Ausgabe: Juni 2018, Wissen und Wissenschaft – Fakten zu Alternativen statt alternative Fakten
Arbeit / Aktuell
Straßen unter Strom
Elektrischer LKW-Verkehr im Realitätscheck

LKWs sind auf deutschen Autobahnen allgegenwärtig. Sie transportieren im Jahr rund 3.500 Millionen Tonnen Güter und verursachen dabei 56 Millionen Tonnen CO2 – rund ein Drittel der gesamten Verkehrsemissionen in Deutschland. Die Zahl der von schweren Nutzfahrzeugen gefahrenen Kilometer steigt dabei seit Jahren an und damit auch der Anteil an klimaschädlichen Emissionen. Wie der Straßengüterverkehr klimafreundlicher gestaltet werden kann, steht jetzt im Fokus des neuen Forschungsprojektes „Swedish-German research collaboration on Electric Road Systems“. Darin arbeitet das Öko-Institut eng mit einer Reihe von Partnern zusammen, darunter das ifeu in Heidelberg, die Hochschule Heilbronn und das Institut RISE Viktoria in Schweden.
„Heute fahren Lastkraftwagen vorrangig mit Diesel – das ist aus Klimasicht aber auch mit Blick auf die derzeit viel diskutierten, gesundheitsschädlichen Stickoxide keine Option für die Zukunft“, sagt Florian Hacker, Projektleiter am Öko-Institut. „In unserem Projekt schauen wir deshalb auf Alternativen für den Güterfernverkehr und untersuchen, welchen Beitrag sie zur CO2-Minderung leisten können. Wir bewerten dabei unterschiedliche Technologien, etwa Oberleitungs-Hybrid-LKW, Stromschienen, die in der Straße verlaufen und die Fahrzeuge so mit Strom versorgen, sowie Induktionssysteme, die LKW-Akkus elektromagnetisch aufladen.“
Die Forscherinnen und Forscher analysieren zudem, wie viel Energie für den elektrischen Betrieb der LKW bereitgestellt werden muss und welche Rohstoffe die Technologien benötigen. Sie betrachten neue Geschäfts- und Finanzierungsmodelle für den Aufbau einer grenzüberschreitenden Infrastruktur und geben Empfehlungen für die gesetzliche Rahmensetzung sowie technische Standards.
Das Projekt mit dem Kurznamen CollERS ist ein Baustein der zwischen Deutschland und Schweden geschlossenen Partnerschaft „Innovation und Kooperation für eine nachhaltige Zukunft“. Darin haben beide Länder im Jahr 2017 vereinbart, enger zur Elektrifizierung von Fern-Lkw zusammenzuarbeiten. Mit dem Projekt schaffen sie nun eine gemeinsame Wissensbasis und diskutieren Strategien für eine erfolgreiche länderübergreifende Einführung elektrischer Straßensysteme in Europa. Sie berücksichtigen dabei Erfahrungen aus Praxiseinsätzen, bei denen elektrisch betriebene LKW auf Fernstraßen in Deutschland und Schweden im Regelbetrieb zum Einsatz kommen.
Das Projekt „Swedish-German research collaboration on Electric Road Systems" (CollERS) wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und der schwedischen Transportbehörde (Trafikverket) gefördert.
Weitere Projektpartner sind: Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE, Intraplan Consult, Chalmers University of Technology, Königliche Technische Hochschule (KTH), schwedisches Institut für Straßen- und Verkehrsforschung (VTI).
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