Direkt und divers
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Christiane Weihe
Einmal im Jahr treffen sie sich an den Übungsdächern. Zwanzig Quadratmeter sind diese groß und stehen auf dem Boden. Daran können alle Teilnehmenden die Montage von Solaranlagen üben – mit unterschiedlichen Dachziegeln und verschiedenen Steigungswinkeln. Organisiert wird diese praxisorientierte Ausbildung von Photovoltaik-Montagehelfer*innen vom Solarcamp Freiburg. „Unser Ziel ist es, Menschen den Einstieg ins Handwerk zu erleichtern, Fachkräfte für die Energiewende zu gewinnen und damit den Ausbau der erneuerbaren Energien zu unterstützen“, sagt Janelin Gutzeit, eine der ehrenamtlichen Organisator*innen. „Mich hat es von Anfang an motiviert, dass wir mit dem Solarcamp einen direkten Impact haben. Dass wir etwas Greifbares zum Klimaschutz beitragen können.“ 2024 hat das Projekt dafür den Nachhaltigkeitspreis „Zukunftserbe“ der Stiftung Zukunftserbe erhalten. „Die damit verbundene finanzielle Unterstützung war für uns sehr wichtig – ebenso wie die Wertschätzung für unsere Arbeit.“
Ein besonderer Fokus liegt beim Solarcamp Freiburg auf FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, inter-, nicht-binäre, trans und agender Personen) – bei jedem Solarcamp werden mindestens 50 Prozent der Plätze mit ihnen besetzt – sowie weiteren benachteiligten Gruppen. „Wir wenden uns etwa an sozial benachteiligte Jugendliche, Quereinsteiger*innen, die zum Beispiel wegen des Strukturwandels keine berufliche Perspektive haben, sowie Geflüchtete, die Beschäftigung suchen.“ Der Austausch und die Vernetzung zwischen den Teilnehmenden sind zentrale Elemente des Bildungsangebots. „Die Solarcamps sind sehr divers – egal, ob mit Blick auf Geschlecht, Alter, Bildung oder Herkunft.“ Teil der jährlichen, zweiwöchigen Fortbildung ist daher auch ein Awareness-Konzept, das die Teilnehmenden sensibilisieren und verbinden soll. Bevor es an die Übungsdächer geht, lernen sie zudem die theoretischen Grundlagen der Photovoltaik sowie die Planung von Solaranlagen. „Sie können zudem ein Zertifikat als elektrotechnisch unterwiesene Person erhalten.“ Darüber hinaus organisiert das Solarcamp Praktikumsplätze bei Handwerksbetrieben in der Region. Janelin Gutzeit kümmert sich mit vielen weiteren Engagierten um die Vorbereitung von Schulungen, die Gewinnung von Handwerksbetrieben sowie um Pressearbeit und Social Media. „Leider sind unsere Kapazitäten sehr begrenzt – daher freuen wir uns immer über Freiwillige, die sich für das Solarcamp engagieren wollen.“
Das erste Solarcamp fand übrigens 2022 in Braunschweig statt, mittlerweile engagieren sich bundesweit zahlreiche Freiwillige für die Idee, so zum Beispiel in Oldenburg, Halle und Bonn. Die Organisation Solarcamp for Future bietet zudem Unterstützung für weitere Gründungen. „Wir tauschen uns außerdem mit anderen Solarcamps zu unseren Erfahrungen aus.“
Das Engagement für erneuerbare Energien endet für Janelin Gutzeit und ihre Mitstreiter*innen übrigens nicht im Solarcamp. Schon seit einiger Zeit arbeiten sie an einer neuen Idee: ein großes Wohnhaus in Freiburg komplett mit upcycelten Balkon-Solaranlagen auszustatten. „Mit diesem Projekt wollen wir auch dazu beitragen, dass Menschen von Solarenergie profitieren, die sich das sonst nicht leisten könnten.“
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Janelin Gutzeit
Solarcamp Freiburg