Vorbild Schweiz
Christiane Weihe
Die Schweiz macht große Schritte in Richtung Endlagerung von hochradioaktiven Abfällen. Im November 2024 wurde hier das Rahmenbewilligungsgesuch, das erste von drei Gesuchen, für die Tiefenlager eingereicht. Laut dem Vorschlag der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle, kurz Nagra, soll auf dem Gebiet der Gemeinde Stadel ein Kombilager entstehen. So sollen am gleichen Standort ein Tiefenlager für hochradioaktive und eines für schwach- und mittelradioaktive Abfälle errichtet werden. „Die Anlage zur Verpackung der Brennelemente soll aber, basierend auf einem Vorschlag der Öffentlichkeitsbeteiligung, am derzeitigen Zwischenlager in Würenlingen und nicht am Tiefenlager entstehen“, sagt Julia Neles, Nuklearexpertin am Öko-Institut. Das Gesuch hierfür und jenes für das Tiefenlager liegen nun beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) zur Prüfung.
Da die deutsche Grenze in unmittelbarer Nähe des geplanten Lagers liegt, hat die Bundesrepublik ein Mitwirkungsrecht im Bewilligungsverfahren. Unterstützung erhält sie dabei von der Expertengruppe Schweizer Tiefenlager (ESchT), die das Auswahlverfahren etwa durch Stellungnahmen zu wichtigen Verfahrensschritten begleitet. „Wir haben keine fachlichen Einwände gegen den Tiefenlager-Standort. Die Begründungen sind auf Basis der vorliegenden Informationen nachvollziehbar und plausibel. Nach jetzigem Kenntnisstand ist er auch aus unserer Sicht sicherheitstechnisch am besten geeignet“, sagt Neles, die eine der beiden Vorsitzenden der ESchT ist. In dieser Funktion wird sie auch in den kommenden Jahren vor allem den Bundesumweltminister, aber auch die Region beraten. „Das Verfahren zur Standortauswahl hat eine umfassende, auch grenzüberschreitende Öffentlichkeitsbeteiligung vorgesehen, deren Umsetzung gut gelungen ist“, sagt die Wissenschaftlerin. „Aus diesem Grund gab es sehr wenige Kontroversen in der Schweiz – das kann ein gutes Vorbild für unsere Endlagersuche sein.“