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Mehr Bio in Kommunen: neuer Praxisleitfaden hilft kommunalen Einrichtungen bei Bio-Lebensmitteln

  • Dr. Jenny Teufel
    Senior Researcher / Gruppenleiterin Nachhaltige Ernährungssysteme & Lebensweisen Produkte & Stoffströme
  • Rainer Roehl
    Geschäftsführender Gesellschafter
  • Carola Strassner
    Geschäftsführende Gesellschafterin

Nachhaltiges Wirtschaften hat Zukunft

Welche Vorteile bringt die Beschaffung von Bio-Lebensmitteln für kommunale Einrichtungen, und wie können Kommunen bei Einkauf und Beschaffung vorgehen? Diese und weitere Fragen beantwortet der neue Leitfaden "Mehr Bio in Kommunen", der vom Netzwerk deutscher Biostädte herausgegeben, von der Landeshauptstadt München beauftragt und vom Beratungsunternehmen a’verdis gemeinsam mit dem Öko-Institut verfasst wurde. Der Leitfaden ist Teil des Projektes "Strategien und Konzepte zur erfolgreichen Einführung von Bio-Lebensmitteln im Verpflegungsbereich von Kommunen" der Biostädte Augsburg, Freiburg, Heidelberg, Lauf, München und Nürnberg, das über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gefördert wurde.

Warum Bio in Kommunen?

„Kommunen haben durch ihr Einkaufsverhalten einen starken Einfluss auf Umwelt- und Klimaschutz sowie faire Arbeitsbedingungen. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher haben heute schon Interesse an mehr Bio – Kommunen können hier mit gutem Beispiel voran gehen“, erklärt Dr. Jenny Teufel, Expertin für Nachhaltigkeit und Konsum am Öko-Institut. „Bio-Lebensmittel leisten einen Beitrag zum Umweltschutz. Denn der ökologische Landbau schont in besonderem Maße unsere Ressourcen und verursacht weniger klimaschädliche Treibhausgasemissionen.“

Noch ist Bio eine Herausforderung

Öffentliche Auftraggeber in Deutschland beschaffen jährlich Produkte, Bau- und Dienstleistungen in einem Umfang von rund 19 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Etwa die Hälfte der Ausgaben entfällt auf Bund und Länder, die andere Hälfte auf Kommunen und Landkreise. In den öffentlichen Verpflegungseinrichtungen spielen Bio-Lebensmittel allerdings noch eine geringe Rolle. Nach vorsichtigen Schätzungen machen Bio-Lebensmittel im Außer-Haus-Bereich gerade einmal fünf Prozent des gesamten Bio-Marktes aus. Gründe hierfür sind – die auf den ersten Blick – höheren Preise, der im Vergleich zu herkömmlichen Produkten höhere Beschaffungsaufwand und unklare Verfahren von Bio-Zertifizierung für Großküchen.

Andreas Hermann, Experte für Beschaffungsrecht am Öko-Institut sieht noch weitere Ursachen: „Für die Beschaffungsstellen der Kommunen stellen die komplexen rechtlichen Vergabeanforderungen sowie die fehlenden politischen Vorgaben zur Beschaffung von Bio-Lebensmitteln ebenfalls eine große Herausforderung dar“.

Hilfestellung für Vergabeverfahren

Der Leitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ wirkt dem entgegen, indem er Vorschläge für Ausschreibungsverfahren enthält. Angepasst an die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen einer kommunalen Einrichtung helfen Textbausteine, den gewünschten Anteil an Bio-Lebensmitteln, vegetarischen Produkten, fair gehandelte Produkten, Fisch aus nachhaltigem Fischfang – aber auch Anforderungen zur Abfallvermeidung konkret zu formulieren. Im Serviceteil des Leitfadens stehen ausführliche Erfolgsbeispiele sowie nützliche Adressen und Literatur zum Thema.

Bio in Kommunen ist eine Managementaufgabe

Eine umweltfreundliche und sozialverträgliche Beschaffung – und dazu gehört der Einkauf von Bio-Lebensmitteln – ist eine klassische Managementaufgabe und sollte für Kommunen auch als solche verstanden werden. „Für die erfolgreiche Umsetzung des Vorhabens „Mehr Bio in Kommunen“ muss deshalb für die zuständigen Stellen auch ein klarer Handlungsrahmen geschaffen werden“, fordert Rainer Roehl von a’verdis. „Dazu gehört ein Grundsatzbeschluss vom Gemeinde- oder Stadtrat, der detaillierte Angaben über den Anteil an Bio-Lebensmitteln im Versorgungsbereich kommunaler Einrichtungen macht.“ 

Die Zukunft: Nachhaltiges Wirtschaften

„Dass immer mehr Städte und Gemeinden den Einsatz ökologischer Lebensmittel auch als wichtigen Baustein des nachhaltigen Wirtschaftens erkennen, zeigt das Biostädte Netzwerk“, sagt Prof. Dr. Carola Strassner von a’verdis zu den Zukunftsaussichten. „Derzeit haben sich 12 aktive Städte zum Ziel gesetzt, Bio-Lebensmittel verstärkt im kommunalen Bereich zu fördern, um den Ökolandbau weiter voran zu treiben. Aber auch zahlreiche andere kommunale und nicht-kommunale Beispiele zeigen, dass der Einsatz ökologisch erzeugter Lebensmittel organisatorisch und wirtschaftlich ‎gut umzusetzen ist und häufig sogar eine Verbesserung der gastronomischen Dienstleistung insgesamt bewirkt."

Der Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ auf der Internetseite von Biostädte.de