Ausgabe: September 2023, Worauf wir stehen – Ein besserer Boden- und Flächenschutz


Im Fokus

Porträt: Dr.-Ing. Jens-Martin Gutsche (Gertz Gutsche Rümenapp)

Er spricht über Chancen, die in der Innenentwicklung liegen. Gründe, warum sie im ländlichen Raum so schwer gelingt. „Innenentwicklung meint die Nutzung bereits erschlossener Flächen – etwa, wenn Baulücken geschlossen werden“, erklärt Dr.-Ing. Jens-Martin Gutsche. „Bei der Außenentwicklung werden hingegen neue Flächen belegt.“ Der Experte für Flächennutzung begleitet Kommunen und Regionen bei der Siedlungsentwicklung. „Hier gibt es viele engagierte Akteur*innen. So haben sich schon vor über zehn Jahren zehn Gemeinden im Nordwesten Bayerns zur Innenentwicklung verpflichtet. Sie konnten etwa 50 Hektar Flächen einsparen.“

„Gerade im ländlichen Raum ist die Neuinanspruchnahme von Flächen überdurchschnittlich hoch, weil hier Fläche für wenig Geld zu haben ist.“

Der studierte Verkehrsplaner hat für das Umweltbundesamt einen Flächenrechner entwickelt, der Kommunen zeigt, in welchem Maße sie ihren bisherigen Flächenverbrauch reduzieren müssen, um gemeinsam das Unter-30-Hektar-Ziel zu erreichen. Eine Kontingentierung, wie es sie in manchen Regionen schon gibt, könnte laut Gutsche ein wertvolles Instrument sein, um die Flächenneuinanspruchnahme zu begrenzen. Denkbar wäre auch ein Flächenzertifikatehandel. „Dabei müssten Kommunen Zertifikate einsetzen, wenn sie neue Flächen belegen wollen. Je nach Ausgestaltung könnten davon auch Gemeinden profitieren, die sich nicht weiter entwickeln wollen, indem sie Zertifikate an jene verkaufen, die dies tun.“

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Kontakt

Dr.-Ing. Jens-Martin Gutsche
Gesellschafter
Gertz Gutsche Rümenapp - Stadtentwicklung und Mobilität

Ruhrstraße 11
22761 Hamburg

Mail: gutsche--at--ggr-planung.de

Zur Person

Dr.-Ing. Jens-Martin Gutsche hat an der Technischen Universität (TU) Berlin Planung und Betrieb im Verkehrswesen studiert, er promovierte an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) zur Frage, welche Effekte das kommunale Finanzsystem auf den Verkehr hat. Mit zwei TUHH-Kollegen gründete er 2003 das Büro Gertz Gutsche Rümenapp – Stadtentwicklung und Mobilität, Das Unternehmen unterstützt Kommunen und Regionen bei der Gemeinde- und Regionalentwicklung, so etwa in den Bereichen Verkehr und Mobilität, Siedlungsentwicklung und Infrastruktur. Sein Mit-Gesellschafter Prof. Dr.-Ing. Carsten Gertz hat heute den Lehrstuhl für Verkehrsplanung an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) inne.

Jens-Martin Gutsche hat für das Umweltbundesamt einen Flächenrechner entwickelt. Dieser visualisiert öffentlich zugänglich die Flächenneuinanspruchnahme und verdeutlicht, was das Ziel der Bundesregierung, diese auf unter 30 Hektar täglich zu begrenzen, für einzelne Kommunen und Regionen konkret bedeutet.

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