Einnahmen würden ein Förderprogramm finanzieren, das diejenigen Hauseigentümer unterstützt, die ihr Gebäude auf einen vorgegebenen energetischen Mindeststandard modernisieren.

In einer weiteren Untersuchung wurden die Politikmaßnahmen der EU-Mitgliedsstaaten zur Erhöhung der Anzahl von Niedrigstenergiegebäuden dokumentiert und bewertet. Autorin Tanja Kenkmann vom Öko-Institut betont: „Die bisherigen Anstrengungen der EU-Staaten reichen noch nicht aus, um die energetische Qualität der Gebäude bis hin zum Niedrigstener-giegebäude wirklich signifikant zu erhöhen.“ Zur Erreichung der EU-Ziele seien weitergehende Maßnahmen erforderlich. Hier will das Projekt ENTRANZE ansetzen und für politische Entscheidungsträger Handlungsempfehlungen erarbeiten.

Weitere Informationen zu Politikmaßnahmen für Niedrigstenergiegebäude 

Im Rahmen einer Literaturstudie wurden energiewirtschaftliche Simulationsmodelle für den Gebäudesektor untersucht. Der Autor Jan Steinbach vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI stellt hier wissenschaftliche Ansätze vor, mit denen das Verhalten der Entscheidungsträger sowie Barrieren im Entscheidungs- und Investitionsprozess bei der Erstellung von Energieprognosen berücksichtigt werden können.

Weitere Informationen zur Literaturstudie

Auf einer Konferenz in Kiew präsentierte Jan Steinbach kürzlich die in Deutschland eingesetzten Instrumente und Erfahrungen.

Informationen zur ENTRANZE- Konferenz in Kiew

Als Ergebnis von ENTRANZE können die Entscheidungsträger aber nicht nur Analysen lesen, sondern sich auch interaktiv informieren: Die End Use Efficiency Research Group vom Politecnico di Milano hat zum Beispiel ein Tool für Marktteilnehmer, Politikentscheider und Experten entwickelt, mit dem sich der Effekt von verschiedenen Maßnahmen für unterschiedliche Gebäudetypen prognostizieren lässt. Dabei werden unter anderem die Klimazone, verschiedene Energiepreis-Szenarien und unterschiedliche Generationen erneuerbarer Energien einbezogen. Die umfangreiche Datengrundlage erleichtert die Auswahl kostenoptimaler Lösungen für Niedrigstenergie-Häuser in Europa.

Informationen zum ENTRANZE-Data Tool 

Weiterhin wurde von der Fraunhofer-Gesellschaft ein Podcast über ENTRANZE produziert, in dem unter anderem der in neun europäischen Ländern angetriebene Politikberatungsprozess beleuchtet wird.

ENTRANZE-Podcast www.fraunhofer.de/content/dam/zv/de/audio/2013/fraunhofer-europa-packt-haeuser-ein.mp3

Weitere Informationen zum Projekt ENTRANZE auf der Projektwebsite www.entranze.eu.

Ansprechpartnerin am Öko-Institut:

Tanja Kenkmann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institutsbereich
Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
Telefon: +49 761 45295-263
E-Mail: t.kenkmann@oeko.de

Ansprechpartner und -partnerinnen am Fraunhofer ISI:

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Clemens Rohde, Judit Kockat, Jan Steinbach
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI

Leitung Presse und Kommunikation:
Anne-Catherine Jung (MA)
Tel.: +49 721 6809-100
presse@isi.fraunhofer.de
www.isi.fraunhofer.de

Gesamtprojektleitung:

TU Wien, Energy Economics Group (EEG):
Lukas Kranzl

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

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Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.