Einführung
Transformation = [nachhaltig + digital]
Digitale Technologien und Geschäftsmodelle sind in unserem Lebens- und Arbeitsalltag allgegenwärtig. Der digitale Wandel trägt dazu bei, Wohlstand und Lebensqualität zu steigern. Gleichzeitig werden neue gesellschaftliche und ökonomische Problemlagen sichtbar. Mit Blick auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind die Folgen dieses Wandels weitreichend – und ebenso ambivalent. So können digitale Technologien direkt dazu beitragen, Energie und Ressourcen einzusparen. Andererseits können gegenteilige, negative Folgen entstehen, wenn die Herstellung und Nutzung digitaler Geräte mehr Materialien und Energie verbraucht.
Die Weichen, wie wir künftig digital leben, kommunizieren, arbeiten, wirtschaften und konsumieren, Daten speichern und nutzen, stellen wir heute. Die Tagung des Öko-Institut fragt deshalb nach der Gestaltung von Digitalisierung und diskutiert wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmensetzungen und praktische Erfahrungen in fünf Handlungsfeldern:
Monopole, Märkte, Politik: ökologische Regulierung der Datenwirtschaft
Die digitale Zukunft wird auf Daten gebaut. Künstliche Intelligenz, selbstlernende Algorithmen, „automatisierte Entscheidungsassistenten“: sie alle werden auf der Grundlage von „Big Data“ programmiert und betrieben. Durch diese neuen Anwendungen, so das Versprechen, sollen Verkehr, Arbeit, Gesundheit, Teilhabe revolutioniert und Wohlstand optimiert werden. Big Data soll so ein Game-Changer für eine nachhaltigere Welt sein.
Mit den neuen, datengetriebenen Anwendungen sind aber auch große Sorgen verbunden: Werden große Datenmonopole bald als einzige die Systeme gestalten, die den Ausschlag dafür geben, auf welchen Wegen wir fahren, wie unsere Städte gebaut werden, wie wir konsumieren oder produzieren? Könnten die datenbasierten Anwendungen der Digitalisierung umweltschädliches Verhalten verstärken und damit zum Brandbeschleuniger der Umweltzerstörung werden? Aktuelle Diskussionen um die Regulierung der Datenökonomie nehmen diese ökologischen Herausforderungen noch nicht ausreichend zur Kenntnis.
Wie eine Regulierung der Datenwirtschaft aus umweltpolitischer Perspektive aussehen sollte, diskutiert der Themenslot DATEN nach Impulsen aus Politik und Wissenschaft.
Hardware, Software, Dienstleistungen: IT im Nachhaltigkeitscheck
Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) wächst seit Jahren beständig an. Digitale Endgeräte, Rechenzentren und Datennetze benötigen beständig mehr Ressourcen und Energie. Rasche Innovationszyklen verstärken die ohnehin kurze Lebensdauer elektronischer Produkte und führen zu einem erheblichen energetischen und rohstofflichen Rucksack der digitalen Geräte und Infrastrukturen.
Wie kann IKT sowohl mit Blick auf die Hardware als auch auf ihre Anwendungen und Dienstleistungen nachhaltig gestaltet werden? Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, damit die Digitalisierung nicht zu einem immer höheren Energie- und Ressourcenverbrauch führt? Wie kann Transparenz über Rohstoffherkunft und Ressourcenverbrauch von IKT-Technologien hergestellt werden? Mit welchen Innovationen im Bereich der IT-Dienstleistungen kann die Energie-, Verkehrs- und Rohstoffwende vorangebracht werden?
Zu diesen Fragen geben Fachleute Impulse in den Feldern Hardware, Software und IT-Dienstleistungen, um danach vertieft über Lösungen der IKT für die Nachhaltigkeit zu diskutieren.
Sonne, Wind und Bytes: Welche Daten braucht die Energiewende?
Digitale Technologien können die Energiewende voranbringen. Energiewende heißt, dass Strom aus erneuerbaren Energien künftig von Millionen dezentraler Anlagen erzeugt wird, und dass auch die Verbraucher flexibler werden müssen. Die Digitalisierung kann helfen, diese vielen Akteure zu koordinieren, sowohl im Strommarkt wie auch im Management der Netze.
Wo wird die Energiewende durch die Digitalisierung transparenter und effizienter, wo geht es gar nicht ohne Digitalisierung? Werden Märkte dezentraler oder entstehen neue digitale Monopole? Welche digitalen Lösungen ermöglichen den Ausbau und die optimale Einbindung der erneuerbaren Energien und einen flexiblen Stromnetzbetrieb? Führt die Digitalisierung in der Energiewirtschaft zu mehr Einfluss für die Verbraucher, oder werden lediglich noch mehr Daten von den Verbrauchern erhoben?
