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Erneuerbare Energien gerecht verteilen

Gerechtigkeitsaspekte beim Ausbau erneuerbarer Energien sichtbar machen

 

Wie kann eine gerechte Verteilung von erneuerbaren Energien aussehen? Das ist nicht nur eine politische Frage, sondern auch eine mit Auswirkungen auf Stromerzeugung, Emissionen, Strompreise oder Importbedarf. In zwei neuen Studien hat das Öko-Institut verschiedene Gerechtigkeitsaspekte untersucht und aufgezeigt, wie sich die unterschiedlichen Ansätze auf das Stromsystem auswirken. Die Berichte liefern eine datenbasierte Grundlage, um über eine regional gerechte, systemisch sinnvolle und sozial verträgliche Verteilung von erneuerbaren Energien zu diskutieren.

Diese Datensätze stehen allen zur Verfügung. Bei der Planung für den Ausbau erneuerbarer Energien können verschiedene Gerechtigkeitsaspekte einbezogen werden, um zu sehen, wie viel in jeder Region gebaut werden muss. Beispielhaft wurde dieser Datensatz mit der Region Oderland-Spree verwendet und im Rahmen eines Workshops mit den Beteiligten der Region die Ergebnisse erörtert. Zudem kann der Datensatz auch wissenschaftlich für Strommarktanalysen genutzt werden, die damit um die verschiedenen Gerechtigkeitsaspekte erweitert werden können.

Zügige, konfliktarme Planung

Als verschiedene Gerechtigkeitsaspekte wurden etwa eine gleichmäßige Verteilung über die verfügbare Fläche, ein Fokus auf Regionen mit hoher Stromnachfrage oder ein Ausbau anhand einer gleichen Belastung der Bevölkerung ausgemacht. Dabei gibt es nicht eine allgemeingültige gerechte Verteilung, sondern viele gleichberechtigte Perspektiven. Unterschiedliche gesellschaftliche Vorstellungen von fairer Verteilung lassen sich systematisch erfassen, in Raumplanung übersetzen und rechnerisch darstellen. Dafür werden mehrere Gerechtigkeitsmetriken kombiniert und anschließend berechnet, auf welchen Flächen sich die Vorstellungen überschneiden. Das Ergebnis der Schnittmengen sind sogenannte Konsensräume. Mit diesen methodisch ermittelten Konsensräumen liegt eine Datengrundlage vor, mit der politisch über regionale Ausbauziele diskutiert werden kann. Sie sind anschlussfähig, da nicht nur technische, sondern auch gesellschaftliche Ausbaubedingungen berücksichtigt werden. Konfliktarme Flächen werden identifiziert und Prioritäten in der Planung transparent sichtbar.

Auswirkungen auf das Stromsystem

Die Studie zeigt, dass sich je nach gewähltem Verteilprinzip Stromerzeugung, Systemkosten, Emissionen und Importbedarf zum Teil erheblich ändern. Dies ist besonders bei Windenergie auffällig, bei Freiflächen-Photovoltaikanlagen sind dagegen kaum Unterschiede festzustellen. Dadurch entstehen hier Gestaltungspielräume: Gesellschaftliche Kriterien wie Landschaftsschutz, lokale Teilhabe oder Akzeptanz können bei der Standortwahl für Photovoltaik-Freiflächen deutlich stärker gewichtet werden – ohne Effizienzverluste befürchten zu müssen. Gleichzeitig wird bei der Windenergie deutlich: Viele Formen von Gerechtigkeit sind für das Stromsystem tragbar, wenn auch nicht alle vorteilhaft sind. Beispielsweise steigt der Bedarf an Anlagen oder Importstrom, wenn Windanlagen dort gebaut werden, wo viel Strom verbraucht wird oder viele Menschen wohnen.

Forschungsprojekt EmPowerPlan

Die beiden Berichte sind Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt EmPowerPlan. Dort wurde gemeinsam mit dem Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung und dem Reiner-Lemoine-Institut untersucht, wie der Ausbau erneuerbarer Energien regional gerecht, systemisch sinnvoll und sozial verträglich gestaltet werden kann. Neben der Modellierung von gerechten Verteilungen und Strommarkteffekten wurde in einem transdisziplinären Beteiligungsprozess mit der Region Oderland-Spree ein Konzept entwickelt, wie Beteiligung in Regionalplanung frühzeitiger, inklusiver und sachorientierter ablaufen kann.

Das Projekt wurde vom BMWE gefördert und in einem interdisziplinären Konsortium aus Energiesystemmodellierung, Planungsforschung, Sozialwissenschaft und IT umgesetzt.

Studie „Gerechtigkeitsaspekte bei der Verteilung von Wind und FF-PV Anlagen in Deutschland “ des Öko-Instituts

EmPowerPlan EE-Regionalisierungsszenarien - Datensatz

Studie „Gerechtigkeit im EE-Ausbau: Systemische Wirkung gerechter EE-Verteilungen. Kosten, Emissionen und Strommarktimplikationen“ des Öko-Instituts