Ausgabe: März 2020, Unser Essen – eine Gefahr? – Nachhaltigkeit bei Ernährung und Landwirtschaft
Im Fokus
Porträt: Kirsten Wiegmann (Öko-Institut)

Die Landwirtschaft begleitet sie schon ihr ganzes Leben. Denn aufgewachsen ist Kirsten Wiegmann auf einem kleinen Hof mit Rindern, Schweinen, Geflügel und einem großen Gemüsegarten, den ihre Mutter und Großmutter bewirtschaftet haben. „Erst als ich dort ausgezogen bin, habe ich die Normalität von Ernährung und Landwirtschaft in der Industriegesellschaft erlebt“, sagt die Wissenschaftlerin vom Öko-Institut. Auch nach dem Studium hat die Landwirtschaft sie nicht losgelassen. „Eigentlich wollte ich das Thema nachhaltiger Verkehr bearbeiten, aber irgendwie hat es mich immer wieder zur Landwirtschaft zurückgetragen.“
Ernährung und Landwirtschaft sind zwei Seiten derselben Medaille, betont Wiegmann. Zwei Seiten, die beide für mehr Nachhaltigkeit sorgen müssen. „Wir müssen die Tiere auf würdige und artgerechte Weise halten sowie den Bauern angemessene Preise zahlen. Dann steigt der Preis von Milch und Fleisch, was wiederum den Konsum verringert“, sagt sie. „Gleichzeitig muss sich die Erzeugung eben jener Produkte an den biologischen Potenzialen orientieren.“ Das heißt für die Geoökologin und Energiewirtin: Wieder in Nährstoffkreisläufen zu denken und diese zu schließen. „Die Landwirtschaft sollte nur so viele Tiere zu halten, wie sie Flächen hat, um diese auch zu ernähren, und nicht Futtermittel in großem Umfang importieren.“ Dies trage ebenso dazu bei, Biodiversität wieder in den Vordergrund zu rücken: „Dazu gehört übrigens auch eine Sortenvielfalt im landwirtschaftlichen Anbau.“
Im Fokus der Arbeit von Kirsten Wiegmann stehen vor allem Biomassepolitik und Klimaschutz. Die Geoökologin und Energiewirtin, die seit 2002 für das Öko-Institut tätig ist, befasst sich hier vor allem mit Bewertungsfragen von Biomasse- und Landnutzung und Klimaschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft, wofür sie vielfach Szenarioanalysen erstellt. Ein wichtiger Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Quantifizierung von Treibhausgas-Minderungspotenzialen in der Landwirtschaft sowie die Bewertung und Entwicklung von Politikinstrumenten für eine umweltfreundlichere Landwirtschaft und deren anschließendes Monitoring.
Wichtige Projekte
Wissenschaftliche Analysen zu aktuellen klimapolitischen Fragen im Sektor Landwirtschaft
Low-Carbon Europe: Entwicklung ambitionierter Klimaschutzszenarien unter Berücksichtigung von Energieversorgungssicherheit, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit
Instrumente und Maßnahmen zur Stickstoffreduktion im Rahmen der Stickstoffstrategie Baden-Württemberg
Erstellung eines Monitoringberichts 2020 zum integrierten Klimaschutzplan Hessen 2025 des Landes Hessen
Implementierung von Nachhaltigkeitskriterien für die stoffliche Nutzung von Biomasse im Rahmen des Blauen Engels
Aktuelle Publikationen
Quantifizierung von Maßnahmenvorschlägen der deutschen Zivilgesellschaft zu THG-Minderungspotenzialen in der Landwirtschaft bis 2030Umsetzung Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 – Begleitung der Umsetzung der Maßnahmen des Aktionsprogramms
Ausbildung
Studium der Geoökologie an der TU Braunschweig
Studium der Energiewirtschaft an der FH Darmstadt (heute Hochschule Darmstadt)
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