Diese und weitere Fragen werden im Themenslot ENERGIE gestellt und mit Expertinnen und Experten aus Stromversorgungsunternehmen, neuen Dienstleistern und der Bundesnetzagentur diskutiert.
Mit Apps zum Klimaschutz: Car- und Ridesharing als Fluch oder Segen?
Nutzen statt besitzen: Neue Mobilitätsdienstleistungen für eine flexible Mobilität ohne eigenes Auto haben in Zeiten der Digitalisierung eine große Bedeutung für die Verkehrswende in Städten. Unter dem Schlagwort „Mobility as a service“ versprechen die neuen Konzepte positive Wirkungen auf Umwelt und die Stadtgesellschaft. Sie sollen unsere Mobilität einfacher und unsere Städte lebenswert machen und gleichzeitig wesentlich zum Klimaschutz beitragen.
Welche Chancen bieten Car- und Ridesharing für Klimaschutz und Nachhaltigkeit im urbanen Raum? Welche Risiken müssen frühzeitig erkannt und wie kann gegengesteuert werden? Welche Vision müssen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik für die Gesellschaft von Morgen entwickeln, damit sich die Potenziale eines intermodalen Ansatzes entfalten können? Welche politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sind notwendig, damit Car- und Ridesharing Bausteine zum Gelingen der Verkehrswende werden können?
Zugespitzte Kurz-Inputs zu diesen Fragestellungen aus Wissenschaft und Beratung eröffnen die Debatte im Themenslot MOBILITÄT für eine Fishbowl-Diskussion mit einem Ridesharing-Anbieter und Ihrer Beteiligung.
Don’t believe the hype oder: wie Konsum doch noch nachhaltig werden kann
Der Onlinehandel wächst. Preisvergleiche, Kundenbewertungen, Produktvorschläge erleichtern die Produktauswahl. Influencer und Influencerinnen setzen neue Trends und prägen Lebensstile. Kann die Digitalisierung dazu beitragen mehr nachhaltigere Produkte zu konsumieren? Kann unser Konsum auf ein Niveau gebracht werden, das die planetaren Grenzen einhält?
Die Bewertung, wie sich die Digitalisierung auf Umwelt- und Nachhaltigkeit auswirkt, steht noch am Anfang; das Bild ist ambivalent: Nachhaltigere Produkte sind durch den Onlinehandel leichter verfügbar geworden. Auch in komplexen Lieferketten können Informationen zu Umwelteigenschaften und Arbeitsbedingungen besser ausgetauscht werden. Gebrauchte Produkte finden einfacher neue Nutzerinnen und Nutzer und das Teilen von Produkten wird durch peer to peer-Sharing unterstützt. Umgekehrt werden durch personalisierte Werbung und individualisierte Preisangebote neue Bedürfnisse geweckt, der Konsum weiter angekurbelt und Lieferverkehr erzeugt. Hohe Retouren-Quoten tragen nicht nur zu mehr Verkehr bei, die Vernichtung zurückgenommener Waren verschwendet Ressourcen und erhöht die Abfallmengen.
Im Themenslot KONSUM dient das Feld Bekleidung als Bezugsrahmen für tiefergreifende Diskussionen mit Fachleuten aus Wissenschaft, Handel und Zertifizierern für Nachhaltigkeit.
Tagungsdokumentation
Tagungsdokumentation
Digitalisierung, Klimaschutz und Gerechtigkeit zusammendenken; Nachhaltigkeit als bestimmenden Faktor der Digitalisierung etablieren; Innovationsziele für die Energie- und Ressourceneffizienz definieren – das waren zentrale Forderungen der Jahrestagung des Öko-Instituts zur nachhaltigen Gestaltung der Digitalisierung in den kommenden Jahren. Gemeinsam mit 170 Gästen diskutierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts am 24. Oktober 2019 in Berlin die Herausforderungen der Digitalisierung für die Nachhaltigkeit. Eine Dokumentation zur Tagung mit Präsentationen, Videomitschnitten und Fotos ist jetzt online.
Den Programmflyer der Jahrestagung 2019 als pdf finden Sie hier.
Einen Tagungsrückblick auf Twitter finden Sie hier.
Werte, Zukunft, Politik – Stimmen aus der Abschlussdiskussion.
