Projektionsbericht 2025: Deutschland verfehlt langfristige Klimaziele

Klimaziele 2045: Deutschland laut Projektion deutlich im Rückstand
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Deutschland kann seine klimaschädlichen Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 nahezu wie geplant reduzieren. Das im Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) festgelegte Ziel zur Emissionsminderung von 65 Prozent gegenüber 1990 wird mit 63 Prozent fast erreicht. Das im KSG geforderte Minderungsziel bis 2040 von 88 Prozent gegenüber 1990 wird jedoch mit projizierten 80 Prozent Minderung um acht Prozentpunkte verfehlt. Die geforderte Treibhausgasneutralität bis 2045 wird ebenfalls nicht erreicht. Das zeigt der Projektionsbericht 2025, den das Öko-Institut gemeinsam mit Fraunhofer ISI, IREES, Prognos, M-Five, FfE und dem Thünen-Institut im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellt hat.
Der Bericht analysiert die Wirkung bestehender und zusätzlich geplanter klimapolitischer Instrumente bis zum Jahr 2050 anhand von zwei Szenarien. Das Mit-Maßnahmen-Szenario (MMS) beschreibt bereits umgesetzte Klimaschutzinstrumente und das Mit-Weiteren-Maßnahmen-Szenario (MWMS) bezieht zusätzlich geplante Maßnahmen in die Analyse ein.
Die Projektionen dieser Szenarien in die Zukunft dürfen nicht als Prognosen für die kommenden Jahre missverstanden werden. Vielmehr werden mit Hilfe von Modellen langfristige, plausible Emissionsentwicklungen unter den Bedingungen und Annahmen zum Zeitpunkt der Modellierung erzeugt.
Sektorale Entwicklung uneinheitlich
Das Bundes-Klimaschutzgesetz beinhaltet je Sektor bis 2030 Jahresemissionsmengen, die nicht überschritten werden sollten. Explizite Ziele je Sektor gibt es jedoch nicht (mehr).
Die projizierten Emissionen entwickeln sich in den Sektoren unterschiedlich, wie folgt:
In der Energiewirtschaft wird der Großteil der Emissionsminderung bis zum Jahr 2030 durch den vorgezogenen Kohleausstieg und den Ausbau der erneuerbaren Energien erreicht. Im Jahr 2030 liegt der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch im MMS bei 76 Prozent, im MWMS bei 74 Prozent. Ab 2028 ist der Energiesektor damit nicht mehr der größte Emittent.
Die Industrie wird etwa ab 2028 zum größten Emittenten und bleibt es bis 2050. Die Emissionen sinken bis 2030 um 58 Prozent im MMS bzw. 59 Prozent im MWMS. Die Instrumente, die den größten Beitrag zur Emissionsminderung leisten, sind der EU-Emissionshandel, Klimaschutzverträge und die CO₂-Bepreisung.
Im Gebäudesektor bestehen weiterhin große Defizite. Im Jahr 2030 verbleibt im MMS eine Lücke von 110 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (Mio. t CO2-e). gegenüber dem im KSG beschriebenen Minderungspfad. Die zusätzlichen Maßnahmen im MWMS verringern diese Lücke nur marginal.
Auch im Verkehrssektor werden die im KSG angegebenen Jahresemissionsmengen bis 2030 jährlich überschritten. Im Jahr 2030 fehlen im MMS 169 Mio. t CO₂-e zum beschriebenen Minderungspfad, im MWMS sind es 155 Mio. t. Die Zielmarke von 15 Mio. batterieelektrischen Fahrzeugen wird mit 8,7 Mio. Fahrzeugen in beiden Szenarien klar verfehlt.
Die Landwirtschaft unterschreitet die Jahresemissionsmengen bis 2030. Vor allem führen zurückgehende Tierbestände und geringere Mengen ausgebrachten Stickstoffs zu sinkenden Emissionen. Da die Emissionen in der Landwirtschaft jedoch langfristig deutlich langsamer sinken als in anderen Sektoren, wird sie langfristig zur zweitgrößten Emissionsquelle.
Im Sektor Abfallwirtschaft und Sonstiges wird die Jahresemissionsmenge für das Jahr 2030 um rund 1,5 Mio. t CO2-e unterschritten. Maßnahmen wie Deponiebelüftung, optimierte Gaserfassung und weniger Lebensmittelabfälle führen zu deutlich sinkenden Emissionen.
LULUCF-Ziele deutlich verfehlt
Der LULUCF-Sektor (Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft) verfehlt die für die Jahre 2030, 2040 und 2045 im KSG hinterlegten Zielwerte und bleibt in beiden Szenarien eine Emissionsquelle. Gründe sind unter anderem die reduzierte Senkenleistung der Wälder und hohe Emissionen aus organischen Böden. 2030 liegen die projizierten Emissionen im MMS bei rund 61 Mio. t CO₂-e und erhöhen sich bis 2045 auf 75 Mio. t CO2-e.
Auch die europäischen ESR-Ziele (Effort Sharing Regulation) werden von Deutschland deutlich verfehlt. Sie liegen im MMS um 224 Mio. t CO2-e. und im MWMS um 207 Mio. t CO2-e. über den zulässigen Emissionszuweisungen für den Zeitraum bis 2030.
Sensitivitätsanalysen zeigen zudem, dass die tatsächlichen Emissionen – abhängig von wirtschaftlicher Entwicklung, Infrastrukturprojekten und politischer Umsetzung – sowohl höher als auch niedriger ausfallen könnten als im MMS.