Fotos der Tagung (Flickr)
Videomitschnitte der Tagung (Youtube)
Alle Präsentationen im Überblick
EINFÜHRUNG
Datenregulierung als ökologische Weichenstellung
Dr. Peter Gailhofer, Öko-Institut
Informationstechnik als materielle Basis der Digitalisierung
Jens Gröger, Öko-Institut
DATEN
Weg zu einer nachhaltigen Europäischen Datenökonomie
Dr. Stephan Heumann, Stiftung Neue Verantwortung
tba. (folgt)
Juliane Petrich, Verband der TÜV e. V.
Zivilgesellschaftliche Datensouveränität als Ziel einer ökologischen Regulierung?
Dr. Peter Gailhofer, Öko-Institut
GREEN IT
Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0?
Prof. Dr. Liselotte Schebek, TU Darmstadt
Energiesparen mit IT-Dienstleistungen
Knut Grabowski, ÖKOTEC Energiemanagement GmbH
Kann Software nachhaltig?
Prof. Dr. Stefan Naumann, Hochschule Trier / Umwelt-Campus Birkenfeld
MOBILITÄT
Einführung: Mit Apps zum Klimaschutz: Car- und Ridesharing als Fluch oder Segen?
Dr. Wiebke Zimmer, Öko-Institut
Impuls 1: Mit Apps zum Klimaschutz: Car- und Ridesharing als Fluch oder Segen?
Dr. Claudia Nobis, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Impuls2: Mit Apps zum Klimaschutz: Car- und Ridesharing als Fluch oder Segen?
Dr. Jan Werner, KCW
ENERGIE
Sonne, Wind und Bytes: Welche Daten braucht die Energiewende?
Christoph Heinemann, Öko-Institut
Transformation [nachhaltig + digital]
Julia Roes, enyway
Digitalisierung für mehr Innovationen und Einfluss für die Verbraucher/innen
Dr. Holger Krawinkel, MVV
Steuern, Vernetzen, Ermöglichen: Digitale Lösungen für erneuerbare Energien und Stromnetze
Dr. Tobias Pletzer, Schleswig-Holstein Netz AG
Erfordert die Digitalisierung eine neue Regulierung?
Stefanie Meyenborg, Bundesnetzagentur
KONSUM
Don‘t believe the hype – oder:Wie Konsum doch noch nachhaltig werden kann
Carl-Otto Gensch, Öko-Institut
Digitalisierung in der Fairtrade Zertifizierung
Jens Benke, Flocert
Digitization + Sustainability = Impact and Empowerment
Marcel Richert, Tchibo
Referent*innen

Dr. Dierk Bauknecht arbeitet am Öko-Institut in…
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Jens Benke, M. A. Politikwissenschaft, arbeitet…
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Dr. Peter Gailhofer arbeitet am Öko-Institut zu…
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Carl-Otto Gensch leitet seit dem Jahr 2002 den…
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Knut Grabowski hat Physik an der Technischen…
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Nachhaltigkeit in der Konsum- und Produktpolitik…
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Seit 2009 befasst sich Jens Gröger am Öko-Institut…
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Theresa Hannig (35) studierte Politikwissenschaft,…
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Dr. Nele Kampffmeyer arbeitet am Öko-Institut zu…
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Die Aufgabenschwerpunkte von Andreas R. Köhler…
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Andreas Kröhling war nach seinem Studium der…
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Prof. Dr. Stefan Naumann vertritt am Standort…
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Claudia Nobis, M. A. Kulturwissenschaften, Dr.…
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Johanna ist bei CleverShuttle im Business…
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Welchen Chancen bietet Digitalisierung für die…
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Julia Roes (31) ist Produktmanagerin beim…
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Prof. Dr. Liselotte Schebek leitet das Fachgebiet…
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Nachhaltige Personenmobilität steht im Mittelpunkt…
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Dr. Jan Werner ist Volljurist und seit 2003…
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Eine faire Alternative zu Amazon zu schaffen ist…
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Die Diplom-Chemikerin und Physikerin Dr. Wiebke…
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Infos & Kontakt
Veranstalter
Öko-Institut e.V.
Freiburg | Darmstadt | Berlin
Telefon: +49 761 45295-0
Fax: +49 761 45295-288
www.oeko.de | info--at--oeko.de
Mit dieser Veranstaltung unterstützt das Öko-Institut auch die Bewegung #bitsundbäume. Diese will eine gemeinsame Grundlage schaffen, wie die Digitalisierung so gestaltet werden kann, dass sie dem Gemeinwohl und Frieden dient, Datenschutz ernst nimmt und soziale und ökologische Ziele gleichermaßen fördert.
Veranstaltungsort
dbb forum
Friedrichsstraße 169/170
10117 Berlin
Weitere Informationen
Clara Wisotzky
Telefon: +49 30 405085-358
E-Mail: c.wisotzky--at--oeko.de